15.02.2019

Seit zehn Jahren trifft man sie an

Am 16. Februar 2009 öffnete der A-Treff erstmals seine Türen. Von Beginn an leitet Silvia Meile aus Berneck den Treffpunkt. Die Zahl der Gäste hat sich in zehn Jahren verfünffacht, die der Helfer vervierfacht.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Es ist ein gewöhnlicher Montagnachmittag. In den Räumen des A-Treffs ist es recht ruhig. In der Kaffeestube sitzen einige Damen. Sie tauschen sich darüber aus, ob sie am Abend gemeinsam einen Spielabend besuchen.Im Nebenraum schaut sich eine junge Frau in den Kleiderregalen um. Sie findet eine Jeans, die ihrer Tochter passen dürfte und ihr wohl auch gefällt. Silvia Meile reicht der Frau eine Handtasche, die ebenso wie die Kleidung eine Spende ist. Die Tasche gefällt der Frau gut, und praktisch ist sie auch.An anderen Nachmittagen ist es längst nicht so ruhig im A-Treff. Sobald Lebensmittel abgegeben werden, finden viele Menschen, die nicht selbstverständlich beim Detaillisten einzukaufen vermögen, den Weg dorthin.Silvia Meile nennt die Menschen, die materielle Schwierigkeiten haben, ihre Gäste. Der Stellenleiterin bereitet es Freude, ihnen etwas Gutes zu tun. Berührungsängste kennt Silvia Meile nicht. In ihrer Gegenwart fühlen sich die Gäste wohl, erzählen Persönliches oder von ihrer Kultur, bitten um Rat bei der Jobsuche oder wenn sie einen amtlichen Brief nicht verstehen.200 Personen nutzen das Angebot des A-TreffsAls der A-Treff – abgeleitet von antreffen – am 16. Februar 2009 erstmals öffnete, war er noch in der ehemaligen Schumacherwerkstatt an der Berneckerstrasse 217 untergebracht. Schnell wurde der Raum zu klein. Nach drei Jahren bot sich im Nachbarhaus die Gelegenheit, mehr Räume zu mieten. Seit März 2012 sind Kaffeestube, Kleiderraum, Küche und Internet-Ecke separiert. Zu Beginn standen Silvia Meile fünf Helferinnen und Helfer zu Seite. Sie gewährleisteten den Ablauf, damit 15 Gäste das Angebot nutzen konnten. Inzwischen sind 22 Helfer im Einsatz. 78 Gäste besuchen den A-Treff regelmässig – mehr als 200 Personen kommen auf diesem Weg die Dienstleistungen und Waren zugute.Mit der Grösse des A-Treffs sind auch die organisatorischen Anforderungen gewachsen. Waren anfangs die Helfer bei allen Tätigkeiten einsetzbar, ist es heute nötig, einen Einsatzplan zu schreiben. Nicht jeder Mitarbeiter verfügt über die gleichen Fähigkeiten oder Stärken. «Wer in der Freiwilligenarbeit tätig ist, hat das Recht, dass ich Wünsche berücksichtige», sagt Silvia Meile. Die Mitarbeiterführung entspreche heute in etwa den Anforderungen eines KMU. «Manchmal ist es sogar komplizierter. Würden die Helfer bezahlt, könnte ich klar die Erwartungen kommunizieren.»Bevor Kleider und Lebensmittel abgegeben werden können, gehen sie in Form von Geld- oder Sachspenden ein. Alle Kleidungsstücke kontrollieren die Stellenleiterin und ihre Helfer auf Zustand und Sauberkeit, sortieren sie nach Art und Grösse. «Ich schaue, dass die Kleider gerecht verteilt werden», sagt Silvia Meile. Wer bescheiden sei, komme sonst zu kurz. Manche Leute versuchen täglich, etwas zu beziehen. Es kommt auch immer wieder vor, dass fremdländische Männer ein Nein zu übergehen versuchen, nicht akzeptieren, dass eine Frau die Richtlinien bestimmt. «Da komme ich an meine Grenzen, bin oft machtlos, weil die Verständigung nicht klappt und ein Mann sogar einmal ausfällig wurde.», sagt sie. Seitdem sie aber Unterstützung von der Kantonalkirche in Form einer Supervision erhält, kann sie sich besser abgrenzen. Zum Beispiel spricht sie sich mit Betreuungspersonen anderer Einrichtungen ab. «So werden wir nicht untereinander ausgespielt.»Erstmals ein Defizit im vergangenen JahrDie Bevölkerung hat den A-Treff längst akzeptiert. «Die anfängliche Euphorie, in der nahezu jede Gruppierung spendete, hat sich inzwischen abgenützt.» Seit zwei Jahren gehen die finanziellen Spenden kontinuierlich zurück. «Es ist noch nicht alarmierend, aber das Spendenbudget von 65000 Franken haben wir letztes Jahr erstmals nicht erreicht.»Hinweis Das zehnjährige Bestehen feiert der A-Treff am Samstag, 18. Mai, mit einem Tag der offenen Tür. www.refmittelrheintal.ch