13.08.2020

Keine Freude am abgeschotteten Hof

Der Aussenraum der Prestegg wird nicht geöffnet, sondern stärker eingemauert. Hans-Peter Enderli erhebt Einspruch.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Reto Wälter Noch bis am 20. August liegt das Baugesuch zur Aussenraumgestaltung der Prestegg auf. Einschneidend ist, dass die Mauer an der Rabengasse um rund drei Meter weitergezogen wird, auf die Flucht der Häuser an der Obergasse. Der jetzige Eingang beim Lusthäuschen kommt weg. Zudem wird die Mauer, die hinter dem Brunnen parallel verläuft um 60 cm erhöht. Einsprache gegen die grössere MauerEinsprache dagegen erhebt Anwohner Hans-Peter Enderli. Der Besitzer der Liegenschaft an der Gerbergasse, in der die Papeterie Moflar eingemietet ist, versteht nicht, wieso man diesen öffentlichen Platz zumauert: «Erste Pläne sahen vor, dass hinter dem Brunnen zwei Sitztreppen hinkommen und so das Prestegg-Areal öffnen.» Enderli weiter: «Die Vorteile eines zusätzlichen, leicht zugänglichen Platzes im Stadtzentrum bewogen mich damals, die Einsprache gegen die Schliessung des Durchgangs hin zur Gerbergasse zurückzuziehen.» Dorthin kommt der gewünschte gemeinsame Eingangsbereich für den Nord- und Südflügel der Prestegg – anders wäre dies nicht umsetzbar gewesen.Komplett neu oder historisch richtigFür die Aussengestaltung wurde Landschaftsarchitekt Martin Klauser hinzugezogen, der grosse Erfahrung mit historischen Anlagen hat. Der Rorschacher sagt: «Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass man die Anlage in die jetzige bau-liche Umgebung integriert, was aus denkmalpflegerischer Sicht schlecht ist. Die andere ist, dass man auf die historische Begebenheiten Rücksicht nimmt.» Dann habe man sich, das sei von der kantonalen Denkmalpflege so vorgeschrieben, an die vorhandenen Pläne und Masse zu halten. Diese gehen zurück auf das 18. Jahrhundert. Der Innenraum wurde in zwei Ebenen unterteilt, den Hof unterhalb des Nordflügels und den Garten beim Lusthäuschen. Damals abgetrennt durch eine Mauer, wird nun eine Metallwand aufgestellt. Grosse Mauer sollte kein Störfaktor seinUm den heutigen Bedürfnissen gerecht zu werden, etwa für eine grössere Aufführung des «Diogenes», kann sie einfach und von Hand abgebaut werden. Wesentlich sei, dass man im Innenraum zwei Plätze mit verschiedenen Prägungen habe, sagt Klauser. Dass man von aussen nun aber an eine graue, riesige, weil verlängerte und erhöhte Mauer starrt, lässt Klauser nicht gelten. Das Lusthäuschen, jetzt in die Mauerecke gepfercht, bekomme von innen und aussen her Luft und so auch mehr Bedeutung. Der Eingang dort wurde Anfang der 1970er-Jahre gebaut, um auf das Museum aufmerksam zu machen. In diesem Sinne wurden auch die Mauern hinter dem Brunnen auf die heutige Höhe zurückgebaut. In dem man die Mauer wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetze , werde man den historischen Begebenheiten gerecht. Damals habe man Gebäude eingerissen, um in der Stadt einen Garten schaffen zu können, erklärt Klauser. Davon zeugt der kürzlich entdeckte Gewölbekeller, der sich unter dem Lusthäuschen Richtung Brunnen erstreckt. Auf seinen Aussenmauern, der Grundstücksgrenze, wird die neue Wand zu stehen kommen. Es gibt genug öffentliche Plätze, aber zu wenig GärtenVon der Obergasse her werde der grosszügig geplante Eingang den Blick auf sich ziehen und nicht die Mauer, ist der Landschaftsarchitekt überzeugt. Helfen soll das blickdurchlässige Tor. «Es wird den ganzen Tag offen sein und sofern es zu keinen Beanstandungen kommt, auch nachts», sagt Werner Ritter, Präsident der Museumsgesellschaft Altstätten. Martin Klauser erklärt, dass der öffentlich zugängliche Platz nicht einsehbar ist, sei sogar ein Vorteil: Er bewahre etwas Intimes, das entdeckt werden wolle. «In Altstätten mangelt es nicht an öffentlichen Plätzen. Was fehlt, sind Gärten, kleine Oasen, die einen mitten in der Stadt in eine andere Welt versetzen», sagt der Landschaftsarchitekt dazu. Enderli missfällt die Art und WeiseEinsprecher Hans-Peter Enderli kann diese Überlegungen nachvollziehen, findet aber, dass man einen früher privaten Garten, der eine ganz andere Funktion gehabt habe, nicht einfach ins Heute transferieren könne und den jetzigen Bedürfnis-sen gerecht werden müsse. «Schliesslich hat die Bevölkerung dem Prestegg-Projekt zugestimmt. Sie trägt diese Sanierung mit und sollte deshalb auch mitreden können.» Enderli führt aus: «Mich stört, dass man einfach eine fertige Variante als Baugesuch eingibt und dies vorher nicht einmal der Öffentlichkeit präsentiert, obwohl es einschneidende Veränderungen im Ortsbild sind.» Er hätte sich gewünscht, dass man zuerst die Einwohner gefragt hätte, ob sie lieber einen offenen oder geschlossenen Platz möchten. «Ich wäre sehr erfreut, wenn meine Einsprache und dieser Artikel zu einer öffentlichen Diskussion über die Gestaltung dieses Platzes führen würden. »«Es ist nicht so, dass man hier frei nach Lust und Laune etwas gärtnern und umgestalten kann», sagt Werner Ritter, Präsident der Museumsgesellschaft. Die kantonale Denkmalpflege schaue da genau hin, deshalb hätte man sich einen re-nommierten Landschaftsarchitekten geleistet. Die Ideen und Lösungen seien innerhalb der beteiligten Gremien diskutiert worden und der jetzige Vorschlag dadurch breit abgestützt. Die Prestegg wird mit dem geplanten Aussenbereich stärker zu einer Einheit und auch der Gesamteindruck wird besser, als er jetzt ist. Ob die Diskussion offener Platz oder historisch gerechter Nachbau hätte öffentlich geführt werden müssen, werden allfällige Reaktionen in der nahen Zukunft weisen.