29.11.2018

Ein nicht sichtbares Übel

Meinrad Gschwend macht sich Sorgen wegen kleinster Plastikteilchen in den Gewässern. «Wir stehen vor einer Riesensauerei», meinte er diese Woche im Kantonsrat.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerMan sollte meinen, Plastikabfälle würden mit dem Kehricht entsorgt. Dem ist aber leider nur zum Teil so. In einem Vorstoss, den er im Juni der Regierung eingereicht hatte, weist Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen aus Altstätten, auf das viele in den Meeren, aber auch in den Seen schwimmende Plastik hin.Zerbrochen, zerrissen, zerriebenDie wenigsten Kunststoffe sind biologisch abbaubar; sie werden aber mit der Zeit zerbrochen, zerrissen und zerrieben. Doch damit werden teils hochgiftige Substanzen frei, die ebenso wie kleine und kleinste Plastikpartikel Böden und Gewässer belasten und letztlich auch Mensch und Tier. Von der Regierung wollte Gschwend Informationen zur Situation im Kanton St. Gallen, speziell in den Gewässern.In ihrer Antwort bestätigt die Regierung, dass in den Schweizer Gewässern Mikroplastik nachweisbar ist – auch im Bodensee. Die gemessenen Konzentrationen würden zwar Umwelt und Wasserqualität nicht direkt gefährden. Dennoch seien die Plastikteilchen unerwünscht.Dem Littering hofft der Kanton in erster Linie mittels Informationskampagnen Herr zu werden. Nebst als Folge von Littering gelangt aber auch Mikroplastik über die Kläranlagen in die Gewässer. Solches wird Kosmetika und Reinigungsmitteln beigemischt und wird im Gegensatz zu grösseren Plastikteilchen in den Kläranlagen nur zu etwa 80 % zurückgehalten. Dasselbe gilt für Mikrofasern, die beim Waschen aus Kleidungsstücken herausgewaschen werden.Mikroplastikfilter für grosse KläranlagenDie zehn grössten Kläranlagen im Kanton würden in den nächsten Jahren mit einer Filtrationsanlage aufgerüstet, mit der sich letztlich etwa 90 % des Mikroplastiks aus dem Abwasser eliminieren lassen, schreibt die Regierung. Eine Nachrüstung auch der kleineren Kläranlagen hält sie für unverhältnismässig. Vernünftiger wäre, das Mikroplastik an der Quelle zu vermeiden – also kein solches mehr den Kosmetika beizumischen, weniger Einwegprodukte zu verwenden und Waschmaschinen mit Faserrückhaltefilter zu kaufen. Hier sei aber der Bund gefordert.Meinrad Gschwend gestand diese Woche in der Novembersession den kantonalen Ämtern zwar zu, sich ernsthaft mit dem leiden Thema auseinanderzusetzen. Das genüge aber nicht: «Wir stehen vor einer Riesensauerei», stellte er fest. Mittlerweile könne man praktisch überall Mikroplastik nachweisen, sogar in abgelegenen alpinen Gegenden. Was man erkenne, sei also womöglich nur die Spitze des Eisbergs. Es sei deutlich mehr nötig, um das Prob­lem zu lösen.