Partyspiel 13.10.2023

Von Gummibärchen zum Partyspiel - Jungunternehmer wollen hoch hinaus

Zwei Rheintaler sind die Gründer von Twibble. Ein farbenfrohes Spiel, das am Anfang von etwas Grösserem steht.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 23.10.2023

Weg vom Handybildschirm, weg von TikTok-Videos und wieder zurück in die Realität und echten Gesprächen – so lautet die Idee hinter «Twibble». Ein Gesellschaftsspiel, das mit Silikonpfeilen und seinen Regeln an das klassische Darts erinnert; nur farbenfroher und unterhaltsamer. Hinter Twibble stehen die beiden 26-jährigen Joel Schwendener aus Montlingen und Mirco Braunwalder aus Balgach. Der Bürolist und der Baumaschinenführer möchten als eigenständige Unternehmer durchstarten.

Doch warum ein Partyspiel? Sie haben es nicht selbst erfunden, wollen es aber gross herausbringen. Durch ein E-Commerce-Geschäftsmodell. Joel erklärt:

Wir haben unendlich viele Produkte angeschaut. Twibble erfüllt alle Kriterien.

Gemeint sind drei Punkte, die erfüllt sein müssen, damit ein Produkt erfolgreich ist: Es muss einen Wow-Effekt auslösen, in den meisten Fällen ein Problem lösen und es sollte nicht etwas Ähnliches in jedem Geschäft bereits zu kaufen sein. Zudem musste eine erste Charge des Produkts schnell und kostengünstig verfügbar sein, einfach zu verschicken sein und robust sein. «Es gab auch die Idee eines Hometrainers, der im Alltag verwendet wird. Aber das war zu komplex», sagt Joel und lacht.

E-Commerce begeisterte sie schon als Teenager

Twibble ist im eigentlichen Sinn keine Erfindung der beiden. Ein ähnliches Produkt Namens Popdarts gibt es bereits auf dem Amerikanischen Markt. Mirco und Joel haben das Produkt weiterentwickelt und verbessert. Sie sind in den sozialen Medien darauf gestossen.

Unter dem Hashtag #tiktokmademebuyit (der derzeit 9,3 Milliarden Views hat) finden User diverse Vorstellungen von Produkten, die User gekauft haben, nachdem sie andere Videos auf TikTok zu dem Produkt gesehen hatten. Dadurch steigt die Bekanntheit eines Artikels oft exponentiell. Die beiden haben die Rechte erworben. Ein Teil der Produktion erfolgt in Hongkong. Abgepackt, gelagert und versendet wird aus der Schweiz. Mirco sagt:

Unser Ziel ist es, bald regional zu produzieren und das Produkt dadurch weiterentwickeln zu können.

Hinter all dem steckt das E-Commerce-Geschäftsmodell. Dieses verfolgen die beiden schon seit geraumer Zeit. Ihr Ziel ist es, als Unternehmer durchzustarten und etwas Eigenes aufzubauen. «Als 15-Jähriger habe ich es mit Gummibärchen versucht», erinnert sich Joel. Es hat nicht geklappt, auch weil die Eltern skeptisch waren. «Es war schwierig, die Eltern von solch einer Idee zu überzeugen. Da ich noch nicht volljährig war, benötigte ich ihre Unterschrift.»

 

Die Begeisterung blieb, das Know-how wuchs. Auf einem Festival lernten sich Joel, der aus Montlingen stammt, und Mirco, der seit einiger Zeit in Balgach lebt, kennen. Die beiden verbin­-
det die Begeisterung für den ­Onlinehandel. Vor drei Jahren ­begannen sie, ihren eigenen E-Commerce aufzubauen. Der Begriff E-Commerce beschreibt den gesamten Handelsverkehr im Internet, einschliesslich des Kaufs und Verkaufs von Waren im Internet.

Reaktionen von cool bis nutzlos

Anfangs verkauften sie Produkte wie Fingertrainer, Slushybecher oder Rückenstrecker mit Hilfe von Dropshipping, damit sie die Produkte ohne grosses Risiko testen konnten. Drop­shipping ist ein Geschäftsmodell, bei dem der Online-Händler Ware verkauft, die er selbst gar nicht auf Lager hat. Der Händler bestellt die Ware nach dem Einkauf des Kunden im Onlineshop bei einem Grosshändler oder Hersteller, der sie dann direkt zum Kunden versendet. Der Dropshipper hat also keinen physischen Kontakt zum Produkt und benötigt kein Lager. Dies ist üblich für Produkte, die in sozialen Medien beworben werden. Mirco sagt dazu: 

So hatten wir finanziell nichts zu befürchten, und wir konnten das Geschäftsmodell ausprobieren.

In den letzten drei Jahren haben die beiden viel Erfahrung gesammelt, sich alles selbst beigebracht und ein breites Know-how aufgebaut, darunter das ­Erstellen eines Webshops, das Verständnis für Dropshipping und die Erkenntnis, dass zu viel Werbung auf TikTok zu einer Kontosperrung führen kann.

Von Gummibärchen zum Partyspiel - Jungunternehmer wollen hoch hinaus

Das Umfeld reagierte unterschiedlich auf die Pläne der ­beiden, von «coole Idee» bis zu «Wer soll das denn kaufen?». Trotzdem haben sie seit dem Start bereits 500 Sets verkauft. «Wir sind zufrieden, denn bis jetzt gab es keine grösseren Probleme», sagt Mirco, und Joel ergänzt: «Wir haben aus unseren Erfahrungen in der Dropshipping-Zeit gelernt.»

Obwohl Twibble als Partyspiel gedacht war, interessieren sich vermehrt auch Familien und Schulen dafür. «Man ist einfach angefixt vom Spiel. Jeder will wissen, ob man trifft oder nicht. Es ist wie das Bottleflip-
Phänomen», sagt Joel.