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Altstätten 11.01.2024

Verlust für die Rue de Blamage: «Di Spanisch» schliesst, ihre Betreiber zügeln in die Breite-Bar

Nach drei Jahren ist Schluss: Die Bar «Di Spanisch» an der Rue de Blamage in Altstätten schliesst im Frühling. 
Für die drei Freunde dahinter ist das aber nicht das Ende ihrer Beizerkarriere.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 11.01.2024

«Gohsch hüt ono i di Spanisch?», ist an Wochenenden im Städtli oft zu hören. Dort, wo man Schulter an Schulter steht, Songs der Backstreet Boys ins Mikrofon grölt, mit einem Wodka Mate anstösst und im Kellergewölbe zu Techno-Beats stampft. «Die Spanische» gab den Rhythmus vor, die Leute folgten.

Hinter dem Tresen: Mario Gächter, Nick Baumgartner und Lukas Mattle. Die drei Freunde führten in den letz­-ten Jahren die «Spanische Weinhalle», die zum beliebten Treffpunkt an der Rue de Blamage wurde. Ob 16-Jährige, die zum ersten Mal ausgingen, Stammgäste, die jeden Freitag auf der gleichen Eckbank sassen, oder alte Bekannte, die sich zufällig an der Bar gegenüberstanden. Mario Gächter sagt: 

Hier sind so manche Liebesgeschichten und Freundschaften entstanden.

Jetzt geht diese Zeit zu Ende. «Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist», sagt Lukas Mattle.

Holpriger Start bremste die Freunde nicht aus

Drei Jahre ist es her, dass Gächter, Baumgartner und Mattle die leerstehende «Spanische Weinhalle» übernommen haben. «Die beste Entscheidung unseres Lebens», wie Gächter sagt. Die drei kennen sich schon lange. Gächter und Baumgartner sind zusammen zur Schule gegangen.

Lukas Mattle lernte Gächter in der Laufgruppe des STV Oberriet-Eichenwies kennen. Zusammen mit weiteren Freunden organisieren sie seit 2015 das «Summer Love Festival» in Oberriet. Kenntnisse im Organisieren von Partys waren vorhanden, nicht aber im Beizen. «Das haben wir vorzu gelernt», sagt Mattle.

Trotz vieler Erinnerungen: Zeit für einen Wechsel

Doch der Start war schwierig und kompliziert. Er fiel in die Corona-Zeit mit vielen Einschränkungen – und sie mussten sich als Neulinge in der Szene behaupten. «Viele gaben uns nur drei Monate», erinnert sich Gächter. Auch, weil alle drei neben ihrer Tätigkeit als Wochenend-Beizer einem 100- Prozent-Job nachgehen. Mario Gächter, 25, arbeitet als Stahlbaumonteur, Lukas Mattle, 27, als Servicetechniker und Nick Baumgartner, 26, als Versicherungskaufmann.

In ihrer Freizeit steckten sie zurück. Nicht nur an Freitag- und Samstagabenden verbrachten sie viel Zeit in der Bar, sie kümmerten sich um die Buchhaltung, die Personalplanung, das Marketing oder dekorierten für die Fasnacht. «Diese war für uns immer etwas Besonderes», sagt Mario Gächter und Lukas Mattle ergänzt:

Es war erstaunlich, wie viele Leute in diese kleine Bar passten.

Es sei eine schöne und intensive Zeit gewesen. Lukas Mattle sagt: «Aber wir konnten die Zeit auch geniessen und mitfeiern.» Nun sei es Zeit für einen Wechsel.

Nächstes Projekt in den Startlöchern

Bis und mit der Rhema im Mai, an der sie wieder mit einer Bar im Partydome vertreten sind, machen sie weiter. Ein Abschiedsfest ist bereits geplant. Dann trennen sich ihre Wege – zumindest am Wochenende. Denn ihre Freundschaft hat auch in hektischen Zeiten nie gelitten. «Und sonst war es am nächsten Tag vergessen», sagt Mario Gächter. Während er künftig mehr Zeit in den Bergen verbringen und seine Freizeit geniessen will, starten Lukas Mattle und Nick Baumgartner ihr nächstes Projekt.

Noch vor der Fasnacht übernehmen sie die «Breite Bar» von Daniel Thür. Dieser verabschiedet sich Ende Januar.

Am Konzept mit dem gemütlichen Café und der Bar wollen sie nichts ändern. Ungewiss ist jedoch die Zukunft der «Spanischen Weinhalle». «Wir sind aber optimistisch, dass jemand den Geist der ‹Spanischen› weiterleben lässt», sagt Mario Gächter.