Fussball 05.09.2023

FC Widnau geht mit Personalproblemen in die englische Woche

78 Stunden nach Anpfiff des Spiels gegen Dardania steigen die Widnauer erneut in die Hosen. Aber nicht auf der Aegeten, sondern auf der Diepoldsauer Rheinauen. Das Nachtragsspiel gegen Thalwil steht an. Gemäss Spielplan war dies das Saisonstartspiel am 20. August, dann spielte Widnau jedoch gegen den FCSG.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 05.09.2023

Mittlerweile gehört die Konzentration aber der Meisterschaft. Und in die ist Widnau durchzogen gestartet. Zweimal musste das «Celli»-
Team einem Rückstand nachrennen. In Bülach sah es schon nach der ersten Pleite aus, die Ceyhun Tüccar mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit noch abwenden konnte. Im spielerisch wenig hochstehenden Heimspiel am letzten Sonntag gegen Dardania geriet Widnau in Minute 70 durch einen Handspenalty in Rückstand. Dank eines herrlichen Kopfballtors von Kevin Egbon gab es wenigstens noch einen Punkt. Auch wenn Dardania in dieser Saison vorne ein gewichtiges Wörtchen mitreden könnte, hatte man sich auf Rheintaler Seite schon mehr erhofft.

Gegen Thalwil soll nun der erste Sieg her. Einfach wird es nicht, denn 2022/23 gingen beide Begegnungen an die Zürcher. Das Hinspiel am 19. November gewann Thalwil 2:1. Die Tore der Gastgeber in der 17. und 66. Minute waren eine zu grosse Hypothek. Slobodan Aksic konnte in seinem letzten Spiel für Widnau in der 92. Minute nur noch auf 1:2 verkürzen. Es war damals das letzte Spiel der Vorrunde, die durch die Niederlage etwas getrübt wurde.

Thalwils Trainer mit bekanntem Namen

Im Rückspiel vor knapp drei Monaten gewann Thalwil durch einen Penalty in der Nachspielzeit der ersten Hälfte 1:0. So überholten die Spieler vom linken Zürichseeufer (der «Pfnüselküste», wie sie im Volksmund heisst, weil sie im Gegensatz zur gegenüberliegenden «Goldküste» wesentlich weniger Sonne abbekommt) den FC Widnau noch. Die Rheintaler wurden Vierte, Thalwil holte Rang drei. Die Gäste haben letzte Saison ohnehin eine gute Leistung geliefert. In der Vorrunde lag der FCT auf Rang zehn, aber nur vier Punkte hinter dem zweiten Platz. Die Rückrunde war stark; mit 25 Punkten erzielten die Zürcher die zweitgrösste Ausbeute aller Teams.

Diese Saison hat Thalwil das Punktekonto noch nicht eröffnet. Die bisherigen Spiele gingen 1:2 verloren, in beiden gab es das haargenau gleiche Muster: Der Gegner geht in Führung, Thalwil gleicht aus und bekommt zum Schluss noch ein Gegentor. Gegen den FC Adliswil, auf dem heimischen Sportplatz Brand, verlor der FCT den erhofften Punkt in der 89. Minute, am letzten Samstag in Frauenfeld gar in der neunten Minute der Nachspielzeit.

Der Trainer der Zürcher trägt einen bekannten Namen: Artur Petrosyan. Der 51-jährige Armenier war mit 69 Länderspielen eine zeitlang Rekordnationalspieler seines Landes. In der Heimat spielte er bei Shirak Gyumri, dann in Israel bei Maccabi Petah Tikva und in Russland bei Lokomotive Nischni Nowgorod, bevor es ihn 2001 in die Schweiz zog. Bei den Young Boys blieb er zweieinhalb Jahre, dann spielte Petrosyan bis zum Ende seiner Karriere 2006 beim FC Zürich, mit dem er den Meistertitel holte. Thalwil ist seine achte Trainerstation. Nebst Engagements unter anderem bei Juniorenteams des FCZ und von GC, war er zwischen 2016 und 2018 auch für zwölf Spiele für die armenische A-Nati verantwortlich. Dabei gelangen ihm immerhin fünf Siege gegen Zypern, Belarus, den Karibikstaat St. Kitts & Nevis, Kasachstan und Montenegro.

«An die letzten 15 Minuten anknüpfen»

Widnau ist aktuell – mit einem Spiel weniger – auf dem ungewohnten elften Rang. «Uns erwarten nun wegweisende Spiele gegen Thalwil und Wil II», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. Danach sehe man, wohin man sich in der Tabelle orientieren muss. «Wir kommen momentan einfach nicht in die Gänge», so Lüchinger. «Dardania war ein guter Gegner. Den Kampf haben wir aber zu wenig angenommen, fussballerisch war das eine schwache Leistung.»

Nicht einfacher macht es die personelle Situation. «Wir laufen auf dem Zahnfleisch, dazu kommt die englische Woche», so der Co-Trainer. Nebst den Langzeitverletzten Samuel Thönig und Daniele Lamorte fehlen gegen Thalwil Ceyhun Tüccar, Noah Massari und Helmar Andrade. Fraglich ist Sturmtank Noah Thönig, der sich bei einer umstrittenen Strafraumszene gegen Dardanias Kushtrim Berisha eine Knöchelverletzung zugezogen hat. «Ob es für Tobia Walt und Timo Faleschini reicht, sehen wir im Abschlusstraining», so Lüchinger.

Er erwartet ein schwieriges Spiel. «Thalwil ist auch schlecht gestartet und steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn es fussballerisch nicht läuft, müssen wir über den Kampf ins Spiel finden.» Ein mögliches Rezept wäre, an die letzten 15 Minuten des Dardania-Matches anzuknüpfen: «Nur so haben wir Chancen. Sonst wird’s gegen jeden Gegner schwierig.»