04.02.2022

Der Rheintaler Stellenmarkt bewegt sich stark

Die Arbeitslosenquote in der Region lag Ende 2021 auf dem Niveau von 2019 – Stellensuchende hat es deutlich mehr.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Die Arbeitslosenquote im Rheintal betrug Ende Dezember 2020 rund 3,2 Prozent – 2021 zur gleichen Zeit waren es nur noch 2,3 Prozent. Die Abnahme von einem knappen Prozentpunkt tönt in absoluten Zahlen noch beeindruckender: 1304 Arbeitslose waren Ende 2020 gemeldet, ein Jahr später waren es noch 941, also 28 Prozent weniger, was praktisch dem vorpandemischen Stand entspricht: Ende 2019 waren im Rheintal 925 Arbeitslose gemeldet.Jeden Monat gibt es weniger ArbeitsloseMit Blick auf das Rheintal fällt auf: 2021 nahmen die Arbeitslosenzahlen während des ganzen Jahres von Monat zu Monat ab. Einzig im Dezember war wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen, was saisonal üblich ist – nur setzte dieser Jahresend-Trend in anderen Jahren bereits im Oktober ein. «Die Schwankungen hinsichtlich der saisonalen Muster waren weniger ausgeprägt als früher», sagt Adrian Schumacher vom kantonalen Amt für Wirtschaft auf Anfrage. Im Wesentlichen sei die Entwicklung auf die wirtschaftliche Erholung nach dem ersten Pandemiejahr zurückzuführen.Das Zurückfahren einzelner Corona-Massnahmen und der Nachholbedarf bei gewissen Konsumgütern habe der Wirtschaft Impulse verliehen. «Deshalb ist im Rheintal der Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Industriesektor grösser als im Dienstleistungsbereich, denn die Industrie war stärker von den Corona-Einschränkungen betroffen», erklärt Schumacher. Nach wie vor hat die Event- und Gastronomiebranche zu kämpfen, und es ist der ausgeprägten Erholung der im Rheintal stark verankerten Exportindustrie zu verdanken, dass die Arbeitslosenquote mit 2,3 Prozent wieder derjenigen von 2019 entspricht.Das beweist auch der Blick auf die kantonalen Zahlen, wo mit 2,1 Prozent die Quote von 2,0 von 2019 noch nicht ganz erreicht ist. Der Kanton insgesamt steht leicht besser da als das Rheintal, obwohl sich die Region 2021 stärker erholte. Das hat mit der Wirtschaftsstruktur zu tun, im Rheintal fällt der Anteil der exportorientierten Industrie viel stärker ins Gewicht als in anderen Regionen.Mehr Stellensuchende als vor zwei JahrenGrosse Unterschiede zwischen 2021 und 2019 fallen auf, wenn man die Zahl der Stellensuchenden vergleicht. Die Zahlen aus 2021 entsprechen dabei praktisch denjenigen des ersten Coronajahrs 2020. Bei den Stellensuchenden werden zu den Arbeitslosen auch diejenigen gerechnet, die noch arbeiten, aber in einem gekündigten Arbeitsverhältnis stehen. Dazu kommen Lehrabgänger, Hochschulabsolventen und Teilzeitangestellte, die bei der Regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) gemeldet sind – im Rheintal in Heerbrugg.Im Jahresmittel waren das letztes Jahr 2098 Stellensuchende, was einer Quote von 5,1 Prozent entspricht, 2019 waren es nur gerade 1517, sprich 3,7 Prozent. Kantonal zeigt sich ein ähnliches Bild. Adrian Schumacher sagt: «Die Entwicklungen legen den Schluss nahe, dass viele Arbeitnehmende die Krise auch dazu genutzt haben, ihre berufliche Situation grundsätzlich zu überdenken.» Stellenwechsel würden aber zu einem gesunden und dynamischen Arbeitsmarkt gehören.Doch auch in diesem Bereich gibt es für 2021 eine positive Zahl zu vermelden: Die Zahl der Stellensuchenden im Alter zwischen 15 und 24 Jahren liegt im Rheintal per Ende Dezember um 43 Prozent unter dem Vorjahreswert von 286 Personen. In den anderen Altersgruppen liegt dieser Wert nur knapp 15 Prozent unter jenem von 2020.In Eichberg suchen die wenigsten einen JobRheintaler Spitzenreiter mit dem tiefsten Stellensuchendenanteil, gemessen an der ständigen Wohnbevölkerung, ist übrigens Eichberg mit gerade einmal 2,6 Prozent, gefolgt von Oberriet mit 2,8 und Berneck mit 3 Prozent.Auf der anderen Seite stehen St. Margrethen mit 6,4 Prozent, Au mit 5,7, Rebstein mit 5,4, und Rheineck mit 5,2. Prozent. Allein schon saisonal bedingt sollten sich die Zahlen bald weiter verbessern – erst recht, wenn Massnahmenlockerungen und -aufhebungen dazukommen. Zweittext: Kurzarbeit: Massiver RückgangPandemie Im September 2021 wurde im Wahlkreis Rheintal im Vergleich zum Vorjahresmonat rund zehnmal weniger Gelder für Kurzarbeit ausbezahlt. Die Zahlen für das gesamte letzte Jahr sind noch nicht vorhanden, da die Betriebe eine Frist von drei Monaten haben, um Kurzarbeit ge­genüber der Arbeitslosenkasse abzurechnen.Im September 2021 rechneten 522 Arbeitgeber 26000 Ausfallstunden für einen Gesamtbetrag von 583000 Franken ab. Im September 2020 kamen 4300 Arbeitgeber auf 180000 Ausfallstunden für rund 5,24 Millionen Franken. Stark betroffen: Automobil- und FahrzeugbauTrotz des deutlichen Rückgangs  sind manche Branchen noch immer sehr stark von Kurzarbeit betroffen. Allen voran der Automobil- und Fahrzeugbau, wo jede vierte Arbeitnehmerin respektive jeder vierte Arbeitnehmer betroffen ist. Im Gastgewerbe und in der Hotellerie sind rund ein Fünftel der Mitarbeitenden angemeldet. Etwas besser sieht es in der Textilindustrie mit rund 16 und in der Metallindustrie mit rund 14 Prozent aus. Adrian Schumacher vom kantonalen Amt für Wirtschaft sagt: «Was hier im Unterschied zu 2019 ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass vor der Pandemie das Instrument der Kurzarbeit nur vereinzelt in Anspruch genommen wurde.» (rew)