25.07.2019

Mit Seilwinde und Board auf dem Binnenkanal surfen

Noah Codoni und Nici Tognini haben ein neues Hobby: Wakeboarden. Brett und Seilwinde haben sie selbst gebaut.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Ein Sommerabend im Juni. Es ist heiss. Etwa 36 Grad zeigt das Thermometer. Noah Codoni aus Widnau und Nici Tognini aus Heerbrugg verbringen einen gemütlichen Abend mit Kollegen. Sie unterhalten sich über Wassersport. Der brächte Abkühlung. Im Laufe des Abends keimt die Idee auf, mit einem Wakeboard, das von einer motorbetriebenen Seilwinde gezogen wird, über den Rheintaler Binnenkanal zu gleiten.«Am nächsten Tag haben wir es einfach gemacht», sagt Nici Tognini. Als Student des Maschinenbaus bringt Noah Codoni Grundlagenwissen ein, Nici Tognini das Seine als Sportstudent. Eine ausgezeichnete fachliche Kombination für das Vorhaben.Motorroller wird zur SeilwindeSo einfach gestaltet es sich dann doch nicht. Das Holz für das Wakeboard haben die beiden Studenten am Lager. Nach einem Arbeitstag ist das Board einsatzbereit. Als ausgebildeter J+S-Leiter im Snowboarden weiss Nici Tognini, welche Anforderungen eine gute Bindung erfüllen muss.Aber welches Gerät könnten sie zur Seilwinde umrüsten?Ein Rasenmäher könnte es sein. «Wir lernten schnell, dass er sich nicht eignet», sagt Noah Codoni. «Der Viertakter ist ölgekühlt und dreht sich um eine vertikale Achse.» Soll heissen, er lässt sich nicht kehren. Das Öl liefe aus.Die Lösung liegt in einem ausgedientem 125-ccm-Roller. Deren Motor dreht sich um eine horizontale Achse und bietet noch weitere Vorteile. Die hintere Felge dient als Träger der Seilwinde. Alle Teile, die für den Antrieb nicht nötig sind, montieren die Bastler ab.Ein «cooles» GefühlNach drei Tagen Tüfteln und Schrauben ist die Maschine parat für den ersten Praxisversuch auf dem Binnenkanal. Erfahrungen hatten Noah Codoni und Nici Tognini kaum oder gar nicht auf dem Wakeboard gesammelt. Auf dem Snowboard hingegen sind sie versiert unterwegs. «Ich habe mich gewundert, wie gut es gegangen ist», sagt Noah Codoni. «Ich bin draufgestanden – und es hat geklappt, über die Wasseroberfläche zu gleiten.» Das «coole» Gefühl vergleichen die beiden mit dem Snowboarden durch Tiefschnee.Stürze sind fast unvermeidlichStürze gehören auch dazu. «Gleitest du bei Vollgas auf dem Wasser und verlierst die Balance, spickst du grad weg», sagt Noah Codoni über den ein oder anderen Ausrutscher. Es fühle sich ähnlich an, wie eine ungelenke Landung vom Dreimeterbrett in der Badi. Die Hitze hat das Rheintal seit Tagen wieder im Griff. Es sind Semesterferien. Noah Codoni und Nici Tognini haben Zeit und sind dieser Tage so manches Mal am oder auf dem Rheintaler Binnenkanal anzutreffen. Sie nehmen es dennoch gemütlich. Treiben zum Beispiel Ausflügler in Gummibooten an ihnen vorbei, legen die beiden eine Pause vom Boarden ein und überlegen, wie sie ihre Anlage vielleicht noch verbessern könnten.Eine Rampe wäre zu kompliziertNicht konkret ist die Idee, eine Rampe zu bauen. Hier müssten sie weitaus mehr Hindernisse aus dem Weg räumen. «Das Basteln hat uns Spass bereitet», sagt der Maschinenbaustudent. «Und jetzt haben wir Spass am Fahren», fügt der Sportstudent an. «Es ist ein schönes Hobby, das kein anderer unserer Kollegen pflegt», sagt Noah Codoni, steigt in den Binnenkanal, wartet auf das Handzeichen seines Kollegen.Dann lässt er sich von der Seilwinde über die Wasseroberfläche ziehen.