Christlich 28.04.2024

Die Grünkraft der Natur – ein Zeichen der Hoffnung

Die Natur hat wieder nach langem kahlem Winter ein grünes Kleid angelegt. Es gibt wohl niemanden, der sich an dem satten Grün der Wiesen im Frühling, mit leuchtendem Löwenzahn, den blühenden Sträuchern und Bäumen nicht erfreut. Neues Leben und herrliche Blumen, viele Lieder und Gedichte beschreiben diese Freude: «Freue dich, der Lenz ist da».

Von Georg Changeth, Pfarrer
aktualisiert am 28.04.2024

Die heilige Hildegard von Bingen beschrieb es so: «Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün. Aus lichtem Grün sind Himmel und Erde geschaffen und alle Schönheit der Welt.» Das Wort Grünkraft bildete die Heilige.

Mit ihm beschreibt sie eine grundsätzliche Kraft, die Natur und Kosmos, also Menschen, Tiere, Mineralien und Pflanzen beinhaltet. Diese in allen Dingen bestehende Grünkraft ist laut Hildegard die tatsächliche Basis jeglicher Heilung. Man findet sie sowohl im Sinnbild des Blühens, als auch im Säen, Keimen, Wachsen und Frucht tragen.

Wie die Seele sich erholt

Die Grünkraft könne den Menschen durch Stress und Anspannung im Alltag verloren gehen, und könne sich durch Aufenthalt und Bewegung in der Natur wieder erneuern, lautete ihre Empfehlung. Deshalb raten auch heute Naturärzte, wenn man Sorgen und viele Belastungen habe, dann gehe man ein zum Waldbaden – die Seele atmet auf und erholt sich schnell.

Ich konnte in den letzten Tagen einen interessanten Bericht ansehen: Zwei Förster gingen durch einen zerstörten, abgebrannten Wald. Aber überall waren neue grüne Triebe zu sehen. Sie sagten:

Die Natur hilft sich selbst. Wenn wir sie machen lassen, dann können die ausgefallenen Samen wieder neue Bäume hervorbringen.

In jedem Menschenleben gibt es Zeiten der Last und Sorgen, der Angst und Dunkelheit, aber auch Zeiten voller Freude und Sonnenschein, voller Frieden und Ruhe. Mit dem Menschen ist es wie mit der Natur: Auf und Ab, Tag und Nacht, Frühling und Winter. Wer nie den Kummer und Schmerz erlebt hat, der wird nie tiefere Freude erleben können. Ohne Fallen gibt es kein Aufstehen. Ohne Karfreitag kein Ostern.

Alles erhält seinen tieferen Sinn dadurch, dass Jesus diesen Weg selbst gegangen ist, der Weg von Karfreitag zu Ostern, zur Auferstehung ins neue Leben. Jesus sagt von sich selbst:

Ich bin der
gute Hirte.

Er will uns auf saftige grüne Weide führen, zu einem Ruheplatz am Wasser – er will uns Freude, Licht und Frieden schenken.

Und ein weiteres Wort von Jesus: «Ich bin der Weinstock – ihr seid die Reben» – wir sollen in unserem Leben süsse volle Früchte hervorbringen, Früchte der Liebe und des Mitgefühls mit den Mitmenschen. Das können wir aus der Kraft des Glaubens.

Vertrauen wir der Grünkraft der Natur, sie ist ein Hoffnungszeichen für unser Leben. Einen gesegneten Sonntag mit viel Freude in der Natur wünsche ich Ihnen von Herzen.