Motorsport 23.08.2023

Indianapolis in Oerlikon – mit dem Walzenhauser Erwin Steingruber

Erwin Steingruber, der OK-Präsident des Bergsprints Walzenhausen-Lachen, startete erstmals im March 802 Formel 2 am «Indianapolis» auf der offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon. Bald geht er auch in Oberhallau an den Start.

Von Elio Crestani
aktualisiert am 23.08.2023

Die letzte Juliwoche ist seit fast einem Vierteljahrhundert in der Schweizer Oldtimerszene amerikanisch. Auf der 1912 eröffneten und 333,3 Meter langen Beton-Radrennbahn in Oerlikon, der ältesten aktiven Sportstätte der Schweiz, findet dann jeweils das Indianapolis Oerlikon statt. Dieses Jahr musste der Event wetterbedingt von Dienstag auf Donnerstag verschoben werden, dann war das Wetter aber schön, es waren herausgeputzte Oldtimer und interessante Personen zu sehen.

Benannt ist der Event, den die Brüder Georg und Jo Kaufmann organisieren, nach der Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates Indiana. Dies, da es zwei über 40 Grad überhöhte Steilwandkurven gibt. In Dialekt wird die Veranstaltung mitten in der Stadt, umgeben von Geschäftsgebäuden und nahe von Hallenstadion und Messe, Oerlinapolis genannt.

Erwin Steingruber hat eine lange Karriere

Am Start stand mit Erwin Steingruber, Garagist und OK-Präsident sowie geistiger Vater des Bergsprints Walzenhausen-Lachen, auch ein Pilot aus der Region. Steingruber gehörte in den 70er- und 80er-Jahren zu den schnellsten Formel-V-, Super-V- und Formel-2-Rennfahrern in Schweizer Bergrennen.

Bereits in seiner ersten Saison, 1976, wurde der damals 22-jährige Walzenhauser Juniorenmeister der Formel-V-Serie FRC (Formel-Rennsport-Club der Schweiz). Es folgten zwei Meister- sowie ein Vize-Meistertitel in der höheren Formel-Super-V-Klasse. Steingruber zählte zusammen mit klingenden Namen wie Bergkönig Fredy Amweg, Ruedi Caprez, dem unvergessenen Werner Wenk und mehr bis anfangs der 90er-Jahren zu den schnellsten Schweizern. Im Juli brachte er seinen March 802 Formel 2 mit dem dröhnenden Doppelnocken-BMW-Formel-2-Motor auf die offene Rennbahn nach Oerlikon.

Der BMW-Formel-2-Motor feierte grosse Erfolge

Man nennt ihn «Die schöne Bavaria-Symphonie». Dieser Motor wurde in zwei Jahrzehnten mit grossem Erfolg in der Formel-2-Europameisterschaft eingesetzt. Grosse Namen wie die ehemaligen Formel-1-Piloten Jean Pierre Jarier, Patrick Deppailler, Renè Arnoux, Bruno Giacomelli, Marc Surer oder Michael Schumacher waren mit dieser Maschine unterwegs. Die Zürcher Fans hat begeistert, den einmaligen Klang, diese Sonore mit einem Drehzahlband von 7000 bis 12000 Touren, im Stadion zu hören. 1983 gewann der Brasilianer Nelson Piquet im Brabham-BMW-Turbo der gleichen Bauweise als erster mit einem Turbo die Formel-1-Weltmeisterschaft.

Über 5000 Fans verfolgten das Spektakel im «Nudeltopf» von Oerlikon. In den Pausen der traditionellen Rad-Abendrennen von 18 bis 22 Uhr fanden drei Läufe à rund 30 Minuten statt. In neun verschiedenen Feldern wie Rennwagen, Monoposto, IndyCar, Motorräder und Seitenwagen fuhren je sechs bis sieben Fahrzeuge auf der Bahn, jeweils abwechslungsweise Autos und Motorräder. Die prominentesten Fahrer waren der frühere Seitenwagen-GP-Fahrer und mehrfache Schweizer Meister Peter Schröder, der 48-fache Slalom-Tagessieger Philip Egli im Dallara F394 – und Erwin Steingruber.

Ihm gelang ein flottes Rennen, wobei ihm Freude bereitete, mit welchen Namen er sich mass. Nicht fehlen durfte eine Erinnerung an den verstorbenen Kurt Kellenberger, wegen dem Steingruber Rennen fährt:

Als gut Zehnjähriger stand ich oberhalb der Haarnadelkurven der Strasse von St.Margrethen nach Walzenhausen. Da fuhr er auf seinem Florett im Schnee volle Kanne hinauf und driftete durch die Kurven. Fasziniert schaute ich seine Spuren im Schnee an. Wegen ihm habe ich begonnen, Rennen zu fahren.

Der nächste Halt ist das Bergrennen in Oberhallau

An diesem Wochenende findet das Bergrennen Oberhallau im Schaffhauser Klettgau statt. Dieses Jahr feiert der Traditionsevent die 100. Austragung. Erwin Steingruber entschied das Rennen 1990 für sich. Damit ist er der einzige Appenzeller Tagessieger an einem Schweizer Bergrennen. Noch heute spricht man mit Ehrfurcht von seiner beherzten Fahrt nahe an der physikalischen Grenze, mit der Steingruber den damals fast unschlagbaren Bergkönig Fredy Amweg entthronte.

Willst du Amweg schlagen, musst du es richtig laufen lassen,

sagte er damals nach der Siegerehrung. Auch dank seines Sieges in Oberhallau wurde er mit seinem March Formel 2 zum 100-Jahr-Jubiläum ins Klettgau eingeladen. Am 23. und 24. September bestreitet er dann zudem das Memorial-Bergrennen von Steckborn am Untersee ins Eichhölzli.