22.09.2022

Essen im Restaurant könnte teurer werden

Reduzierter Mittagsservice, Preiserhöhungen, vorgekochte Suppen bei Niedertarif: Mit diesen Massnahmen reagieren Rheintaler Gastrobetriebe auf  höhere Strompreise.

Von Yann Lengacher / Cassandra Wüst
aktualisiert am 02.11.2022
Auf Schloss Weinstein ein Mittagessen zu erhalten, wird ab nächster Woche schwieriger: Der Gastronomiebetrieb bleibt werktags über Mittag geschlossen. Nur wer vorab für min­destens zehn Personen reserviert, erhält ein Mittagessen. Geschäftsführer Friedrich Diener sagt: «Mehrere Gründe haben zu diesem Entscheid geführt.» Zum einen sind es steigenden Energie- und bereits hohe Rohstoffpreise sowie veränderte Essgewohnheiten nach Corona: Im Home Office kocht es sich leicht selbst. Zum anderen, so Diener, soll Schloss Weinstein mit dieser Angebotsreduktion seinen Beitrag zur Verhinderung einer Energiemangellage leisten. Fortan wird das imposante Gebäude deshalb nachts vom Tal aus nicht mehr zu sehen sein. Auch andere Gastrobetriebe wollen ihren Beitrag leisten. Gemäss einer Umfrage von Gas­trosuisse haben sechs von zehn gastgewerblichen Betrieben Sorgen wegen einer möglichen Energiemangellage. Wegen ansteigender Stromkosten befürchten einige Rheintaler Gastronomen deshalb, an Preiserhöhungen nicht vorbeizukommen.Denkbar wäre ein EnergiekostenaufschlagKurt Indermaur, Geschäftsführer des Restaurants Maienhal­de in Berneck und Präsident des Gastroverbands Bodensee-Rheintal sagt: «Die Preise im Restaurant werden für die Kunden auf  jeden Fall steigen.» Von einem spezifischen Energiekostenaufschlag auf der Rechnung sieht er in seinem Betrieb ab. «Vernünftig wäre es, dass die Preise der Gerichte prozentual steigen», sagt Indermaur. Diese Haltung vertritt auch Sascha Beilke vom Restaurant Burg in Au. «Wir beobachten, wie sich die Preise weiterentwickeln. Gegebenenfalls werden wir die Preise auf der Speisekarte anpassen müssen. Momentan ist für die Kunden aber noch nichts spürbar», sagt Beilke. Fast täglich erreichen die Gastronomen Preiserhöhungen von Lieferanten.Hinzu kommt, dass Strom- und Ölpreise sich verdoppelt haben. «Die stetig steigenden Preise sind beunruhigend. Ich frage mich immer, was nächsten Monat mehr kosten wird», sagt Diener. Auf  Schloss Weinstein bleiben die Preise für den Moment aber gleich. «Wir haben das Mittagsangebot auch abgebaut, um Preiserhöhungen zu ver­hindern.» Aufgrund der aktuellen Situation hat Gastrosuisse vor Monaten eine umfassende Checkliste mit 90 Spartipps herausgegeben. Genannt werden beispielsweise die Verwendung von Zeitschaltuhren, eine Anpassung der Heizkurve oder Lampen durch LED-Röhren zu ersetzen.Auf  Schloss Weinstein sind an allen verzichtbaren Geräten Zeitschaltuhren angebracht. «Vieles wird von den Restaurants im Rheintal bereits seit längerem umgesetzt», sagt denn auch Indermaur und ergänzt: «Die Betreiber sind bemüht, das Bestmögliche herauszuholen, um grosse Preiserhöhungen entgegenzuhalten.» So habe er von Kollegen gehört, die ihren Kühlraum abstellen und ihre Ware in einem kleineren Tiefkühler lagern. Er selbst, wie auch Sascha Beilke vom Restaurant Burg in Au, kochen jeweils abends zum Niedertarif, der gilt von 19 bis 7 Uhr, Suppen und Saucen vor. «Dadurch müssen wir am Mittag nicht alle Herdplatten einstellen», erklärt Indermaur.Trotz aller Bemühungen der Gastrobetriebe: Den Sparmassnahmen seien auch Grenzen gesetzt, wie Friedrich Diener sagt:  «Wir haben unser Sparpotenzial fast vollständig ausgeschöpft. Wir beleuchten schon im ganzen Haus mit LED-Beleuchtungen.» Am meisten Strom benötigten aber die Küchengeräte zu Spitzenzeiten. Die Krux: «Sobald wir Gäste bedienen, sind wir auf gewisse Küchengeräte angewiesen», sagt Diener. Auch Bernd Schützelhofer vom Restaurant Bad Balgach spricht das begrenzte Sparpotenzial an: Zwar habe er zum Einsparen von Gas eine Wärmerückgewinnung in seinem Betrieb. Doch manche Küchengeräte seien auf  Starkstrom angewiesen, sagt Schützelhofer. «Ich hoffe auf das Ver­ständnis der Kunden», sagt Beilke. Schliesslich sei von den steigenden Energiekosten jeder und jede in irgendeiner Form betroffen.