Fussball 09.04.2024

Diesmal ist der Torhüter der Held: Rheineck gewinnt zu Null

Der FC Rheineck gewinnt sein erstes Heimspiel dieser Viertliga-Rückrunde, das Derby gegen St. Margrethen II, mit 1:0. Kein Gegentreffer, die Defensive hat geklappt. Der Torhüter ist der Matchwinner.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 09.04.2024

Vor dem Spiel sagt Yves Hüttenmoser, Goalie beim FC Rhein­eck, über seine Rolle zwischen den Pfosten:

Gelingt dir ein gutes Spiel, bist du der Held. Passiert ein Missgeschick, bist du der Depp.

Nach dem Spiel ist die Einordnung klar. Sein Trainer, Simon Jankovics, sagt sogar: «Das war das beste Spiel von Yves. So stark habe ich ihn noch nie gesehen.»

Beidseits des Rheins

Yves Hüttenmoser, 27-jährig, ist ein Rheintaler, der auf beiden Seiten des Rheins lebt. Er wohnt in Altach, arbeitet in Heerbrugg und spielt Fussball in Rheineck. Über den Fussball gibt er ausführlich und lebhaft Auskunft, die Arbeit, die er bei SFS in Heerbrugg verrichtet, ist mit dem Wort Qualitätssicherung richtig beschrieben, über das Leben in Altach will er nicht allzu viel sagen. Privatsache.

Ich wohne mit meiner Freundin, mit der ich seit acht Jahren zusammen bin, in einem Reihenhaus in Altach, wo sie aufgewachsen ist.

Sie ist auch beim Spiel. Auf dem Weg zum Pausentee macht der Torhüter einen kleinen Umweg und begrüsst sie mit einem Kuss. Weiter ist zu erfahren, dass er immer nach dem Donnerstagstraining in Altach mit Kollegen mit den grossen österreichischen Karten jasst. «Ein Bier gehört natürlich auch dazu.»

Auch im Beruf ein Team

Aufgewachsen ist Hüttenmoser in Rheineck. In der Schule hat er die Pausen mit den Fussballspielen geliebt, aber auch Turnen, Mathe und Werken, am liebsten mit Metall. Bei SFS macht er die Lehre als Polymechaniker. Im dritten Lehrjahr spezialisiert er sich in Richtung Messtechniker. Er arbeitet heute bei der gleichen Firma, seit zwölf Jahren. Er gehört zu einer Gruppe von acht Personen, die für die Qualitätssicherung zuständig ist. «Ich arbeite gern im Team», sagt er, und man merkt, dass seine Fussballerfahrungen im Beruf nützlich sind.

Yves ist sechsjährig, als ihn ein Freund mit ins FC-Training nimmt. Da findet er rasch seinen Platz. Er steht im Tor. «Da gehöre ich hin, da fühle ich mich wohl.» Beim FC Rheineck auch. Er hat nie bei einem anderen Verein gespielt. Er erinnert sich:

Einmal sind wir mit den A-Junioren in die Coca-Cola-League aufgestiegen. Das war ein schöner Erfolg.

Aber Erfolg ist ihm nicht wichtig. Sein Ziel ist nicht die grosse Karriere. «Ich will spielen, will Freude haben, will meine Emotionen ausleben.» Kein Wunder, kommt ihm beim Rückblick auf seine Trainer als Erster Elef Mistridis in den Sinn: «Mit ihm hatten wir es immer lustig.»

Kein Torhütertrainer

Rheineck hat keinen Torhütertrainer. Im Training gilt für den Goalie das gleiche Programm wie für die Feldspieler. Dazu gehören auch Spurts. Diese sind für den kräftigen Burschen mit ordentlich Gewicht eine rechte Tortur. Aber er kämpft sich durch – und freut sich, wenn Torschusstraining angeordnet wird. «Das ist meine Zeit. Alle wollen mir einen Ball reinhauen. Da herrscht Freude, bei mir, wenn ich ein Tor verhindere, bei meinen Kollegen, wenn sie treffen.»

Gut vorbereitet

Die Teams laufen vor dem Spiel auf dem Nebenplatz ein. So hat der Torhüter, der sich am Rand des Hauptfelds vorbereitet, alle Ruhe. Er ist allein; läuft, hüpft, dehnt, ist konzentriert. Dann ­gesellt sich der Ersatztorhüter dazu. Nun geschieht alles mit dem Ball. Es wird gesprungen, gehechtet, gefangen. Der Torhüter bestimmt Ablauf und Intensität. Am Schluss kommen die Feldspieler dazu und versuchen, ihren Torhüter mit Schüssen von ausserhalb des Strafraums zu bezwingen. Es gelingt selten. Yves Hüttenmoser ist bereit. 

Yves Hüttenmoser zeigt auf dem Feld viel Präsenz und lässt sich von St.Margrethen II nicht überwinden.
Yves Hüttenmoser zeigt auf dem Feld viel Präsenz und lässt sich von St.Margrethen II nicht überwinden.
Bild: rez

Das Spiel beginnt. Der Torhüter ist konzentriert, spielt mit, dirigiert gelegentlich. Bei einem Eckball faustet er den Ball weit ins Mittelfeld, einmal braucht es eine Fussabwehr ausserhalb des Strafraums, und was aufs Tor kommt, ist bei ihm gut aufgehoben. In den letzten Minuten verhindert er mit grossartigen Paraden zweimal das 1:1. Es sind die Momente, die ihm das Prädikat Matchwinner eintragen.

Ein Kompliment

Fast bei jedem Rheinecker Heimspiel sitzt der ältere Herr auf einer Bank und verfolgt das Spiel aufmerksam. Er heisst Pavao Kokanovic, ist 77-jährig, wohnt in Rheineck und spielte früher im Tor, zum Beispiel bei Gossau (NLB), Rorschach und Vaduz. Sein Urteil über den Rheinecker Goalie:

Er ist aufmerksam, spielt stets mit und hat eine gute Ausstrahlung.