16.05.2021

Hoher Kasten mit ungewohntem Verlust

Nach einer Reihe erfolgreicher Geschäftsjahre fuhren 2020 mehr als einen Drittel weniger Gäste auf den Gipfel.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Stets legt die Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG als letzte der Seilbahnen im Alpstein ihre Geschäftszahlen vor. Nach einer Reihe ausserordentlich guter Jahresergebnisse weist der Jahresabschluss 2020 einen ungewohnten Verlust aus. Das Gesamtergebnis ist allerdings nicht so schlecht, wie der ausgewiesene Verlust vermuten lässt. Aussagekräftiger ist der Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Trotz Lockdown mit Betriebsschliessung und mehrmonatiger Bauzeit beläuft sich der Ebitda 2020 auf positive 584563 Franken (Vorjahr 1,41 Mio. Franken). Damit sank die Ebitda-Marge innert Jahresfrist von 48 auf 32,5 Prozent.Der Verwaltungsrat hätte die Möglichkeit gehabt, die Abschreibungen zu reduzieren, damit unter dem Strich eine positive Zahl resultiert. Das war für die Verantwortlichen keine Option. Sie hielten an den betriebsnötigen Abschreibungen von 862269 Franken und damit an ihrer langfristig orientierten Strategie fest. Das führte zum ausgewiesenen Verlust .Aus der Situation das Beste gemachtDabei hatte das Jahr 2020 ganz gut begonnen. Im Januar fuhren doppelt so viele Gäste gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf den Ostschweizer Aussichtsberg. Mitten in der Revision kam am 14. März der Lockdown und die Schweizer Seilbahnen mussten ihren Betrieb einstellen. Die Kastenbahn machte das Beste aus der Situation und zog die Bauarbeiten am neuen Tunnel und Schräglift in der Bergstation vor. Dank kooperativer Arbeit der Behörden traf die Baubewilligung am 7. Mai ein.Die Bauarbeiten wurden noch am gleichen Tag aufgenommen und der Tagbau im oberen Teil des Tunnels konnte bis zum verspäteten Start der Sommersaison abgeschlossen werden. Begleitet von einem Schutzkonzept mit reduzierter Kabinenkapazität wurde der Bahnbetrieb am 4. Juli wieder aufgenommen.Allerdings benutzten bedeutend weniger Gäste die Seilbahn. Mit Ausnahme des Septembers lagen die Frequenzen jeden Monat um acht bis 28 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres. Insbesondere das Gruppengeschäft fiel vollständig weg. So ging bis zum vorgezogenen Saisonschluss am 1. November die Zahl der beförderten Gäste um mehr als einen Drittel von 209824 auf 128397 zurück. Das Drehrestaurant konnte erst Mitte Mai einen reduzierten Betrieb aufnehmen. Schutzkonzept und reduzierte Sitzplatzzahl waren das eine. Das Wegfallen sämtlicher Bankette und des Frühstücksbuffets während fast des ganzen Jahres stellte den Betrieb vor zusätzliche Herausforderungen.Nicht besser erging es den neuen Pächtern im Gasthaus Rössli in Brülisau. Die Eröffnung des Betriebes wurde auf Mitte Mai verschoben und endete abrupt vor dem Weihnachtsgeschäft. Am 2. November erfolgte der Start der zweiten Bauphase. Die Arbeiten waren aufwendig, der Fels auf dem Gipfel unerwartet hart. Der grösste Teil des Felsmaterials musste mit der Bahn ins Tal transportiert werden.Dank eines ausserordentlichen Einsatzes aller Beteiligten wurde der Tunnelbau bis zur Betriebseröffnung am 8. Mai grösstenteils abgeschlossen. Allerdings fehlt noch eines der Kernstücke des Bauwerks. Der neue Schräglift wird wegen Lieferverzögerung erst im Sommer installiert. Bis dann sind auch die Lichtprojektionen installiert. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden die Betriebe vor Auffahrt wieder geöffnet, allerdings in reduzierter Form. Der Seilbahnbetrieb läuft nach wie vor unter einem Schutzkonzept mit reduzierter Personenzahl. Und in der Gastronomie dürfen vorderhand lediglich die Aussenplätze genutzt werden.