21.10.2022

Christliche Sicht: «Motzt du noch oder klagst du schon?»

Als Christen und Christinnen werden wir nie wütend. Wir vergeben allen und halten stets die andere Wange hin, ohne uns aufzuregen. Auch denken wir nie etwas Schlechtes über andere oder über ein Thema.

Von Lucas Kägi, Sozialdiakon i. A. in Rebstein
aktualisiert am 02.11.2022
Quatsch, natürlich haben auch wir diese Gedanken. Natürlich werden auch wir wütend. Aber dürfen wir das? Ja! Nur, oft motzen wir ja über etwas oder jemanden, und diese Gedanken werden meist stärker, je länger wir nörgeln. Es entsteht eine Art Negativspirale. Was können wir mit diesen Gedanken machen, damit sie uns nicht von innen heraus auffressen? Wäre es nicht wunderbar, wenn wir diese Gedanken einfach abladen könnten? Die Bibel liefert uns die Psalme als Antwort. In diesen klagen viele Menschen Gott ihre Leiden und können sie sich so von der Seele reden. Wir brauchen diese Gedanken nicht vor Gott zu verstecken, denn einerseits ist es ja gerade das Wundervolle an Gott, dass er all dies aushält, ohne sich von uns abzuwenden. Andererseits weiss er vermutlich sowieso von diesen Gedanken. Wir dürfen wütend werden und uns über Dinge aufregen. Wir dürfen diesen ganzen Ärger ebenso bei Gott abladen und so den ersten Schritt gehen, um an ihm zu wachsen und andern zu vergeben. Er kann uns eine neue Perspektive auf etwas eröffnen oder schenkt uns ein offenes Ohr. Gott gibt uns das, was wir auch in solchen Situationen brauchen. Er schenkt uns Licht in der Dunkelheit und gibt uns Wärme in der Kälte dieser Gedanken. Vielleicht geht es einigen von Ihnen auch so, dass Sie in dieser sowieso schon dunkleren und kälteren Jahreszeit nicht immer ein Licht sehen. Gott schenkt uns dieses Licht. Auch andere können für uns ein Licht sein. Seien es die Familie oder Freundschaften. Manchmal sind es auch fremde Personen, die einem den Tag versüssen. Zum Beispiel sass ich letztens am Morgen – noch ein wenig verschlafen – im Zug und dachte an das, was ich noch alles zu erledigen habe. Als der Kontrolleur kam, begrüsste er uns mit einem Lächeln und ich merkte, wie meine Stimmung automatisch besser wurde. Wir dürfen uns auch daran erfreuen, dass wir für andere ein Licht sein können. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die andere und uns aufmuntern. Sei es ein Lächeln, ein Dankeschön oder, dass man einen Znüni mit ins Büro oder auf die Baustelle bringt. Lasst uns unseren Ärger bei Gott abladen und versuchen, für andere ein Licht zu sein.