03.10.2018

Teamwork in der Hausarztpraxis

In ländlichen Gegenden ist es nicht leicht, neue Hausärzte zu finden. Glück hatte Roman Würth. Seit 1. Juni wird er von Markus Achleitner unterstützt. Für ihn eine wichtige Hilfe und das Ende langer Arbeitstage.

Von Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Susi MiaraEs ist noch nicht lange her, als der Hausarzt der Inbegriff des persönlichen medizinischen Beraters war. Er war für seine Patienten jahrzehntelanger Begleiter und pflegte zu ihnen ein enges Verhältnis. Heute hat die Hausarztmedizin grosse Veränderungen erfahren.Lange einen Arzt für die Praxis gesuchtSeit 25 Jahren führt Roman Würth in Widnau die Arztpraxis für allgemeine Medizin. Oft arbeitete er wöchentlich bis zu 60 Stunden. Auch sei es immer schwieriger geworden, während seiner Ferienabwesenheit eine Vertretung zu finden. «Meine Praxis ist während 52 Wochen an sechs Tagen offen», sagt Roman Würth. Ein Einzelkämpfer wollte er aber nicht bleiben, denn die Belastung wurde immer grösser. Trotz intensiver Suche gelang es ihm lange nicht, einen Kollegen für die Praxis zu finden. Die Suche erwies sich als ein schwieriges Unterfangen. «Es besteht ein akuter Ärztemangel – und zwar nicht nur in der Schweiz, son­-dern auch in Österreich und in Deutschland», sagt Roman Würth.Mit Markus Achleitner eine gute Lösung gefundenTrotzdem gelang es ihm doch noch, einen Kollegen zu finden, der ihn nicht nur unterstützt, sondern mit seinem Fachwissen sogar ergänzt. «Für mich war dies die einzige Möglichkeit, meine Praxis weiter zu betreiben», sagt Roman Würth. Dass Markus Achleitner den Weg aus Villach, wo er eine eigene Praxis führte, nach Widnau fand, war ein glücklicher Zufall. Als begeisterter Kletterer und Bergführer fand er in Vorarlberg, wo er mit seiner Lebenspartnerin lebt, die idealen Bedingungen. «Eigentlich bin ich aber wegen meiner Lebenspartnerin nach Vorarlberg gezogen», sagt er. Sie arbeite als Anästhesistin im Spital Bregenz.Das medizinische Spektrum erweitertSeit Anfang Juni arbeiten die beiden Ärzte nun zusammen. «Für die Patienten bedeutet es kürzere Wartezeiten und eine optimale Betreuung», sagt Roman Würth. Ein weiteres Plus für die Patienten ist, dass Markus Achleitner neben der Hausarztmedizin auch komplementärmedizinisch tätig war.Ausserdem hat er sich auf Manualtherapie für Wirbelsäulenleiden, Ernährungsberatung bei Adipositas und Osteopathie spezialisiert. «Durch das erweiterte medizinische Spektrum können wir jetzt als Hausärzte vieles selbst abdecken», sagt Roman Würth.Die beiden Ärzte arbeiten hauptsächlich getrennt, die Patienten können selbst entscheiden, zu welchem Arzt sie möchten. «Das Wichtigste für mich ist aber, dass ich jetzt mehr Freizeit habe», sagt Würth.Und auch der Arzt aus Österreich fühlt sich im Rheintal wohl. «Die Leute hier sind sehr bodenständig, aber auch geradeaus», sagt er. Dies sei für die Qualität seiner Arbeit förderlich. Er fühle sich sehr gut angenommen, dies auch dank der guten Kommunikation im Team.Roman Würth ist überzeugt, dass Gruppenpraxen die Zukunft der Hausmedizin sein werden. Dies nicht nur wegen der geregelten Arbeitszeiten, sondern auch aus finanzieller Sicht.