07.03.2022

Das "Schnäpperli" verbindet: Drei Männer gründen einen Töffli-Club

Der neu gegründete Verein Ribel Buaba Tipilzou plant eine 50 Kilometer lange Rundfahrt für Töffli-Fans.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Es ist ein Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit. Verschwand für ein, zwei Jahrzehnte von der Bildfläche und erlebt seit einigen Jahren ein Comeback: das Velotöffli. Es steht für die erste grosse Freiheit von Jugendlichen, sich unabhängig und ohne grossen Aufwand von A nach B bewegen zu können. Die Technik ist überschaubar und eine perfekte Einführung in die Welt der Verbrennungsmotoren. Genau dies dürfte die Faszination ausmachen, die Generationen von Jugendlichen motiviert, an ihren Gefährten herumzubasteln und sie zu besonderen Einzelstücken auszubauen: Ein Ausdruck von Individualität.Alles begann mit einer Werkstatt für den SohnDa die Mopeds aus dem letzten Jahrtausend stammen, gehört das Schrauben heutzutage dazu. Manch ein Teil der in die Jahre gekommenen Gefährte muss ersetzt werden. Das ist denn auch der Anfang des Vereins Ribel Buaba Tipilzou: Roger Federer von der gleichnamigen Diepoldsauer Bedachungsfirma stellte seinem Sohn auf dem Betriebsgelände eine Werkstatt zur Verfügung, in dem er mit seinen Kollegen an den Maschinen schrauben kann. Gerade in der Corona-Zeit entwickelte sich die Werkstatt schnell zu einem beliebten Treffpunkt für die Dorfjugend. Da Roger Federer in seinen jungen Jahren selber zum versierten Bastler geworden ist, stand er den Jungs mit Rat und Tat zur Seite. «Sie haben nicht das Geld, um immer zum Töfflimech zu rennen», sagt er. Die Unterstützung sei wichtig, denn 14- bis 18-Jährige könnten noch nicht auf Erfahrungen zurückgreifen.Die Eltern der anderen Jugendlichen waren froh, zu wissen, wo sich der Nachwuchs aufhält und dass die Jugendlichen etwas Kreatives machen, anstatt sich nur in den sozialen Medien zu beschäftigen. Über ihre Kinder kamen denn auch Christoph Gähwiler, selber noch Besitzer eines Mopeds, und Thomas Grüninger dazu. «Es hat ein bisschen die Magie einer Carrera-Autorennbahn, die ein Vater seinem Kind zu Weihnachten schenkt, und am Schluss ist nicht klar, wer eigentlich mehr Spass an der Anlage hat», sagt Federer.Auf jeden Fall zog es den drei Vätern den Ärmel rein und sie fingen an, «Schnäpperli» von Grund auf aufzubauen, für sich und ihren Nachwuchs, als generationenübergreifende Projekte. «Die Jungs haben mir dabei oft geholfen, weil sie einfach versierter waren als ich», sagt Thomas Grüninger. Zur Faszination gehört aber auch das ganze Drumherum: Das Auftreiben von Ersatzteilen beispielsweise. Dafür gibt es einen riesigen Markt im Internet, vor allem über die Verkaufsplattformen Tutti und Ricardo. Federer sagt: «Originalteile sind meistens besser als Nachbauten.» Von Letzteren gibt es viele, vor allem aus China. Billig im Preis, aber eben auch vom Material her. Aber sie werden noch in allen möglichen Varianten und Formen angeboten, im Gegensatz zu den Töfflimarken Puch Maxi und Condor, an denen die Ribel Buaba werken.Erste Ribeltour: Töffli-Ausfahrt ins VorderlandInzwischen haben sie ein grosses Beziehungsnetz zu Gleichgesinnten aufgebaut. Anfang Jahr entschlossen sie sich, dem Ganzen auch rechtlich einen Rahmen zu verpassen und gründeten deshalb den Verein Ribel Buaba Tipilzou. Damit einher ging auch die Organisation des ersten grossen Projekts des neu gegründeten Vereins, die erste Ribeltour. Schliesslich will man nutzen, woran man Abende lang geschraubt hat.Mit Start und Ziel beim Kies- und Fertigbetonwerk Sigmund Sieber AG in Diepoldsau führt am Samstag, 11. Juni, ab 9.30 Uhr die 50-Kilometer-Rundfahrt nach Au und über Walzenhausen – Lutzenberg – Walzenhausen – St. Margrethen zurück nach Diepoldsau. Es wird ohne Zeitmessung gefahren, die Tour soll Freude bereiten. Nach Lust und Laune können die Teilnehmenden bei der entschleunigten Fahrt anhalten und die Landschaft geniessen. Beim Kieswerk wartet eine Festwirtschaft, ausserdem spielt eine Live-Band. «Etwas Rockiges, das passt für alle», sagt Vereinspräsident Roger Federer. «Schliesslich wollen wir zwei Zielgruppen ansprechen: Jugendliche und ältere Töffli-Liebhaberinnen und -Liebhaber.» Ebenfalls wichtig sei es, die Lieblingsgefährte der anderen begutachten zu können. «Auf dem grossen Gelände beim Alten Rhein ist genügend Platz und wir stören niemanden», sagt Federer.Kaum war die Webseite mit der Anmeldung aufgebaut, meldeten sich erste Töffli-Enthusiastinnen und -Enthusiasten aus anderen Regionen an. Für sie hat man bereits eine Übernachtungsmöglichkeit im Diepoldsauer Strandbad organisiert. Vereinskassier Thomas Grüninger sagt: «Webseite, Vereinslogo und jetzt die Detailorganisation der Tour zu realisieren, ist zeitaufwendig. Aber es ist auch schön, zu erleben, auf wie viel Goodwill wir stossen. Die Leute finden es super, dass wir etwas machen, das Alt und Jung verbindet.»www.ribelbuaba.ch