Altstätten 24.11.2023

Gewohnheiten überwinden: Lebenslust statt «Aufschieberitis»

Digitales Detox und anpacken statt aufschieben – Andy Stieger schrieb ein Rezept für einen erfolgreichen Alltag.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 24.11.2023

Kennst du das Gefühl, wenn eine Prüfung bevorsteht, die Abgabe einer wichtigen Arbeit immer näher rückt oder der Besuch im Fitnesscenter täglich auf die lange Bank geschoben wird? Anstatt sich diesen Herausforderungen zu stellen, verliert man sich oft in endlosem Scrollen auf dem Handy, hängt mit Freunden ab oder entscheidet sich für einen faulen Abend zu Hause. Prokrastiniert nicht jeder von Zeit zu Zeit? Der Begriff stammt vom lateinischen «procrastinare», was «Aufschieben», «auf Morgen verlegen» bedeutet. Eine Situation, die wohl so ziemlich alle kennen. Auch Andy Stieger.

Der 24-jährige Student aus Altstätten hat aber nicht nur diese alltäglichen Probleme erkannt, sondern einen Weg gefunden, ihnen bewusst zu begegnen – und hat kurzum ein Buch geschrieben. In «20 Days» teilt Andy Stieger eigene Erfahrungen, bietet konkrete Strategien, um bewusst mit digitalen Medien umzugehen, den Smartphone-Konsum zu regulieren und gleichzeitig produktiver zu sein.

Die Idee entstand im Rahmen eines Uniprojekts

Das Buch ist keinesfalls ein Rat-, sondern ein Inputgeber. Ein Motivationspusher, wie er es auch nennt. «Ein Ratgeber heisst gleich, ich weiss es besser», sagt Andy Stieger und lacht.

Ich sehe es aber eher so, als ob ich das teile, was mir geholfen hat, Erfolge zu erzielen, und die Leute anregen will, es ebenfalls zu probieren.

Die Inspiration für sein Buch kam während einer Vorlesung an der Uni Liechtenstein, in der die BWL-Studenten Lösungen für die Herausforderungen der Digitalisierung entwickeln sollten. Sie entwickelten die Idee, ein Handout zu schreiben, das den bewussten Umgang mit digitalen Medien fördert. Ursprünglich als Gruppenprojekt an der Universität konzipiert, erarbeitete Andy mit seinen Studienkollegen einen Prototyp und testete die Nachfrage. «Es kam sehr gut an», sagt er.

Gewohnheiten überwinden: Lebenslust statt «Aufschieberitis»

Obwohl das Projekt abgeschlossen wurde, liess ihn die Leidenschaft nicht los. Zu Hause arbeitete er weiter daran und baute den Inhalt aus. Man kann schliesslich nicht damit zufrieden sein, weniger Zeit am Handy zu verbringen und dann doch nur zu Hause rumzusitzen.

Ein Prozess, der nicht nach 20 Tagen abgeschlossen ist

Er liess Themen wie Sport, Lerntechniken und Zeitmanagementstrategien einfliessen, um gerade jungen Menschen zu helfen, ­produktiver zu werden. Stiegers Tipps ermutigen dazu, bewusste Entscheidungen zu treffen, berufliche und schulische Herausforderungen strukturiert zu meistern, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich auf die Dinge zu fokussieren, die wirklich zählen.

Dazu gibt es tägliche Inputs, die am nächsten Tag gleich angewandt werden können. Der Titel des Buchs «20 Days» vermittelt aber nicht, dass man nach 20 Tagen von der «Aufschieberitis» geheilt ist. Andy betont: «Das Buch ist kein schneller ‹Heilungsprozess›, sondern es erfordert vielmehr eine kontinuierliche Arbeit an sich selbst.» Man müsse es wollen.

Ofenbauer, Offizier, Ultramarathon-Läufer und Autor

Der 24-Jährige weiss, wovon er schreibt. Nach seiner Lehre als Ofenbauer absolvierte er eine Zusatzlehre zum Plättlileger, hängte nach der obligatorischen Rekrutenschule die Offizierslaufbahn an. Andy sagt: 

Ich bin kein Militär-Freak, aber ich habe vieles gelernt, was mit so vielen Leuten auf engem Raum funktioniert hat, hilft mir auch im Alltag.

Später absolvierte er die Berufsmatura und studiert nun im dritten Semester Betriebswirtschaftslehre an der Universität Liechtenstein.

Genauso wichtig wie seine berufliche Weiterbildung, ist ihm die sportliche. 13 Jahre lang spielte er Fussball, konzentrierte sich dann aufs Laufen und nimmt jetzt regelmässig an Marathons und Ultramarathons teil. Ihm hat der Sport geholfen, sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu fokussieren – einen gesunden Ausgleich zu schaffen. Und sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Seit kurzem kann er seinem Palmarès auch den Titel des Autors hinzufügen.

Vor wenigen Wochen ist das Buch nach eineinhalb Jahren Arbeit erschienen. Im Eigenverlag. «Ich hatte zwei Angebote von Verlagen, habe mich aber gegen sie entschieden», sagt Stieger. Der Grund: Er wollte die Kontrolle über das Projekt behalten, seine Rechte nicht abtreten und ausserdem sowohl beim Produzieren als auch beim Druck beteiligt sein. Er sagt: 

Es war mit Aufwand und Zeit verbunden, aber es hat sich gelohnt.

Ob und wann ein weiteres Buch erscheint, ist ungewiss. Zunächst will sich der Altstätter auf das Studium konzentrieren – und auf die Vermarktung seines ersten Buches.

www.20days.ch