29.05.2022

Ganz nah am Leben im Kloster

Ungewohnt viel Betrieb herrschte am Sonntag im Kloster Maria Hilf in Altstätten. Zum Tag der offenen Tür kamen Interessierte in Scharen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 05.12.2022

Die spirituelle Ausstrahlung des Klosters wirkt beim ersten Schritt über die Türschwelle. Respektvoll und bedächtig schauten sich die Besucherinnen und Besucher um. Es ist alles andere als alltäglich, in diese Oase der Stille und des Gebets einzutreten. Doch zum 500-Jahr-Jubiläum dominierten Gastfreundschaft und Geselligkeit hinter den Klostermauern. Die Oberin, Frau Mutter Angelika Scheiber, begrüsste die Gäste, darunter auch Familien, mit einem herzlichen Lächeln und reichte ihnen als Geschenk ein scharfes Wässerchen, einen Angelikalikör, der bei Verdauungsbeschwerden und Erkältungen hilft.

Die Schwestern halten gefiederte Haustiere

Die anschliessende Runde durch das Klosterinnere führte über mehrere Stockwerke und lange Gänge. Grossformatige Bilder mit biblischen Szenen sind an den Wänden aufgehängt, Marienstatuen, geschmückt mit frischen Blumen, sind in Nischen platziert. Manche Gäste fühlten sich wie in einem Labyrinth und lernten dabei unverhofft die Haustiere der vier Kapuzinerinnen kennen. In einem der vielen Zimmer waren in einem Käfig zwei gelbe Ziervögel zu sehen.

Alle Schwestern erklärten sich dazu bereit, auch die Türen zu ihren privaten Schlafzimmern zu öffnen.

Darüber staunte sogar Frau Mutter Angelika. «Das war nicht vorgesehen.» Doch dies zeige die Offenheit ihrer Schwestern. «Es ist ihnen ein Anliegen, einen echten Einblick zu ermöglichen.» Das bedeutet auch, Mängel nicht zu vertuschen. Mancherorts blättert Farbe am Fensterrahmen ab und die Zellen sind zum Teil sehr klein. Die Türrahmen sind niedrig, das Mobiliar wirkt aus der Zeit gefallen, die Vorhänge mit orangen und braunen Mustern dürften aus den 70er-Jahren stammen. «Etwas bedrückend», lautete ein Kommentar. «Hier dominiert die gelebte Bescheidenheit der Schwestern.» Draussen, im parkähnlichen Garten, staunten die Gäste über die Blumen, das Gemüse und die Kräuter, die gedeihen. Bei Garten- und Hausarbeiten helfen Bewohnende und Mitarbeitende des «Rhyboot».

Wandel und Renovation stehen bevor

Von besonderem Interesse war die Kurzpräsentation über die Zukunft des Klosters. Zu den Grundpfeilern gehören Spiritualität, karitatives Wirken, Bildung und Kultur. Eine Arbeitsgruppe und Architekten haben Pläne erarbeitet, wie das Kloster künftig aussehen könnte. Wann die Renovationen beginnen, ist noch offen. Frau Mutter Angelika hofft, dass es Ende 2023 so weit sein wird. Vorerst ist ihr grösster Wunsch, dass ihre betagten Schwestern – die älteste ist 87 – gesund bleiben dürfen.