21.05.2021

Freie Fahrt für Mountainbiker

Der Mountainbikeverein Rheintal baut erste Weidezaun-Übergänge ein, die einfach passierbar sind.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Auf dem Suruggen, oberhalb der Landmark, haben Mitglieder des Vereins MTB Rheintal kürzlich zwei Weidezaun-Übergänge eingebaut. Sie ermöglichen es einem Mountainbiker, eine Einzäunung zu passieren, ohne dass er seine Fahrt unterbrechen muss. Sie vereinfachen auch dem Fussgänger die Passage und halten das Vieh auf der Weide. Um dies zu gewährleisten, wurden die Übergänge vorher auf einem Bauernhof getestet, denn der Gitterrost wurde bewusst nicht zu grobmaschig gefertigt, damit er auch für Wanderer mit kleineren Füssen angenehm zu passieren ist. Ebenfalls für sie wurden Handläufe angebracht, dabei darauf geachtet, dass auch Biker mit breiteren Lenkern problemlos über die Brücke kommen.Situation für alle Seiten verbessern«Im Verlauf des Projekts zeigte sich immer wieder, dass es oft nicht viel braucht, um eine Situation für alle zu verbessern», sagt Jürg Buschor, Co-Präsident des Vereins MTB Rheintal, und meint damit auch ein zweites nun laufendes Projekt, das sich aus der Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten und der Rhode Kornberg ergab, als es um die Platzierung der zwei Übergänge ging: «Von Landwirtschaftsseite her kam der Vorwurf, dass dort auf einem steilen Streckenabschnitt der Wanderweg immer breiter werde.» Der Grund ist, dass er immer stärker verkarstet. Die ausgewaschenen, ruppigen Stellen werden vor allem bei nassem, rutschigen Boden von den Mountainbikern auf der Seite im Gras umfahren, weil sie dort mehr Grip haben, um die Geschwindigkeit kontrollieren zu können. Buschor sagt, zurzeit sei man nun daran, die Streckenführung leicht anders zu gestalten. In naher Zukunft sollte es nun einerseits dem Mountainbiker mehr Spass machen, dort hinunter zu fahren und andererseits sollte das Wiesland nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Und natürlich müssen nun auf dieser Route zwei Zäune nicht mehr von Hand geöffnet werden.Acht weitere Übergänge sollen installiert werdenSo weit ist man an anderen Orten noch nicht. Vorerst ist es das Ziel, die verbleibenden acht Übergange zu platzieren, die von Buschor Metallhandwerk konstruiert wurden. Vorschläge für strategisch sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, auch von Bauern, nimmt der MTB-Verein Rheintal gern entgegen unter trails@mtbrheintal.org. Die Mitglieder sind zurzeit auch selber in Gesprächen mit Landwirten. Ein Ziel ist, an der beliebten Abfahrtsroute gleich unterhalb des St. Antons Richtung Altstätten solche Brücken anzubringen. Um zumindest einen Teil der Durchgänge bis zum Wald fahrbar zu machen. «Optimal wäre eine Strecke bis nach Altstätten passierbar zu machen, ohne dass Zäune die Fahrt behindern», sagt der Co-Präsident. Dazu gehört eine Passage im Burgfeld kurz vor dem Waldpark: «Perfekt wäre natürlich, wenn die Aktion eine Signalwirkung hätte und die Bauern gleich selber auf uns zu kommen.»Jürg Buschor sagt weiter: «Wir investieren gerne einen Teil des Vereinsvermögens, diese Übergänge zu bauen und zu installieren. Dem Landwirt entstehen also weder Aufwand noch Kosten.» Um den Draht zu befestigen, sind bereits Isolatoren an den Stützen der Handläufe angebracht. Der Draht, der unter dem Rost durchgeführt wird, ist auch bereits eingezogen. Die Brücke präsentiert sich als optimale Lösung. Es gibt zwar Wegabsperrungen mit Plastikruten, die in den Weg ragen und durchfahren werden können. Diese können aber zurück federn und unangenehme Spuren hinterlassen.Eine andere Variante liess Revierförster Robert Kobler auf der Neuenalp an einem Abzweiger Richtung Eggerstanden einbauen. Das für Mountainbiker fast nicht passierbare Drehkreuz wurde durch ein Tor ersetzt. Es ist an einer schräg gestellten Angel angemacht. Die untere Seite schwingt dadurch beim Aufdrücken leicht nach oben, ähnlich wie bei einer Flügeltür. Ist man durch, lässt man das Tor einfach los und es fällt durch das Eigengewicht selber zurück, der Haken hängt ein und schliesst. Geübte Biker können es öffnen, ohne absteigen zu müssen. Bei einer Abfahrt muss man aber anhalten, und es unterbricht den Flow. Kobler, auf das neue Produkt angesprochen, meint: «Alles was hilft, ist positiv.» Er habe ähnliche Lösungen in Graubünden gesehen.Es wird auf bikefreundliche Wegübergänge gesetzt«Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Brücken für jedes Gelände geeignet sind.» Aber auch sein Pilotprojekt wurde ein Erfolg. Der Appenzeller Wegmacher, der das erste Tor fertigte, hat die Konstruktion noch ein wenig optimiert und nun ist das System bereits ein weiteres Mal installiert worden. Im Raum Montlinger Schwamm – Eggerstanden – Risi soll es an rund vier weiteren Orten zum Einsatz kommen. «Es ist gut, dass etwas geht. Ich bin auch dafür, dass man dort, wo es erlaubt ist, möglichst hindernisfrei durchkommt. Vor allem, wenn es hilft, dass dafür dort nicht gefahren wird, wo es verboten ist», sagt Robert Kobler. «Wir werden inzwischen als Ansprechpartner von anderen Interessensgruppen wahrgenommen. Dabei werden uns auch schlechte Beispiele mitgeteilt», sagt MTB-Rheintal-Co- Präsident Jürg Buschor. Man mache die Biker über die sozialen Medien darauf aufmerksam, dass schlechtes Verhalten kontraproduktiv sei – die Situation insgesamt für alle besser werde, wenn man aufeinander zugehe und helfe, etwas im positiven Sinne zu verändern. «Auch aktiv», fügt er mit einem Augenzwinkern an:«Auf trails@mtbrheintal.org darf sich gerne melden, wer mithelfen will, Trails zu reparieren und die neuen Brücken einzubauen.»