29.07.2018

Bundesfeiern ohne Freudenfeuer

Politiker sind gern gesehene Festredner am Nationalfeiertag. Manche Gemeinde begeht die Bundesfeier aber auch ohne Rednerprominenz. Was zählt, ist die Gemeinschaft, die man heuer zur Not auch ohne Funken pflegt.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Andrea C. PlüssDas am Freitag erlassene Feuerwerksverbot in fast allen Rheintaler Gemeinden mag den einen oder anderen betrüben; für eine gelungene 1. August-Feier, bei der sich die Einwohnerschaft trifft, grilliert oder Essen vom Buffet geniesst, der Musikgesellschaft oder dem örtlichen Chor lauscht, Inspiration aus einer Festansprache zieht und gemeinsam die Nationalhymne singt, braucht es nicht unbedingt ein farbenfrohes Lichterspektakel am nachtdunklen Himmel. Bundesfeiern sind mehr als ein Feuerwerk.Den Auftakt der Feiern zum Nationalfeiertag macht St. Margrethen, wo bereits am 31. Juli ab 17 Uhr gefestet wird. Organisator Karl Schönenberger geniesst mittlerweile einen fast legendären Ruf, was das Gespür für die Auswahl des Festredners betrifft. Um die 1000 Gäste fanden sich in den letzten Jahren zur Feier beim Schulhaus Wiesenau ein. Für die diesjährige Festansprache gewann Schönenberger den Ökonomen Reiner Eichenberger. Eichenberger ist Inhaber des Lehrstuhls für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Fribourg. Der Wirtschaftsprofessor, der dem einen oder anderen aus der Fernsehsendung «Arena» bekannt sein dürfte, bei der er des Öfteren zu Gast ist, kündigt eine gut verständliche Analyse zu den «wahren Ursprüngen und dem Wesen der Schweiz» an und wird daraus Folgerungen für die Zukunft des Landes ziehen.Die Gäste dürfen sich, um mit Eichenbergers Worten zu sprechen, auf eine «überraschende, lehrreiche sowie unterhaltende» Festansprache freuen, die zum Nachdenken anregt. Er fühle sich als Ökonom im Rheintal wohl; mit vier Ländern auf engstem Raum sei die Region ein Ort «intensivsten Systemwettbewerbs», gibt Eichenberger an, der um 20.15 Uhr seine Festansprache halten wird.Hohe Politprominenz wird am 1. August in Diepoldsau erwartet: Bundeskanzler Walter Thurnherr beehrt die Gemeinde auf der Rheininsel, deren Bundesfeier mit Frühstücksbrunch und Musik stets im schön gelegenen Strandbad durchgeführt wird (Beginn 9.30 Uhr). Zweimal, seitdem Thurnherr 2016 die Leitung der Bundeskanzlei übernahm, hatte sich der Einwohnerverein Diepoldsau um den im aargauischen Muri geborenen Politiker als Festredner bemüht. Zweimal hatten die Diepoldsauer das Nachsehen. Thurnherr jedoch hatte sich einen Besuch seiner Heimatgemeinde zum 1. August für dieses Jahr vorgemerkt, er spricht am Vormittag gegen 10.15 Uhr.In Au, idyllisch unter den Bäumen hinter der katholischen Kirche, findet am 1. August die regionale Bundesfeier für die Bevölkerung der Gemeinden Au, Heerbrugg und Berneck statt.Frühaufsteher können sich bereits ab 8 Uhr am Brunchbuffet der Auer Landfrauen bedienen. Ab 10.15 Uhr unterhalten die Musikvereine der drei Gemeinden, gefolgt von einem ökumenischen Gottesdienst um 11 Uhr. Die Festansprache zum Nationalfeiertag hält Regierungsrat Benedikt Würth.Er wird die Bedeutung der Freiheitsrechte für das Erfolgsmodell Schweiz ins Zentrum seiner Rede stellen und sich mit der Bedeutung der Solidarität für die Gesellschaft auseinandersetzen. Nebst diesen eher klassischen Betrachtungen zum Wesen der Schweiz wird sich der Vorsteher des Finanzdepartements, der 2010 in die Regierung gewählt wurde, auch aktuellen Herausforderungen von Land und Gesellschaft widmen: der Altersvorsorge, den Gesundheitskosten sowie der Arbeitsplatzsicherung.Für Nicolo