Christlich 15.04.2023

Was bleibt von Ostern, wenn auch dem letzten Osterhasen der Garaus gemacht wurde?

Die Osterfeiertage liegen hinter uns. Während Kinder oder Osterbesuch wieder abreisen und in den kommenden Tagen auch dem letzten Schokohasen der Garaus gemacht wird, stellt sich mir, wie immer nach den Feiertagen, die Frage: «Was bleibt?»

Von Sabine Gritzner-Stoffers
aktualisiert am 16.04.2023

Also frage ich mich auch in diesem Jahr wieder: Was bleibt von Ostern?

Für mich bleibt ein Bild aus einer Predigt am Ostersonntag. Der Bibeltext war der Auferstehungsbericht bei Matthäus (Mt 28, 1 – 10). Dort heisst es an der Stelle Mt 28, 2:

Ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.

Ich habe diesen Text schon so oft gelesen, aber noch nie hatte ich dieses Bild so deutlich vor Augen: Der Stein vom Grab ist weggerollt. Darauf sitzt ein Engel. Ganz ruhig und wie selbstverständlich thront er auf dem Totenstein. Licht geht von seiner Gestalt aus und mischt sich mit den Strahlen der aufgehenden Sonne. Immer heller wird es, bis alles in warmes, goldenes Licht getaucht ist.

Der Engel sitzt auf dem Stein wie eine Königin, wie ein König auf dem Thron. Er klärt die Hierarchie, das Wort bedeutet wörtlich übersetzt «heilige Ordnung, heilige Herrschaft».

Das Leben besetzt den Tod, nicht umgekehrt

Diese Ordnung besteht darin, dass das Leben oben sitzt. Das Leben besetzt den Tod. Nicht umgekehrt. Das ist wichtig. Der Tod wird begrenzt, seine Macht ist begrenzt. In den Lichtfluten des Ostermorgens verliert er seinen finsteren Schrecken, die Sonnenstrahlen wärmen den nachtkalten Totenstein.

Dieses Bild finde ich so eindrücklich, dass sich die Worte des Engels zu Maria Magdalena und Maria, die sich frühmorgens auf den Weg zum Grab gemacht haben, fast von selbst ergeben: «Fürchtet Euch nicht!», ruft der Engel den erschrockenen Freundinnen Jesu zu.

Habt keine Angst!

Ja, im Licht des Ostermorgens lässt es sich leben, da können Ängste und Sorgen weichen oder zumindest an Macht verlieren. Im Licht des Ostermorgens können wir auf den Grabsteinen unseres Lebens Platz nehmen.

«Mit Furcht und grosser Freude» machen sich Maria Magdalena und Maria nun auf den Weg, den Jüngern die gute Nachricht mitzuteilen. Ostern schafft das Dunkle und die Angst in unserem Leben nicht ab. Aber wenn das Licht des Ostermorgens stärker ist als alles Dunkle, alle Angst und Furcht, wenn es stärker ist als aller Tod: Dann folgt auf Grabesruhe ein lichter Morgen, dann werden kalte Totensteine zu sonnengewärmten Plätzen, dann kann alles neu werden.