28.07.2019

Borkenkäfer reitet auf Hitzewelle

Wegen der hohen Temperaturen schiessen die Borkenkäferfangzahlen in die Höhe. Insbesondere in Oberegg fühlen sich die Tiere wohl.

Von Yann Lengacher
aktualisiert am 03.11.2022
Innerrhoder Waldbesitzer müssen sich vorsehen: Das kantonale Oberforstamt erwartet den ersten Flug der ersten Käfer­generation 2019. Das bedeutet, dass nun Borkenkäfer ausfliegen werden, die nicht überwintert haben, sondern erst diesen Frühling geschlüpft sind. Begünstigt wird dieser Prozess durch die aktuelle Hitzewelle: Borkenkäferpopulationen gedeihen besonders gut, wenn es heiss und trocken ist.Die heimische Art fühlt sich bei hohen Temperaturen aber nicht nur wohl, sondern findet auch geschwächte Bäume vor. So haben sie beim Brüten unter der Rinde von Fichten ein leichteres Spiel. Auf diese Weise verursachen die Tiere Schäden in den Innerrhoder Fichtenbeständen. In den tieferliegenden Gegenden habe der Flug gemäss dem Oberforstamt schon eingesetzt. Das Amt schreibt ausserdem auf seiner Homepage: «Die Meldungen über die Käfersituationen im Ostschweizer Mittelland sind sehr ernüchternd.» Auch ohne die erste Käfergeneration dieses Jahres haben die Tiere schon für Höchstzahlen gesorgt. Gut ersichtlich ist das in Oberegg. An keinem anderen Ort in Innerrhoden gehen dem Forstdienst seit Jahresbeginn so viele Borkenkäfer in die Falle wie im Oberegger «Torfnest». Zwischen Ende April und letztem Freitag wurden hier rund 42000 Tiere gezählt. Population der Tiere wird überprüft Ende Juni stellte das Oberforstamt mit rund 10000 Tieren in einer Woche einen Höchstwert fest. In Innerrhoden gibt es an 14 Standorten Borkenkäferfallen. Die Fallen «Lankerholz» in Schlatt-Haslen und «Hasenwinkel», die ebenfalls in Oberegg steht, folgen mit rund 24000 Tieren auf Platz zwei der Liste. Das kantonale Oberforstamt überprüft mit deren Hilfe die Entwicklung der Population der Tiere. In den Spitzenwochen im Juni gingen bis zu 60000 Borkenkäfer in Innerrhoder Fallen, was den Höchstwert von 2018, der bei etwa 40000 Käfern liegt, übersteigt. Die Fallen werden wöchentlich überprüft. Dieses Jahr befanden sich schon elfmal über 5000 Tiere in einer Falle, 2018 war dies nur ein  Mal der Fall. Weshalb es diesen Sommer aber genau in Oberegg so viele Borkenkäfer hat, ist schwierig zu sagen. Martin Attenberger, Forstingenieur im Oberforstamt, sieht die Ursache dafür im Klima: «Oberegg un­tersteht dem Rheintaler Föhn-Einfluss mehr als dem Einfluss des Alpenrands mit seiner ty­pischen niederschlagsreichen Staulage.» In Oberegg war es letzte Woche wie im Rest des Kantons wieder über 30 Grad warm. Attenberger rechnet mit hohen Fangzahlen: «Es würde uns nicht überraschen, wenn die Zahl der Käfer wieder stark ansteigen würde. Wir bereiten uns darauf vor und fordern die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer auf, ihre Fichten zu kontrollieren.» Befallene Fichten gelte es, schnellstmöglich dem Revierförster zu melden, damit diese noch rechtzeitig aufgerüstet und aus dem Wald entfernt werden könnten, sagt Attenberger weiter. Selbst wenn in den nächsten Wochen weniger Käfer in die Falle gingen, könnte das bedeuten, dass die Population gewachsen ist: Manchmal werden die Fichten aufgrund günstiger Bedingungen für die Käfer so attraktiv, dass diese die Fallen vernachlässigen, die mit einem Sexuallockstoff arbeiten.Ausserrhoden führt keine laufende Statistik Anders als die Innerrhoder Kollegen führen die Mitarbeiter des Ausserrhoder Amts für Raum und Wald keine laufende Statistik zu den Borkenkäfern und werten die Zahlen erst am Jahresende aus. Dass die Borken­käferpopulation im Vergleich zum Vorjahr nochmals wachsen könnte, ist für Heinz Nigg, den Leiter des Amts für Wald und Raum, aber denkbar. «Aufgrund der Hitze in diesem Jahr und den Nachwirkungen der Sturmschäden aus dem Vorjahr ist es möglich, dass sich die Borkenkäfer-Zahlen mindestens auf Vorjahresniveau bewegen.»