17.09.2021

«Altstätten ist eine Perle»

An der Infoveranstaltung wurde die neue, in den letzten vier Jahren erarbeitete Schutzverordnung präsentiert.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
«Es gibt sogar im nationalen Vergleich kaum einen Ort, der  eine solche Fülle an einzigartigen historischen Objekten präsentiert», sagt Kunsthistoriker Daniel Studer, der an der neuen Schutzverordnung mitarbeitete. Eine Perle sei Altstätten nicht nur in Sachen städtischen Bauten, sondern auch was Bauernhäuser anbelange. «Allein über diese könnte ein Buch geschrieben werden.» Bei den städtischen Bauten verwies er auf die grossen Volumen der Zeitzeugen aus dem vorletzten Jahrhundert, etwa dem des  Hotels Drei König, dem Schulhaus und dem Kinder- und Jugendheim Bild. «Selbst die Stadt St. Gallen hat zu letzteren beiden nichts Vergleichbares», sagte Studer. Im neu erstellten Inventar haben die erwähnten Beispiele deshalb eine überregionale Bedeutung und sind auf kantonaler Stufe schützenswert. Bei Sanierungen übernimmt der Kanton neu die entsprechenden Beiträge komplett und teilt sich diese nicht mehr mit der Stadt. Dasselbe gilt dafür neu für die Stadt, wenn es sich um lokal schützenswerte Bauten handelt. Studer erklärt das anhand des Doppel-Wohn- und -Geschäftshauses mit dem markanten Erker an der Ecke Trogener-/Heidenstrasse (siehe Bild). Für Altstätten ist es speziell, repräsentiert städtisches Flair, ist deshalb lokal schützenswert, aber im kantonalen Kontext gibt es viele ähnliche Zeitzeugen.Wohnhäuser von Ebnöther und Ritter neu dabeiWurden in der aktuell noch gültigen Schutzverordnung aus dem Jahre 1996 Bauten bis zu Beginn des 20. Jahrhundert berücksichtigt, schaut man nun bereits auf die letzten vierzig Jahre zurück. Neu aufgenommen wurde etwa das Wohnhaus und Atelier des Altstätter Künstler Josef Ebnöther als typischer Zeitzeuge der frühen 1970er-Jahre. Ebenfalls neu dabei ist die Villa von Metzger Ritter. Erbaut Anfang der 1980er-Jahre, wird begründet, sei es ein aussergewöhnliches Beispiel eines neueren Wohnhauses, und da selbst das vom Architekten Hans Schmid entworfene Mobiliar noch enthalten sei, gelte es als Gesamtkunstwerk.  Insgesamt sind 125  schützenswerte Objekte vertreten, 22 neue – 19 wurden entlassen. Im Inventarteil Kultur sind neu auch Gärten enthalten. Ortsplaner Hanspeter Woodtli erklärte: «Dazu gehören Elemente der Anlage der Villa Locher, der Marolanipark und der Klostergarten zum Guten Hirten und Maria Hilf.» Selbst historische Verkehrswege, das ist ebenfalls neu, und diverse Arten von Gebieten wurden unter Kultur inventarisiert. Wobei dort Rücksichtnahme Priorität hat: Dass beispielsweise eine einst überteerte Römerstrasse bei einer Sanierung nicht einfach zerstört wird und auf allfällige historische Fundstücke geachtet wird. Der zweite Inventarteil betrifft Natur und Landschaft. Biologe Urs Weber erklärte die drei Typen. Erstens sind dies die klassischen Naturschutzgebiete, unterteilt in Trockenwiese/Weide, Feuchtgebiete und Renaturierungsflächen: Insgesamt gibt es in Altstätten 82 davon, gegenüber 1996 fielen acht weg, 19 kamen dazu. Zweitens einzelne Hecken-, Feld- und Ufergehölze: 337 sind aktuell verzeichnet.Fünf Kilometer TrockenmauernDrittens gibt es die neuen Objekttypen: Elf Amphibienlaichgebiete, 37 Nährstoffpufferzonen und 61 Trockenmauern mit einer Gesamtlänge von rund  fünf Kilometern. Weber erklärte, dass rund zwei Drittel davon im Alpgebiet von Lienz liegen würden. Auf die Inventare bezogen meinte Stadtpräsident Ruedi Mattle an der Infoveranstaltung in der BZR-Aula am Mittwochabend zu den rund 40 Teilnehmern: «Da gibt es auch für Ortskenner noch einiges Interessantes zu entdecken.» Die neue Schutzverordnung mit den Inventaren findet man auf www.altstaetten.ch. Nach den Bürgersprechstunden wird sie vom 11. Oktober bis 9. November öffentlich aufgelegt.Bürgersprechstunden über die neue Schutzverordnung im Feuerwehrdepot, Feldwiesenstrasse 42: Samstag, 25. September, 9 bis 11 Uhr, Mittwoch, 29. September, 18 bis 21 Uhr.