17.05.2019

Mit Fleiss den Kanti-Preis verdient

Was macht aus einer sehr guten Maturaarbeit eine ausgezeichnete Maturaarbeit? Mut und Risiko, sagt die Jury des Kantonsschulpreises und würdigte drei Maturanden für ihren ausserordentlichen Einsatz.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelIn der vordersten Reihe in der Aula der Kantonsschule sassen am Donnerstagabend acht Schülerinnen und Schüler, nominiert für den Kantonsschulpreis. Sie erhielten die Anerkennung der Laudatoren, indem sie sich während einem Jahr vertieft mit einem selbst gewählten Thema beschäftigten. «Das Beste findet sich dort, wo sich Fleiss mit Begabung verbindet», zitierte Rektorin Judith Mark. Die Maturaarbeiten zeigten beispielhaft, was an einem Gymnasium möglich ist und wie sich durch Forschen und Experimentieren Lösungen finden lassen.Die Kanti hat jetzt eine eigene AppPascal Graber aus Oberriet entwickelte eine App, um sich im Kanti-Schulalltag einfacher zurecht zu finden. Das KSH-Navi ist die Siegerarbeit im Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Technik und zeigt den Nutzern übersichtlich Stundenplan, Ferienplan und Organisatorisches. Pascal Graber brachte sich selber die Java-Programmiersprache bei und lernte deren Tücken kennen. «Wenn nur ein Komma fehlte, funktionierte es nicht.» Die Benutzerfreundlichkeit der App liess er von seinen Grosseltern testen. Erst nach ihrem wohlwollenden Urteil veröffentlichte er die App für Android. Nun fehle nur noch die Version für iOS, meinte Thomas Hirt in seiner Laudatio. «Die Kanti braucht das Produkt.»Den Wunsch, ebenfalls etwas Eigenes zu entwickeln, drückte sich in der prämierten Arbeit von Noah Reis anhand einer Komposition aus. Er vertonte ein Bild seiner Kollegin Lucia Albanese, die ebenfalls im Fachbereich Sport, Musik und bildnerisches Gestalten nominiert war und anerkennend «Hauskünstlerin» der Kanti genannt wird. Gefühle wie Einsamkeit und Schwerelosigkeit machte der Schüler aus Diepolds-au am Klavier hörbar. Voller Bedacht ging er ans Werk, lobte ihn Künstler Daniel Stiefel in der Laudatio. Erstaunen mag, dass Noah Reis als Schwerpunktfächer Physik und Mathematik besucht, die Maturaarbeit aber dem Klavierspiel widmete, seinem Hobby, das er als Sechsjähriger entdeckte. Physik und Musik, eine kosmische Einheit, resümierte Prorektor Marc Caduff.Eine doppelte Auszeichnung sicherte sich Jamie Moser. Sie hinterfragte die Drogenpolitik der Schweiz und erhielt den Kantonsschulpreis im Fachbereich Geistes- und Sozialwissenschaften. Ihre 40 Seiten starke Arbeit schaffte es auch in den Final von Schweizer Jugend forscht, wo die Schülerin aus Balgach das Prädikat «sehr gut» entgegennehmen durfte. Jamie Moser stellte die Frage «Drogen legalisieren, ja oder nein?» und legte den Fokus auf die Erläuterung der Argumente. In ihrer Antwort kam sie zu einem «Ja, mit einem grossen Aber». Laudator Gert Bruderer drückte seine Hochachtung aus, denn Jamie Moser habe akribisch Informationen zusammengetragen und sich eine eigene Meinung gebildet, was generell ein grosses Ziel des Lernens sei.Die drei Preisträger stellten den Gästen ihre Arbeit vor und berichteten über ihre Erfahrungen, die sie während der Entstehung sammelten. Die Feier wurde von Schülerinnen und Schülern musikalisch umrahmt.Bestärkt auf dem weiteren LebenswegDer Kantonsschulpreis, dotiert mit je 1000 Franken, soll für die drei Preisträger ein Ansporn sein, auf ihrem künftigen Weg weitere Spitzenleistungen zu erbringen, sagte Rektorin Judith Mark. Pascal Graber beginnt im Herbst ein Maschinenbau-Studium an der ETH Zürich. Noah Reis rückt im Sommer ins Militär ein und will danach an der Pädagogischen Hochschule studieren mit dem Ziel, an der Oberstufe unterrichten zu können. Jamie Moser hat noch keinen konkreten Berufswunsch und möchte ein Zwischenjahr in Afrika verbringen.Nebst den Hauptpreisträgern durften folgende Maturanden einen Anerkennungspreis entgegennehmen: Noa Braun, Balgach, Jeannine Haselbach, Berneck, Jan Lukas Fritz, Marbach, Lucia Albanese, Walzenhausen, und Lorena Schwendener, Balgach.