08.01.2021

Pandemie beeinflusst Löhne

In Thal bekommt 2021 einzig das Pflegepersonal des Altersheims mehr Lohn. Andere Gemeinden sind weniger strikt.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Während manche Arbeitnehmer in diesen Zeiten um Lohn und Job bangen, dürfen sich Verwaltungsmitarbeiter glücklich schätzen: Die Stelle ist sicher, das Gehalt ebenfalls. Das hat die Gemeinde Thal dazu veranlasst, die Löhne des gesamten Personals der Einheitsgemeinde 2021 nicht anzupassen und somit sowohl auf Stufenanstiege als auch auf generelle Lohnerhöhungen zu verzichten. Einerseits, weil die Gemeinde aufgrund der Pandemie mit tieferen Steuereinnahmen rechnet, andererseits aus Solidarität, wie Gemeindepräsident  Felix Wüst sagt: «Ein Lohnanstieg wäre ein falsches Signal an alle Arbeitnehmer in der Gemeinde, die von Kurzarbeit betroffen sind.»Eine Ausnahme macht der Gemeinderat trotzdem, und zwar beim Pflegepersonal des gemeindeeigenen Alters- und Pflegeheims Trüeterhof. «Aufgrund von Corona waren und sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders gefordert.  Die Betreuung von betagten und kranken Menschen unter den aktuellen Sicherheitsmassnahmen ist physisch und auch psychisch anspruchsvoll und verlangt eine ausserordentliche Leistung», erklärt Wüst. Der Gemeinderat gewährt dem Personal deshalb  den ordentlichen Stufenanstieg in der Lohnklasse.Zustupf in Form einer PrämieMehrere Rheintaler Gemeinden haben auf Anfrage bestätigt, dass die Pandemie die diesjährige Lohnpolitik beeinflusst hat.  Manche verfahren ähnlich wie Thal, wobei die wenigsten komplett auf Gehaltsanpassungen verzichten. So beispielsweise Diepoldsau, wo es für Verwaltung, Unterhaltsdienst, Technische Betriebe sowie  Alters- und Pflegeheim wie in vielen anderen Gemeinden kein Lohnklassen- und Stufensystem mehr gibt, sondern Lohnanpassungen aufgrund der jährlichen Leistungsbeurteilung vorgenommen werden. Gemeindepräsident Roland Wälter sagt: «Auch bei uns hat der Gemeinderat die spezielle Lage berücksichtigt und Löhne zurückhaltend erhöht. Anpassungen waren vor allem bei jüngeren Mitarbeitenden angezeigt und solchen, die eine berufliche Weiterbildung abgeschlossen haben.» In Diepoldsau gab es für alle Angestellten im Alters- und Pflegeheim Rheinauen zusätzlich eine Geste der Wertschätzung: Die rund 50 Mitarbeiter haben eine einmalige Prämie in der Höhe von 300 Franken bekommen. Genau gleich verfährt die öffentliche Hand in Balgach, wie Gemeindepräsidentin Silvia Troxler bestätigt. Das heisst: zurückhaltende individuelle Anpassungen, vorwiegend bei jüngeren Mitarbeitern und solchen, die zusätzliche Aufgaben übernommen oder sich weitergebildet haben. Anders im Altersheim: «Die Mitarbeitenden im Seniorenzentrum Verahus haben eine einmalige Leistungsprämie von 300 Franken als Dank für den grossen Einsatz während der herausfordernden Zeit erhalten. Für die Pflegemitarbeitenden gab es ausserdem eine generelle Lohnanpassung.» Auch in Au wurde dem Pflegepersonal ein Bonus überwiesen, allerdings entfallen dort gemäss Gemeindepräsident Christian Sepin generelle Lohnanpassungen sowohl für die Verwaltung als auch für das Alters- und Pflegeheim. Altstätten: Spende statt LeistungsprämienIn Altstätten, wo das neue Lohnsystem noch nicht angewendet wird, hat der Stadtrat den Mitarbeitern mit Anspruch den ordentlichen Stufenanstieg auch in diesem Jahr gewährt. «Auf Antrag des Bereichsleitergremiums hat er jedoch für 2020 keine Leistungsprämien ausbezahlt und den vorgesehenen Betrag von 12000 Franken stattdessen  einer lokalen sozialen Institution gespendet», sagt Stadtpräsident Ruedi Mattle. Wohin genau die Summe geflossen ist, behält die Stadt für sich, weil die Institution nicht namentlich erwähnt werden möchte.St. Margrethen liess Funktionen neu bewertenIn St. Margrethen wurden erst im vergangenen Jahr alle Funktionen der Gemeindeverwaltung, der Technischen Betriebe und der Altersheimleitung einer Bewertung unterzogen. «Gestützt auf die Ergebnisse gewährt der Gemeinderat 2021 nur in Bereichen mit klar ausgewiesenem Handlungsbedarf und guter Leistung oder bei Übernahme neuer Funktionen einen Lohnanstieg. Dies gilt gleichermassen für alle Verwaltungsbereiche und Betriebe», sagt Gemeindepräsident Reto Friedauer. Auch Eichberg verfährt in Sachen Lohn bedacht. «Wo es nötig  ist, gibt es individuelle Anpassungen», bestätigt Gemeindepräsident Alex Arnold. «Wir erachten die Löhne der Verwaltung allerdings als angemessen, sodass keine allgemeine Lohnerhöhung angezeigt war. Die aktuelle Situation spielt dabei sicher auch mit, da gegenwärtig grundsätzliche Lohnerhöhungen wohl nicht angebracht wären.»