03.05.2019

Lernen, langfristig zu denken

Regionale Identität und eine Tour d’Horizon des Gastredners aus Bern: Bundeskanzler Walter Thurnherr erörterte vor den Behördenvertretern an der Rhema kompakt die Weltlage. Sein Humor und die Musik der Band Asip lockerten den Anlass unterhaltsam auf.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEr sei nur selten im Rheintal, sagte der Bundeskanzler Walter Thurnherr, zuletzt als Redner am 1. August in seinem Heimatort Diepoldsau. Ansonsten besucht er manchmal Verwandte oder macht eine Bergtour im Alpstein. Sein Lebensmittelpunkt hingegen befindet sich in Muri AG, wo er wohnt, und in Bern, wo er im Bundeshaus arbeitet.Damit entspricht er dem mobilen Menschen, den Sabina Saggioro, Geschäftsleiterin Verein St. Galler Rheintal, in ihrer Begrüssung skizzierte. Die wenigsten Menschen wohnen an jenem Ort, wo sie arbeiten. Freizeit findet nochmals woanders statt. Deshalb sei es wichtig, das Rheintal im Herzen zu tragen, sagte Sabina Saggioro, um die regionale Identität und den Zusammenhalt zu pflegen. Grössere Dimensionen angeschnittenWalter Thurnherr machte den nächsten Schritt und weitete in seiner Rede das Denken politisch und wirtschaftlich aus. «Es passiert immer mehr im Ausland, was Einfluss auf die Schweiz nimmt, ohne dass wir es steuern können», sagte er. Digitalisierung, Umwelt, Konflikte, solche Themen lassen sich nur international regulieren. Er regte an, über die Gemeinde-, die Kantons- und Landesgrenzen hinaus zu denken. Die Annahme, «uns geht es ja noch gut», trüge. Damit lasse auch der Wille nach, Gegensätze zu überwinden, was wiederum zu mehr Konflikten und Nein-Mehrheiten führe. Zu nörgeln genüge nicht. «Selber und längerfristig zu denken, statt Unangenehmes zu verdrängen», forderte Walter Thurnherr auf, was hinsichtlich der Legislaturplanung alle Stimmbürger betrifft. Die grössten Herausforderungen liegen seines Erachtens nebst der Sozial- und Sicherheitspolitik in der Europapolitik, die stark mit Migration verbunden ist. Die Fülle an Fakten, mit denen der Bundeskanzler seine Aussagen unterstrich, stiess bei den Gästen des Behördentages auf grosses Interesse. Einheimische Comedy und Musik Zurück auf das regionale Parkett lenkte den Anlass der St. Margrether Gemeindepräsident Reto Friedauer. In seiner Funktion als Präsident des Vereins St. Galler Rheintal ist ihm die Wahrnehmung der Region ein wichtiges Anliegen. Mit Witz gelingt dies dank der Kampagne greatplace.ch. In einem Videoclip zeigte sich der Comedian Nico Arn beim Ribel essen, was Gelächter auslöste. Auch das Agglomerationsprogramm schnitt Reto Friedauer an, in dem Verkehrsfragen, Integration oder auch Kultur enthalten sind. Ein kultureller Beitrag war ausserdem live zu hören, als die Nachwuchsband Asip auf die Bühne trat. Die fünf Musiker vereinen Können und eine erstaunlich souveräne Ausstrahlung. Als weiteren musikalischen Tipp empfahl Peter Züst, Präsident Insieme Rheintal, dem Publikum den Auftritt der Sunsingers. Am Sonntag treten die Sänger mit Behinderung an der Rhema auf.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken