14.04.2020

Die Coronakrise ist eine Belastungsprobe

Die Anzahl der zu betreuenden Kinder in den Kindertagesstätten variiert täglich. Betreuerinnen vermitteln altersgerecht Hygieneregeln.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
«Über die Woche verteilt kommen noch etwa ein Drittel der angemeldeten Kinder», gibt Julia Leibacher, Bereichsleiterin Kinderbetreuung bei den Sozialen Diensten Mittelrheintal (S-D-M) Auskunft. Die S-D-M führen Kindertagesstätten in Heerbrugg/Balgach, Berneck, Widnau, Diepoldsau und Au und betreuen rund 90 Kinder im Alter ab vier Monaten.Für die knapp 50 Mitarbeitenden erstellt Julia Leibacher praktisch jeden Tag einen neuen Einsatzplan. Dabei sollen an allen Standorten so wenig wie möglich, aber so viele Betreuerinnen wie nötig eingesetzt werden. Viele Eltern sind in den letzten Wochen der Aufforderung des Bundesrats, die eigenen Kindern möglichst zu Hause zu betreuen, nachgekommen. Auch aufgrund von Kurzarbeit sind manche Eltern in der Lage, die Betreuung selbst zu übernehmen.Nach wie vor werden Kinder aller Altersgruppen an allen fünf S-D-M- Standorten betreut. Ein Social-Distancing, die Abstandsregel in Coronazeiten, lasse sich mit Kindern «nicht realisieren», sagt Leibacher. Vor allem Säuglinge brauchten Nähe und Körperkontakt. Betreuerinnen und Kinder halten sich in kleinen, möglichst konstanten Gruppen auf, nutzen die zur Verfügung stehenden Räume und gehen häufig in den Garten.Die nötigen Hygieneregeln und Wissenswertes über das Coronavirus an sich werden in altersgerechter Form vermittelt: «Dabei sind die Mitarbeitenden Vorbild», sagt Julia Leibacher. Dem Alter der Kinder entsprechend erklären Betreuerinnen, warum Händewaschen wichtig ist und noch häufiger als sonst üblich gemacht werden muss. Wie eine Tröpfcheninfektion funktioniert? Auch das können die Fachpersonen spielerisch und anschaulich vermitteln.«Es ist uns wichtig, die Kinder zu sensibilisieren und ihnen dennoch den gewohnten Rahmen und Tagesablauf möglichst zu erhalten», beschreibt die Bereichsleiterin den Anspruch der Kindertagesstätten.Aktuell keine EingewöhnungenEingewöhnungen für neu eintretende Kinder werden seit März nicht mehr durchgeführt, die Termine sind bis auf Weiteres verschoben. Gerade in der erst kürzlich eröffneten neuen Kita in Balgach hätten solche Eingewöhnungen vermehrt stattfinden können, da im Neubau mehr Betreuungsplätze zur Verfügung stehen als am alten Standort. Während der Eingewöhnungsphase stehen Betreuerinnen, Eltern und das Kind in nahem und häufigem Kontakt, was aktuell kaum umsetzbar ist. Längere Elterngespräche werden telefonisch geführt.Die tägliche Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern bis zum Kindergartenalter gestaltet sich während der ausserordentlichen Lage aufgrund der Coronapandemie ein Stück weit komplizierter und anspruchsvoller – für Kinder und Betreuungspersonal. Hinzu kommen finanzielle Unsicherheiten, die zahlreiche Kitas zu vergegenwärtigen haben. Am Dienstag, 7. April, hat der Kanton St. Gallen beschlossen, die Kindertagesstätten mit zinslosen Darlehen zu unterstützen, da praktisch alle Institutionen im Kanton Kündigungen von Betreuungsverträgen zu verzeichnen haben. Für die Kita-Mitarbeitenden der S-D-M wurde Ende März Kurzarbeit beantragt.Andrea C. Plüss