Paganini ist die Festrede, die er am 1. August im Freibad Widnau halten wird, in seiner Funktion als Nationalrat eine Premiere. Der gebürtige Herisauer war im März in den Nationalrat gewählt worden. Das Rheintal ist Paganini nicht zuletzt aus seiner Zeit als Leiter des Amts für Wirtschaft und der Standortförderung des Kantons St. Gallen gut bekannt. Er pflegte Kontakte zu Rheintaler Unternehmen sowie dem Verein St. Galler Rheintal. Heute ist er Direktor der Olma Messen St. Gallen. «Wenn es zeitlich aufgeht, besuche ich gern die Rhema», gibt Paganini an. Messeleute müssten zusammenhalten.Um 9 Uhr öffnet die Festwirtschaft im Freibad; die Musikgesellschaft Konkordia umrahmt den Anlass musikalisch. In seiner Festrede um 10 Uhr widmet sich Nicolo Paganini der Bedeutung der Schweizer Gründungsmythen für die künftigen Herausforderungen des Landes. Die Gesellschaft müsse auch Risiken eingehen, um Chancen auf eine gute Zukunft zu wahren, sagt der CVP-Politiker.Die SVP Oberriet übergab die Organisation der 1.- August-Feier dem Gastroteam des Montlinger Schwamms, war kürzlich einer Medienmitteilung zu entnehmen. Die Partei war 2016 als Organisator eingesprungen, da sich der Skiclub Oberriet zurückgezogen hatte. Die diesjährige Feier bietet ab 9 Uhr auf dem Montlinger Schwamm ein vielseitiges Programm mit Brunch und ökumenischem Gottesdienst um 11 Uhr. Der Festredner hat es nicht weit. Es ist Rolf Huber, Gemeindepräsident von Oberriet. Er spricht um 14 Uhr. Die Appenzeller Vorderländer unterhalten den Tag über musikalisch.In der Region lädt zudem der Verkehrsverein Kobelwald (das Dorf gehört zur Politischen Gemeinde Oberriet) ab 20 Uhr zu einer 1.-August-Feier mit Musik im Härdli. Getränke sind vor Ort erhältlich. Der Funken und das Bräteln werden wegen des Feuerverbots entfallen müssen; was bleibt, ist (voraussichtlich) die schöne Aussicht ins Tal.Mit Toni Loher und Ruedi Dörig werden in Altstätten zwei Stadträte um 19.30 Uhr auf den Nationalfeiertag einstimmen. Der Anlass beginnt bereits um 18 Uhr beim Restaurant Schützenhaus. Mit Musik und kurzem Lampionumzug.Bei der Mehrzweckhalle Bündt startet am 1. August um 9 Uhr die Feier für die Rüthner Bevölkerung. Das Angebot reicht von Brunch über Ballonwettbewerb bis zu Kinderkarussell, Hüpfburg und Musik von «Äfachi Musig». Edith Kohler, Gemeinderätin in Pfäfers und Bürgerin von Rüthi, wird in ihrer Festansprache der Frage nachgehen: «Was macht es denn aus, dass es uns so gut geht?» Edith Kohler ist Personalentwicklerin und war in dieser Funktion während mehr als zehn Jahren für das Grand Resort Bad Ragaz tätig.In Rheineck ist das Frühstücksbuffet am 1. August im Innenhof des «Krone»-Areals ab 9.30 Uhr geöffnet. FDP-Kantonsrätin Isabel Schorer, Leiterin der Standortförderung der Stadt St. Gallen, hält um 10.15 Uhr die Festansprache.Die Tourismuskommission Thal-Staad-Altenrhein lädt am 1. August zum abendlichen Zusammensein unter dem Motto «Rot-Weiss» auf die Hafenmole Staad. Nebst Musik und Lampion-Bastelspass für die Kinder gibt es Slam-Poetry von Kantonsrat Etrit Hasler, seit 2005 Mitglied des Stadtparlaments St. Gallen. Der freie Journalist und Slampoet hält die Festansprache.In die Mehrzweckhalle Progy lädt der Bäuerinnen- und Landfrauenverein Rebstein ab 9.30 Uhr zum Feiertagsbrunch. Der Kulturverein Balgach veranstaltet ab 9. 30 Uhr ein Buffet in den Sportanlagen Riet. Die Gemeinde Walzenhausen feiert am 1. August ab 19 Uhr im Schwimmbad, mit Buffet und Rahmenprogramm. Ganz traditionell, auf dem Hof Unterwienacht, trifft sich die Bevölkerung der Gemeinde Lutzenberg zum 1.-August-Brunch zwischen 9 und 13 Uhr.