Fussball 03.10.2023

Torhüter des Montlinger «Zwei»: Ins Tor, nicht ins Sägemehl

Die zweite Mannschaft des FC Montlingen verliert das Spiel beim Rivalen in Rüthi deutlich mit 0:3. Am Anfang deutet nichts auf eine Niederlage hin, dann muss der junge Goalie trotzdem dreimal hinter sich greifen.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.10.2023

Nach dem Feuerwerk, das Montlinger Anhänger zur Feier dieses Derbys vor dem Anpfiff auf dem Rüthner Rheinblick zünden, geht es auf dem Platz im gleichen Stil weiter. Die Montlinger legen los wie die Feuerwehr, stören früh, erobern viele Bälle und engen die Platzherren ein. Der Führungstreffer wäre die logische Folge gewesen.

Weil sich aber die Platzherren durch den Sturmlauf nicht aus der Ruhe bringen lassen und geschickt verteidigen, gleicht sich das Geschehen allmählich aus. Nach 19 Minuten heisst es 1:0 für Rüthi. Das Spiel nimmt eine andere Richtung.

Routiniers und Junge

Montlingen II, das ist eine Mischung aus Erfahrenen und Talentierten. Der Captain Fabian Wüst, Herbert Kühne und Fabio Klingler als langjährige Stützen der ersten Mannschaft bringen Routine auf den Platz; sie gestalten das Spiel, sind das Rückgrat. Aber es hat in diesem Team auch junge Spieler auf dem Weg zum Stammplatz. Einer davon heisst Robin Haltiner und steht im Tor.

Es ist erst das dritte Spiel, das er bei den Erwachsenen bestreitet. Vorher war er beim Sieg gegen Rorschach-Goldach II sowie der Niederlage gegen Gams im Tor. In der ersten Halbzeit in Rüthi zeigt er zwei grosse Paraden. Die flinken Bernhard Allgäuer und Robin Sonderegger entwischen der Abwehr und ziehen allein aufs Tor los, doch am Goalie kommen die sonst so abschlusssicheren Stürmer nicht vorbei.

Nicht fehlerlos

Aber dreimal muss der 1,92-Mann den Ball halt doch aus dem Netz holen. Die Tore erlebt er so: «Beim ersten sehe ich, dass der Flügel meinen Verteidigerkollegen entwischt und allein auf mich zukommt. Ich versuche, so viel wie möglich vom Tor abzudecken, aber der Stürmer schiebt den Ball unter den Beinen durch.» Kommentar: Unhaltbar.

Robin Haltiner sagt: «Es wäre eine Supersache, mal im ‹Eins› zu spielen.»
Robin Haltiner sagt: «Es wäre eine Supersache, mal im ‹Eins› zu spielen.»
Bild: Hansueli Steiger

Zum 2:0: «Ein Corner von der linken Seite in den Fünfmeterraum, in dem viel Verkehr herrscht. Der kopfballstarke Gegner köpfelt ein. Mein Fehler. Bälle im Fünfmeterraum muss ich halten.» Kein weiterer Kommentar. Zum 3:0:

Ähnliche Situation wie beim zweiten Tor, aber Freistoss von der Seite. Ein Gegner lenkt am vorderen Pfosten ein. Ich komme nicht dorthin.

Kommentar: Fehler aller Abwehrspieler.

Eine sportliche Familie

Robin Haltiner ist 17, im dritten Lehrjahr als Automatikmonteur bei der rhv Elektrotechnik AG. Haltiners wohnen in Kobelwald. Neben Robin sind das Vater Oswald, Mutter Susann, Schwester Naomi. Sie sind eine sportliche Familie. Der Vater war erfolgreicher Ringer und Schwinger. In den 90er-Jahren gewann er das St. Galler und das Thurgauer Kantonale und gehörte zum Ringerteam Oberriet-Grabs, das in der Nationalliga A kämpfte. Der Sport hat ihm viel gebracht. Eine noch heute bestehende Kameradschaft und so manches fürs Leben: «Durchhalten, dranbleiben, immer wieder aufstehen.»

Dann wird der Bub Fussballer. «Natürlich habe ich ihn ins Kinderringen mitgenommen», sagt der Vater, «wo man den Sport spielerisch kennenlernt. Aber Robin wollte Fussball spielen.» Er wird Junior bei Montlingen. Mit dem Velo, dem Töffli, dem E-Bike und jetzt mit dem Roller fährt er zu Training und Spiel. Spielt Robin, stehen sie alle am Spielfeldrand, unterstützen ihn. Familie, Opas, Götti.

Torhüter sei er geworden, weil er gern gespielt habe, aber weniger gern gelaufen sei, sagt er lachend. Zum FCM sagt er:

Ich bin da daheim. Es ist ein familiärer Verein, wo Leidenschaft und Teamgeist wichtig sind.

In ihm sieht er auch seine Zukunft: «Es wäre eine Supersache, könnte ich einmal im ‹Eins› spielen.»

Er bleibt ruhig

Das hält sein Trainer Fabian Elser für gut möglich, wie er nach dem Spiel sagt: «Robin bewahrt in allen Situationen Ruhe. Das ist seine Stärke. Er hat einen guten Charakter und wird seinen Weg machen.» Ein bisschen sind sie verwandt, Trainer und Torhüter, denn dieser sagt über seinen Trainer:

Er ist sehr ruhig, kann sich gut in uns Spieler hineinversetzen und findet immer die richtigen Worte.

Zurück zum kleinen Robin und seiner Wahl der Sportart. Als Ringer und Schwinger wäre wohl manches im Leben anders gelaufen. Eines wäre gleichgeblieben: der Weg zum Training. Am Kolbenstein, neben dem Fussballplatz, steht die Trainingshalle der Schwinger.