20.09.2018

Vor 50 Jahren ein Strassenfeger

Am 19. September 1968 bestritt der Metzgermeister und «Ochsen»-Wirt Albert Kellenberger die letzte Runde im beliebten Quiz «Dopplet oder nüt».

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Der 1921 geborene Albert Kellenberger verbrachte seine Jugendzeit in Wolfhalden. In der Schule faszinierte ihn das Fach Geschichte, und gerne hätte er in dem Bereich seine Kenntnisse vertieft. Ein Studium war aber unmöglich, so dass er in Thal eine Metzgerlehre absolvierte und diese als Bester im Kanton abschloss. 1959 übernahm er mit seiner Gattin Heidi den Doppelbetrieb «Ochsen» mit Metzgerei und Wirtschaft im Dorfzentrum von Reute. Albert Kellenberger liebte seinen Beruf, doch noch mehr schätzte er die knappen Mussestunden, die er intensiv zur Erweiterung der historischen Kenntnisse nutzte. So wies er denn Gäste oft bereits um 20 Uhr mit wenig freundlichen Worten aus der Wirtsstube, um sich ungestört seinen Studien widmen zu können. Die eher ungewöhnliche Kombination Metzger und Historiker sprach sich herum, und auch das Schweizer Fernsehen wurde auf Kellenberger aufmerksam.Zu Unrecht aus dem Rennen geworfen?«Der schwergewichtige Metzger aus Reute bleibt mir unvergessen», erinnerte sich der 2006 verstorbene Mäni Weber noch nach Jahren. «Unsere Sendung lebte von einfachen Leuten, die sich durch besondere Kenntnisse auszeichneten. Und Albert Kellenberger kam uns da wie gerufen.» In der Folge meisterte er in seinem Spezialgebiet «Schweizer Geschichte» mehrere Runden bravourös. In der letzten, aus Brig VS ausgestrahlten Sendung vom 19. September 1968 aber scheiterte der Rüütiger an der letzten Frage, die grosse Diskussionen auslöste. Viele sahen den «Ochsen»-Wirt im Recht und kritisierten den Entscheid der Jury.«Recht oder Unrecht, an den Sonntagen nach den Sendungen mit Albert herrschte in Reute regelmässig ein riesiger Wirbel», erinnert sich Martin Eugster, der damalige Gemeindepolizist. «Besucher aus der halben Schweiz strömten in den ‹Ochsen› und wollten unseren prominenten Einwohner sehen. Auch nachher war das Dorf noch immer für viele ein Ausflugsziel.» Dann aber wurde es stiller um Albert Kellenberger, der den «Ochsen» 1983 verkaufte. Bis zu seinem Tode im Jahre 1994 aber blieb er für Geschichtsfreunde ein interessanter Gesprächspartner. Peter Eggenberger