18.09.2018

Champions bringen Medaillen heim

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Region Wenig Schlaf und Zeit sowie eine strenge Jury: An den SwissSkills in Bern hielten drei junge Rheintaler und ein Appenzeller dem Druck stand und dürfen sich Schweizer Meister und Vizemeister in ihrem Beruf nennen.Hildegard BickelMarina Willi, Oberriet, und Patrick Güttinger, Heiden, wissen bereits, wie sich Gold anfühlt. Ihnen ist letzte Woche das Kunststück gelungen, ihren Gold-Erfolg an den SwissSkills von 2014 zu wiederholen. Dieses Mal in anderen Berufen. Die beiden 22-Jährigen haben nach ihrer Erstausbildung einen weiteren Beruf erlernt. Patrick Güttinger entschied sich nach der Dachdecker-Lehre für den Zusatz des Abdichters- und Fassadenbauers. Marina Willi bildete sich von der Wohntextilgestalterin weiter zur Innendekorateurin. «Es war reizvoll für mich, nochmals teilzunehmen», sagt Marina Willi. Die Erfahrung, die sie machen durfte, war erneut «grossartig». Aufbauendes Lob von Jury und PublikumDazu zählt sie auch den Besuch ihres Teams, des Rüthner Unternehmens Furrer Vorhänge, das extra nach Bern reiste. Während dessen sie sich in den Messehallen in Bern auf ihre Aufgabenstellung konzentrierte, wurde sie von ihren Arbeitskollegen mit bedruckten «Hopp Marina»-T-Shirts unterstützt. Nach der Rangverkündigung durften die Schweizer Meister, gemeinsam mit den Silbermedaillengewinnern Jan Schmid, Marbach, und Andreas Gächter, Oberriet, die Gratulation höchst persönlich von Bundesrat Johann Schneider-Ammann entgegen nehmen. «Doch der Händedruck war schnell vorbei, die Rangverkündigung wenig emotional», sagt der junge Koch Jan Schmid. Es waren andere Momente, die ihn an den SwissSkills berührten. Etwa, als nach dem Halbfinal das von ihm zubereitete Sechsgangmenü dem Publikum serviert wurde und ihn zwei Personen lobten: «Es war so fein!»Auch die Rückmeldungen der Jury beschreibt der Marbacher, der im Hotel Hof Weissbad angestellt ist, als extrem aufbauend. Paella neu interpretieren und einen Hasen zubereiten gehörte zu seinen Aufgaben. Sein Erfolg bescherte ihm bereits Kochanfragen von Freunden und Bekannten. Gleichzeitig ist der 19-Jährige froh, dass die anstrengenden und langen Tage vorbei sind. Vor dem Final fand er nur zwei Stunden Schlaf. Auch für den Bootsbauer Andreas Gächter war es eine neue Erfahrung, unter solch grossem Druck zu arbeiten. «Die Stimmung war aber nicht verbissen. Wir hatten es auch lustig untereinander», sagt der 21-Jährige, der bei der Rapp GmbH in Thal beschäftigt ist.Den Beruf wie durch ein Schaufenster präsentierenDie SwissSkills sind nebst dem Wettbewerbsgedanken ein wichtiger Anlass für die Nachwuchsförderung. Mehr als 60000 Schülerinnen und Schüler besuchten die temporäre Fabrik und konnten den Besten der jungen Berufsleute zusehen. Bei ihnen drehte sich alles um die Berufswahl, andere Besucher interessierten sich für Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Patrick Güttinger staunte über das grosse Publikumsinteresse. «Da gab es auch mal einen Bauherrn, der eine Frage stellte», sagt er. Um nicht allzu sehr gestört zu werden, zog er einen Gehörschutz über die Ohren. Gewöhnlich arbeitet der Fassadenbauer für die Firma Streule+Alder auf einer Baustelle, darum war es eine Umstellung für ihn, nur an einem Holzwand-Modell zu arbeiten. Doch er blieb ruhig vor seinem Einsatz, der erst am Samstag begann. Die tägliche Arbeit beschreibt er als beste Vorbereitung. Patrick Güttinger fand sogar Zeit, die Messe und die Gastgeberstadt Bern zu besuchen. Die Lust auf Wettbewerbe bleibtMit der Goldmedaille in ihren Berufen wären Marina Willi und Patrick Güttinger grundsätzlich für die WorldSkills nächstes Jahr in Kazan, Russland, qualifiziert. Doch es wird vorausgesetzt, dass mindestens zehn Länder in einer Berufskategorie vertreten sind. Dies ist bei den Innendekorateuren nicht der Fall. Dafür darf sich Marina Willi auf die Europameisterschaft in Frankfurt freuen. Für Patrick Güttinger geht die nächste Reise nach China, wo er sich mit Branchenkollegen aus aller Welt misst.