01.05.2020

Gemüse anbauen und Energie tanken

Schrebergärten sind nicht mehr nur reine Gemüsepflanzungen, sondern dienen zunehmend auch als Naherholungszone.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Wenn die Natur zu spriessen beginnt, erwachen auch die Schrebergärten zu neuem Leben. Es herrscht emsiges Treiben auf den Plätzen im Riet. Zwei der grössten Schrebergartenkolonien im Oberrheintal stehen in Altstätten und in Rebstein. Zwischen vier und zehn Aren – also 1000 m2 – gross sind die einzelnen Grundstücke, die teilweise schon seit Generationen von Familien bewirtschaftet werden. Einst waren es reine Pflanzplätze, die den Familien halfen, sich selber zu versorgen.Hauptsache, es herrscht FriedenIn den letzten Jahren wurden die Grundstücke im idyllischen Riet auch zunehmend als Naherholungsplatz genutzt, an dem man nach der Gartenarbeit verweilen kann. Die Werkzeugschuppen wurden zu Lauben und Terrassen ausgebaut und mit Grillplätzen versehen. «Grundsätzlich lassen wir die Pächter gewähren», sagt Josef Popp, Präsident der Rhode Stadt und Vorstadt, die im Unterchirlen und an der Kriessernstrasse Parzellen zur Verfügung stellt.Wichtig sei, dass unter den Betreibern Frieden herrsche. Inzwischen gibt es zwar ein Baureglement und gewisse Regeln. «Wir greifen nur ein, wenn es ausartet, aber kleinlich sind wir nicht, schliesslich wollen wir mit dem Angebot etwas für die Öffentlichkeit tun», sagt Popp.Inzwischen werden auch Toiletten gestelltDie jährliche Miete von 60 Franken für die Vier-Aren-Plätze und das Doppelte für die Acht-Aren-Felder decken gerade die Unkosten der Rhode. Dazu gehört seit Neustem ein Toi Toi, eine mobile Toilette, die an den beiden Plätzen steht – die blau weissen Plastikklos wurden dezent in einem einfachen Holzhäuschen eingepackt. «Das Angebot wird sehr geschätzt. Ich erhielt sogar einen Dankesbrief», sagt Präsident Popp. Man biete dies an, weil die Leute in ihren Schrebergärten eben auch Zeit verbringen, den Platz als Naherholungsgebiet nutzen. Auch in Rebstein wird diesem Umstand Rechnung getragen: Es stehen diese Saison zum zweiten Mal für die knapp 100 Schrebergärten drei Toi-Toi-Toiletten zur Verfügung.Bisher behalfen sich die Schrebergärtner mit einer Campingausrüstung, denn an die Kanalisation angeschlossen ist das Ortsgemeindegebiet nicht. Wasser gibt es in den Brunnen auf dem Areal, in Altstätten kann es herausgepumpt werden oder die Pächter sammeln das Wasser von den Dächern ihrer Garten- oder Treibhäuser.Der Fokus liegt auf dem Gemüseanbau«Der Fokus liegt immer noch auf dem Gemüseanbau und das soll auch so bleiben», sagt Jürg Hengartner, Präsident der Ortsgemeinde Rebstein. In erster Linie würden darum die Einnahmen von rund 8000 Franken verwendet, um die Schollenböden wieder aufzufüllen, wenn die Erde absacke.Die Pflanzplätze in Altstätten und in Rebstein sind beliebt, entsprechend gibt es Wartelisten. Vorrang haben Einwohner aus dem Ort. «Aber auch hier sind wir nicht kleinlich», sagen die beiden Präsidenten über das Angebot, das gerade in diesen Zeiten, in der die Mobilität eingeschränkt ist, besonders geschätzt wird.