Altstätten 01.11.2021

Den Wald in die Stadt holen

Auf Einladung der Karl Zünd Stiftung zeigte der Vorarlberger Visionär und Buchautor Conrad Amber an einer Veranstaltung für Entscheidungsträger auf, wie das Klima im Siedlungsgebiet verbessert werden kann.

Von pd
aktualisiert am 11.08.2023

Conrad Amber bezeichnet sich selbst als «Die Stimme der Bäume». Weshalb er sich diese Bezeichnung zurecht verliehen hat, bewies der ehemalige Unternehmer und heutige Naturdenker in seinem Referat. Der Autor verstand es, Informationen über den Wert der Bäume zu vermitteln und dem Publikum aufzuzeigen, wie man mit der Natur umgehen sollte.

Genau solche Inputs einem breiten Publikum zu vermitteln, war das Ziel der Karl Zünd Stiftung. Sie hat Behördenvertreter, Partner, Freunde und Bekannte zu diesem an zwei Abenden gehaltenen Vortrag eingeladen. Stiftungsgründer Karl Zünd zeigte sich hoch erfreut über das grosse Interesse am Thema. Rund 170 Personen liessen sich in den Räumen der Zünd Systemtechnik AG in die Welt der Bäume und Gedanken des Visionärs entführen.

Bäume sind wertvoll, auch fürs Klima in den Siedlungen

Der Wald ist laut Conrad Amber die natürlichste Landschaftsform. «Die Frage ist nur, ob und in welchem Umfang wir sie noch zulassen», erklärt er. Wie auch der Buchtitel «Bäume auf die Dächer, Wälder in die Städte» seines aktuellen Werks verrät, will der Vorarlberger dem Wald mehr Platz geben und ihn zurück in die Stadt holen. Mit gutem Grund: Bäume halten Wasser zurück, kühlen an Hitzetagen, befeuchten die Luft und dämpfen den Lärm. Bäume nehmen auch 10 bis 20 Prozent des Feinstaubs auf, geben Sauerstoff ab und binden Gifte. Trotzdem werden vielerorts prächtige Bäume ohne Skrupel grundlos beseitigt. Wo gebaut werde, würden Bäume schon fast ritualmässig gefällt. Meist ohne sich überlegt zu haben, ob sie stehen gelassen werden könnten. «Bäume sollten in die Planung miteinbezogen werden», sagt Conrad Amber. Er fordert mehr Rücksicht auf bestehende Bäume:

Ein Gebäude erweist vielleicht 100 Jahre seine Dienste. Ein Baum bis zu 700 Jahre. Und dies ohne Aufwand und ohne ihn zu pflegen. 

Geht es nach Conrad Amber, sollen die Städte wieder grüner werden. Beispiele wie dies gemacht werden könnte, zeigte er zuhauf. Auch der Nutzen von Alleen erklärte er plausibel: «Früher spendeten die Bäume den Pferden und Fuhrmännern Schatten, schützten vor Sonne und Wind.» Heute müssen sie aus Platzgründen weichen oder werden gefällt, weil Laub auf die Strasse fällt. «Es gibt tatsächlich Menschen, die Laub und Blüten als Dreck bezeichnen», führt der Buchautor leicht empört aus. 

Mancherorts hingegen wurde inzwischen erkannt, welchen Nutzen Bäume und Begrünungen haben. Nicht zuletzt in Städten, wo Pflanzen angenehm kühlen. Dabei scheint dem Visionär wichtig, dass der Mensch die Natur machen lässt: «Der Garten muss nicht aufgeräumt und klar strukturiert sein. Der menschliche Ordnungswahn vernichtet Natur nur – durch unsere Eingriffe kollabiert das Ökosystem.»

«Einen Naturgarten muss man ertragen können»

Amber ist bewusst, dass Gewohnheit und Tradition starke Gegenspieler seiner Ansicht sind und viele Leute nicht in den Garten gehen können, um dort nichts zu tun. «Viel eher sieht man den Designerrasen von Laub und Schatten bedroht», führt Conrad Amber weiter aus und ergänzt, «einen Naturgarten muss man ertragen können.» Am Schluss ist es eine Einstellungssache und es stellt sich die Frage, ob man sich auf ein Umdenken einlassen will. Für Conrad Amber ist diese Frage längst geklärt. Er hat sich voll und ganz den Bäumen verschrieben. Dies war im lebhaften und stark bebilderten Vortrag deutlich spürbar.