18.10.2020

Lärmmesser nützte nicht viel

Der Pilotversuch mit dem digitalen Dezibelmessgerät trug nicht zu einer erheblichen Lärmberuhigung bei.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Reto Wälter Nun liegen die Ergebnisse der zweiten Testphase vor, die in der Zeit von August bis Anfang September ermittelt wurden. Während knapp drei Wochen stand der Lärmmesser an der neuen Stossstrasse von Altstätten Richtung Gais oberhalb der ersten beiden Spitzkehren, dem sogenannten Kellersrank. Wenigstens keine VerschlechterungenDie befragten Anwohner konnten keine erheblichen Verbesserungen feststellen. Immerhin auch keine Verschlechterungen: Das heisst, die Verkehrsteilnehmer unterliessen es zumindest, den Dezibelmesser extra hochzujagen. Am ersten Standort unterhalb der Abzweigung zur Kreuzstrasse hatten ganze Motorradgruppen angehalten. Ein Töfffahrer blieb bei der Anlage, während einer nach dem anderen mit hoher Tourenzahl am Messgerät vorbeijagte – wohl mit dem Effekt, dass jeder die Maximalzahl von 90 Dezibel erreichte, denn höher geht die Skala gar nicht. Gegen den Reiz der Vorbeifahrenden, die Anlage extra auszutesten, hatten sich die Anwohner gewehrt und verlangt, dass die Lärmanzeige abgebaut werde. Polizei sammelte ihre Erkenntnisse «Aus unserer Sicht hat sich der Pilotversuch insofern gelohnt, als wir nun wissen, dass es bei der Standortwahl keine Parkplätze und Ausfahrmöglichkeiten geben darf», sagt Hanspeter Krüsi, Leiter Kommunikation der Kantonspolizei St. Gallen. Am allerwichtigsten aber sei die präzise Kommunikation gegenüber den Anwohnern und der Bevölkerung. Auch damit keine falschen Erwartungen geweckt werden. Denn mit der nicht geeichten Anlage können keine Lärmmessungen vorgenommen werden. Die Anzeige ist nicht viel mehr als ein bewegtes Plakat, das die Fahrer sensibilisieren soll – eine Präventionsmassnahme. Es setzt auf Eigenverantwortung und das Verständnis der Fahrer und soll darauf aufmerksam machen, dass man die Motoren nicht unnötig hochjagt. Störend hohe Lärmwerte erreichen dabei am Stoss vor allem Motorradfahrer, die ihre Maschinen hochtourig aus den Kurven hinaus jagen. Vorerst sind von der St. Galler Kantonspolizei keine weiteren Versuche an anderen Orten vorgesehen. Ob der Apparat im Frühling nochmals getestet wird, oder sogar ein eigener angeschafft wird, ist zurzeit noch nicht entschieden. Die Lärmanzeige wurde für den Pilotversuch von den Zürchern zur Verfügung gestellt, die damit gute Erfahrungen machten. Es gab auch positive RückmeldungenDie St. Galler Kantonspolizei will sich für die Endauswertung nochmals mit den Verantwortlichen der Stadt kurzschliessen. Nebst den negativen Rückmeldungen von Anwohnern während der ersten Testphase gab es auch positive Statements. Leute, die sich freuten, dass sich die Behörden einsetzen und ein Pilotprojekt lancierten. Auch die Vereinigung «AnStoss» begrüsste die Initiative zur Eindämmung des Lärms an der Stossstrasse. Die zweite Testphase warf laut Beatrice Zeller, Leiterin der Stadtkanzlei, keine hohen Wellen mehr. Weitere Massnahmen am Stoss sind von Seiten der Polizei zurzeit nicht geplant. Kaposprecher Krüsi sagt dazu: «Grundsätzlich werden sich unsere Bemühungen im Rahmen der letzten Jahre bewegen, mehr ist polizeilich kaum möglich.»