18.09.2019

Eine Popmusikerin spielt die erste Geige

Jenna spielt erste Geige im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester und bringt bereits ihre zweite Pop-Single heraus.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Wer bei Apple Music, Spotify oder sonst einem Anbieter den frischen, schön fliessenden, eingängigen Song «Reputation» sucht, findet ihn unter dem Namen Jenna. Dass die 21-Jährige aus Hinterforst sich so nennt, hat mit den Reisen der Familie zu tun. In Amerika, wo Jana Wirth sich mehrfach mit den Eltern aufhielt, ist es naheliegend, sich als Jenna statt als Jana vorzustellen.Flöte am liebsten zum Fenster hinausgeworfenJana Wirth studiert in Basel an der Musikakademie. Nebenher treibt sie zielstrebig eine Musikkarriere voran. Sie war sechs Jahre alt, als sie an einem Tag der offenen Tür in der Musikschule die Geige als Instrument entdeckte, und sogleich erkannte: «Das ist es.»Nur drei Jahre später wusste sie, dass sie Musik studieren wollte. Ihr Zweitinstrument ist das Klavier.Zunächst kam sie nicht darum herum, sich mit der Flöte zu begnügen, die sie am liebsten «zum Fenster hinausgeworfen hätte». Freude hatte sie hingegen am Ballett, das ihr ermöglichte, die Flöte früher als sonst üblich für den Rest des Lebens wegzulegen.Die Geige ist auf Reisen stets dabeiVon ihrer Mutter Claudia, einer in Kriessern aufgewachsenen, in Altstätten unterrichtenden Primarlehrerin, weiss Jana Wirth: Zum Üben habe man sie schon als Kind nie drängen müssen. Eine halbe Stunde täglich war ihr selbstverständlich, später, im Musikgymnasium in Feldkirch, stieg die Übungszeit auf mindestens zwei Stunden täglich, Wochenende eingeschlossen. Heute sind es sogar drei bis vier.Nimmt Jana Wirth die Violine einmal zwei, drei Tage nicht zur Hand, merkt sie es in den Fingern. Deshalb hat sie ihre Geige auch auf Reisen stets dabei.Als Singer-Songwriterin verwendet die Musikerin, die früh zu singen anfing und den ersten Song mit dreizehn komponierte, vornehmlich ihre Gitarre. Sie zu spielen, hat sie sich selbst beigebracht. Die Leidenschaft für die Musik war allerdings auch mit Verzicht verbunden; mit dem Reiten, das ihr ebenfalls viel Freude machte, hörte Jenna auf.Drei Jahre in der Band The Exception gespieltAls Kind war Jana Wirth vorübergehend in der Jugi. Ungefähr zur gleichen Zeit – mit sieben, acht – gehörte sie den Güggigässlern an. Ihr Vater Ueli, ein Informatiker und Erwachsenenbildner, war einst der Präsident der Gugge. Er betätigte sich als Trompeter, seine Frau als Posaunistin.In ihrer Gymnasialzeit spielte Jana Wirth in der Band The Exception. Mit Rochus Burtscher, dem Schlagzeuger, arbeitet sie nach wie vor eng zusammen.Der Vorarlberger besuchte die gleiche Klasse, betreibt zu Hause ein eigenes Studio und hat die erste Single Jennas produziert.Rochus Burtscher ist auch bei Auftritten dabei, bringt Ideen für die Lieder ein und schreibt die meisten deutschen Texte. «Raus hier» heisst die zweite Single, die am Freitag, 20. September, hochgeladen werden soll. Das schöne Single-Cover, das von Burtscher stammt, wird auch für dieses zweite Lied verwendet.Um in den Sozialen Medien mit Songs präsent zu sein, lädt Jana Wirth die Lieder, die verbreitet werden sollen, auf eine Plattform hoch. Von hier gelangen sie zu Apple Music, Spotify, i-tunes, Soundcloud, Google play music. Die Kosten, die Jana Wirth dadurch erwachsen, betragen 10 Euro pro Jahr.Was sie im Gegenzug einnehmen kann, hängt davon ab, wie oft die Lieder aufgerufen werden. Pro Stream erhält die Sängerin zum Beispiel bei Spotify 0,38 Rappen. Hundert Aufrufe eines Songs bringen somit 38 Rappen ein, tausend Aufrufe knapp vier Franken, bei 10000 Aufrufen wären es knapp vierzig.Ein Star erhielt für 4 Mio. Aufrufe 80'000 DollarSollte ein hochgeladenes Lied der Hinterforsterin eine Million Mal aufgerufen werden, hätte dies Einnahmen von 3800 Franken zur Folge.Allerdings kann es auch mehr sein. Die US-amerikanische Cellistin Zoë Keating, die ihre Einkünfte offenlegte, kam 2017 bei rund vier Millionen Streams auf Einnahmen von gut 80'000 US-Dollar.Auf Instagram gut 2300 FollowerWie auch immer: Viel ist es keinesfalls. Der Rheintalerin dient die Präsenz im Netz vielmehr dazu, ihr musikalisches Schaffen allen Interessierten zugänglich zu machen. Auf Instagram zum Beispiel hat Jenna seit ihrem Einstieg vor zwei Jahren gut 2300 Follower gewonnen.Wichtig sind ihr die Konzerte. Jana Wirth trat jüngst am Festival «Sommer im Park» in Heerbrugg auf, im Sommercasino in Basel, in Bars, und demnächst wird sie zweimal in Basels grosser Markthalle auf der Bühne stehen, am 4. Oktober als Hauptact.Mit dem Orchester in den grossen SälenNeben Country-Pop und Popmusik spielt Jenna Klassisches. Als Mitglied des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters spielt sie seit ihrem Beitritt vor einem Jahr erste Geige.Je eine Herbsttournee und eine Frühjahrstournee hat sie schon hinter sich. Bald folgen weitere Konzerte in den grossen Sälen grosser Städte, unter ihnen Zürich, Lausanne, Bern. Auch in St. Gallen tritt die Hinterforsterin mit dem Orchester auf – in der Tonhalle, am Donnerstag, 9. April.www.jennaofficial.com