21.08.2019

Breus Kamele sitzen vor der Grenze

Auf einer Wiese in Lustenau leben derzeit die Kamele, die eigentlich im Circus Beat Breu hätten auftreten sollen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo ZollingerEs ist gewiss nicht neu, dass beim an der Schnellstrasse nach Dornbirn liegenden McDonald’s Familien parkieren. Doch sie tun es zurzeit nicht nur, um mit den Kids ein Happy Meal zu geniessen: Auf der Wiese neben dem Schnellrestaurant leben zurzeit Kamele, Zirkuspferde und Ponys. Auch gestern Mittag wollten mehrere Familien einen Blick auf die Tiere erhaschen. Mit Handys und Kameras standen sie neben dem Gehege, in dem die Wüstentiere seelenruhig in der Sonne lagen. «Solche Tiere sieht man nicht jeden Tag», sagte eine Mutter, während ihr Sohn jede Bewegung der Tiere verfolgte.Die Frau hat recht. Und eigentlich hätten die Tiere auch nur zehn Tage dort verbringen sollen. Doch eine Verkettung von unglücklichen Umständen, Krankheitsfällen und Streitereien führte zu einer Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung der drolligen Zweihöcker. Der Hauptgrund, warum Lustenau die Tiere länger auf der Wiese leben lässt, ist ein ernsthafter Krankheitsfall in der Betriebsfamilie, ist in den «Vorarlberger Nachrichten» zu lesen.Der Traum Beat Breus vom Zirkus ist zu EndeDer deutschen Familie Lauenburger, Eigentümer des Circus Berlin, gehören die Kamele. Der Wagen, der neben der Wiese in Lustenau steht, ist jedoch nicht mit dem Namen der deutschen Hauptstadt, sondern mit Circus Beat Breu angeschrieben.Der ehemalige Schweizer Rennradstar (61), bis vor Kurzem noch in St. Margrethen wohnhaft, bekam von Zirkusbesitzer Adolf Lauenburger (53) Zelt, Wagen und Artisten zur Verfügung gestellt, um sich den Traum vom eigenen Zirkus zu erfüllen. Doch dieser Traum ist ausgeträumt: In Schweizer Medien war zu lesen, Breu habe sich nach «wüsten Streitereien» von Lauenburger getrennt. Dies rund zwei Wochen nach der Eröffnung des Circus Beat Breu.In dieser Geschichte geht es allerdings hauptsächlich nicht um die beiden Erwachsenen, die das Geschäft in den Sand gesetzt haben, sondern um die Tiere. Als Leidtragende sind sie kaum zu bezeichnen: Es scheint eher, als ob sie die unerwartete Ruhe geniessen würden. Doch wie es mit ihnen weitergeht, ist ungewiss. Bekannt ist nur, dass vorerst die Marktgemeinde Lustenau die Tiere durchfüttert. Die Tiere sind vorerst nicht in der Schweiz zu sehenWie die «VN» schreiben, hat Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer persönlich die Initiative ergriffen, dass die Tiere Heu und Kraftfutter bekommen. Klar ist: In der Schweiz auftreten werden sie in naher Zukunft sicher nicht. Und das nicht nur, weil Breu und Lauenburger sich zerstritten haben, sondern auch, weil die Kamele keine Blauzungenimpfung haben und ihnen deshalb die Genehmigung für Auftritte in der Schweiz fehlt. Noch ungewisser ist die Zukunft der Zirkuspferde: Die Veterinärabteilung des Landes Vorarlberg verfügte, sie unter Quarantäne zu stellen, weil eines der Pferde an einer infektiösen Krankheit leidet. Vor dem 29. September und der dann zu erfolgenden Blutprüfung werden die Pferde Lustenau nicht verlassen dürfen. Das Wort «Zirkus» wird im Alltag nicht nur für die besonders bei Familien beliebte Show von Artisten und Tieren benutzt, sondern auch, um tragikomische Situationen mit absurden Begebenheiten zu beschreiben.