04.03.2019

Wer rettet die Autonomie?

Katholiken bereitet es immer mehr Mühe, ihre Präsidien zu besetzen. Zwangsverwaltung heisst das Gespenst, das immer wieder um Kirchtürme kreist. Im Städtli denkt man schon an eine Fusion.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenDas Präsidium der Kirchgemeinde zu besetzen, beschäftigt die Rheinecker Katholiken fast ununterbrochen. Seitdem Rosmarie Lutz-Meier im Jahr 2015 ihren Rücktritt erklärte, ist die Kirch­gemeinde auf der Suche nach einem Präsidenten oder einer Präsidentin.Zunächst hatte Hans Schmid das Amt angetreten. Er legte es aber im Frühling 2018 nach zwei Jahren wieder nieder. Eine Nachfolge fand er nicht. Der Admi­nistrationsrat des Katholischen Konfessionsteils setzte Othmar Gerschwiler aus St. Gallen im April 2018 als Kurator ein. Damit verband die Aufsichtsbehörde der Kirchgemeinden die Auflage, bis zum Ende der Legislatur, am 31. Dezember 2019, sei ein Präsident zu wählen.«Vielleicht findet sich rechtzeitig eine geeignete Person», sagt Othmar Gerschwiler. Sei­- ne Hoffnung setzt der Kurator auf die Erneuerungswahlen am 8. September. «Falls nicht, hat die Gemeinde, lapidar gesagt, zu fusionieren.»Der Schritt wird nicht per 1. Januar 2020 vollzogen. Voraussichtlich verlängert der Administrationsrat das Mandat des Ku­rators um ein Jahr. Mit einer Grundsatzabstimmung über eine Fusion wäre im Frühling 2020 zu rechnen.St. Margrethen hält sich noch zurückWelche Kirchgemeinde böte sich für eine Fusion an?«St. Margrethen will nicht fusionieren. Es ist geografisch zu weit entfernt», sagt Othmar Gersch­wiler.Der Kirchenverwaltungsrat in St. Margrethen meint, dass es für eine Fusion zu früh sei, sagt Präsident Martin Stankowski. Rhein­eck sei nie mit St. Margrethen verbunden gewesen. «Uns ist bewusst, dass es früher oder später zu einem Zusammenschluss der Kirchgemeinden auf dem Gebiet der Seelsorgeeinheit Buechberg kommen wird», sagt er. Zuerst aber sollten die Pfarreien enger zusammenwachsen. Den jungen Altersgruppen falle dies leichter als den älteren. «Deshalb wäre eine Abstimmung verfrüht.»Ein Zusammenschluss mit der Kirchgemeinde Thal mit den Pfarreien, Altenrhein, Buechen-Staad und Thal – läge historisch begründet – näher. Anfang des vorigen Jahrhunderts gehörte Rhein­eck der Kirchgemeinde Thal an. Nach dem Bau der eigenen Kirche im Jahr 1933 wuchs der Wunsch nach Eigenständigkeit im Städtli. Seit 1946 ist Katholisch Rheineck eine eigenständige Kirchgemeinde und Pfarrei.«Wir sind bereit, die Diskussion zu führen und eine Lösung zu finden, falls unsere Nachbarn keinen Präsidenten wählen», sagt Felix Bischofberger, Präsident der Thaler Katholiken. Der Kirchenverwaltungsrat ist grundsätzlich zu einer Fusion mit Rhein­eck bereit. Die Kirchbürger wurden bislang nicht befragt.Rheineck beschleunigt die Fusion nichtZu einer Fusion kommt es nicht zwingend. «Wir beschleunigen sie nicht», sagt Othmar Gersch­wiler. «Ein grosses Gebilde bedeutet nämlich nicht automatisch eine Kostenersparnis.» Das zeigten Jahresrechnung und Budget des seit 2017 operativen Zweckverbandes der Gemeinden Thal, Rheineck und St. Margrethen. «Im Gegenteil. Es ist teurer geworden.» (siehe Ausgabe vom 25. Februar)Der Zweckverband auf dem Gebiet der Seelsorgeeinheit Buechberg bleibt bestehen, falls Rheineck das Präsidium besetzt und eigenständig bleibt.Eine Geschäftsstelle brächte EntlastungDie Leitung einer Kirchgemeinde zu übernehmen, ist nicht unbedingt attraktiv. Das erfuhren in den letzten Jahren mehrere katholische Kirchgemeinden. In Diepoldsau-Schmitter verhinderte Manfred Frei vor einigen Jahren die Fremdverwaltung der Kirchbürger quasi in letzter Minute. In Lüchingen war es Simon Seymer und in Au Monika Bürki.Rheineck ist bereits fremdverwaltet und nahe daran, die Eigenständigkeit zu verlieren. «Für jemanden, der Vollzeit berufstätig ist, ist das Pensum nur schwer zu bewältigen», sagt Othmar Gerschwiler. Er hat von April bis Jahresende etwa 120 Stunden eingesetzt. Für einen Pensionierten sei es eine dankbare Aufgabe. «Die Administration des Bistums ist behilflich, sodass die Aufgabe nicht allzu bürokratisch ist.»Der Kurator bezeichnet das Modell Eschenbachs als mustergültig. Dort arbeitet ein Verwaltungsangestellter mit einem 60- Prozent-Pensum. Das ist effektiver und kostengünstiger, als wenn viele Personen kleine Pensen haben. «Wollte man eine grössere Kirchgemeinde auf dem Gebiet des Zweckverbandes errichten, sollte man eine Geschäftsstelle einrichten.»Hinweis Die Bürgerversammlung der Katholischen Kirchgemeinde Rheineck ist am Montag, 1. April, um 20 Uhr in der Unterkirche.