04.06.2020

Auch die Trainingsmuffel kehren zurück

Ab nächster Woche ist in den Sportvereinen Mannschaftstraining möglich, nun dienen die Rheintaler Fussballplätze wieder ihrem Zweck.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Wer die grüne Pracht in auf der Degern in Au oder dem Kolbenstein in Montlingen, wo der Rasen gar frisch saniert wurde, noch bewundern möchte, muss sich beeilen: Ab Montag werden die Plätze wieder von den Rheintaler Fussballern bevölkert und entsprechend abgenutzt.In vielen anderen Sportarten wird schon seit einem knappen Monat wieder in Kleingruppen trainiert. Die Rheintaler Fussballer erwiesen sich in der Coronapause dagegen als Trainingsmuffel. Nur in Rebstein und Rüthi setzten einzelne Mannschaften das strenge Konzept um, das nach dem ersten Lockerungsschritt des Bundesrats möglich war: Training in Kleingruppen, ohne Körperkontakt und mit geschlossenen Garderoben.Vorschriften sind überschaubar gewordenAb Montag, 8. Juni, greift bei den Sportclubs die zweite Lockerung des Bundes. Damit wird Mannschaftstraining wieder möglich, auch Garderoben können geöffnet werden. Die zu beachtenden Vorschriften sind überschaubar geworden. Die Abstandsregeln gelten noch rund ums Training, aber nicht mehr in diesem (allerdings muss jeder 10 m2 Trainingsfläche zur Verfügung haben). Wer sich krank fühlt, muss zu Hause bleiben. Gründliches Händewaschen bleibt Bedingung und die Vereine müssen eine Präsenzliste führen und jeder muss einen Corona-Beauftragten stellen.Vorläufig gilt noch die Beschränkung auf 300 Leute auf der Anlage. Diese Bestimmungen lassen auch bald wieder Testspiele zu: Ab 15. Juni können die ersten Partien ausgetragen werden. Die Saison beginnt wie in den letzten Jahren Anfang August mit zwei Cuprunden. Die ohnehin kurze Sommerpause entfällt bei den meisten und die Ferienabsenzen dürften rückgängig sein. «Hoffentlich sind dann die Spieler beim Saisonstart eher fit als früher», sagt Montlingens Presseverantwortlicher Dominik Sieber.Klagen über mangelnde Information der VereineAuch Ernst Graf, Präsident des FC Au-Berneck, freut sich auf den baldigen «Saisonstart» seiner Kicker. Dass die Fussballer im Gegensatz zu anderen bisher nicht trainierten, begründet er vor allem mit der Mannschaftsgrösse, wodurch (zu) viele Trainer benötigt worden wären. Zudem sei der Zweikampf im Fussball derart elementar, das ein Training mit Abstandsregeln nur schwer vorstellbar sei: «Für die Faustballer war es bestimmt einfacher, diese Vorgabe umzusetzen.»Einige Eltern von Junioren klagen, dass sie schlecht bis gar nicht informiert worden seien – nicht nur, aber auch im Au-Bernecker Umfeld. Ernst Graf entgegnet, er habe seinen Trainern das Vorgehen nach der ersten Lockerung mitgeteilt: «Die Spieler, bzw. die Junioren zu informieren, war ihre Aufgabe. Und Nachfragen sind jederzeit möglich.»Nur zwei Vereine haben das seit 11. Mai geltende Coronakonzept umgesetzt: Der FC Rüthi und der FC Rebstein, bei dem seit zwei Wochen auch die erste Mannschaft wieder trainiert. Beachtlich war die Entscheidungsfindung beim FC Rüthi: Der restliche Vorstand war gegen die Wiederaufnahme des Trainings, aber Juniorenobmann Simon Ammann wollte unbedingt in coronagerechten Kleingruppen trainieren. Der Vorstand bewilligte dieses Ansinnen unter der Bedingung, dass er die ganze dafür nötige Arbeit erledigt.Spannende Übungen dank Videos von ProfivereinenIm letzten Training mit erheblichen Corona-Einschränkungen bilanziert Ammann: «Es hat sich gelohnt, mit dem Training schon wieder zu beginnen. Bei den von mir trainierten A-Junioren war der Trainingsbesuch sogar besser als vor der Coronapause.» Nebst den ältesten Junioren haben auf dem Rheinblick auch die zweite Mannschaft sowie D- und E-Junioren das Training wieder aufgenommen.Die Trainings waren trotz Einschränkungen abwechslungsreich. Nicht primär wegen des Einfallsreichtums des Oberstufenlehrers, sondern vor allem wegen seiner Entdeckung: «Die Profiklubs SC Freiburg und Red Bull Salzburg stellen interessante Übungen ins Internet, die ich zum Teil übernommen habe.»Grosse Vereine stellen kleinen Hilfsmittel zur Verfügung; ist das schon die viel gepriesene Solidarität, die sich in der Coronakrise gezeigt hat?