Heerbrugg 30.06.2023

Der Redaktionswagen am Markt: Spannende Gespräche mit sympathischen Menschen

Die Redaktion des «Rheintalers», der «Rheintalischen Volkszeitung» und des regionalen Newsportals rheintaler.ch lud Leserinnen und Leser genauso wie zufällig Vorbeikommende zu Wurst und Bier ein. Es ergaben sich viele spannende Gespräche mit sympathischen Menschen.

Von Gert Bruderer & Max Tinner
aktualisiert am 30.06.2023

Der Marktplatz ei­nes Dorfes oder eines Städtchens ist per se ein Ort der Begegnung. Der Platz «Am Markt» ist es ganz bestimmt. Dort machte am Mittwoch der Redaktionswagen des «Rheintalers», der «Volkszeitung» und des News­portals rheintaler.ch Halt. Leserinnen und Leser, aber auch alle zufällig oder weniger zufällig Vorbeigehenden waren eingeladen, bei Wurst und Bier die Zeitungsleute kennenzulernen.

Im Fall von Kurt Fehr, Oskar Schlachter und Margit Steinmüller war es mehr ein Kennenlernen der Leute, die heute bei der Zeitung arbeiten.

Ihre Biografien und die Geschichte des «Rheintalers» überschneiden sich; am Redaktionswagen liessen sie die alten Zeiten bei der Zeitung aufleben: Kurt Fehr (links) aus Widnau, Margit Steinmüller aus Au und Oskar Schlachter (Zweiter von rechts) aus Widnau.
Ihre Biografien und die Geschichte des «Rheintalers» überschneiden sich; am Redaktionswagen liessen sie die alten Zeiten bei der Zeitung aufleben: Kurt Fehr (links) aus Widnau, Margit Steinmüller aus Au und Oskar Schlachter (Zweiter von rechts) aus Widnau.
Bild: Max Tinner

Denn ihre Lebensgeschichten sind mit der Unternehmensgeschichte des «Rheintalers» verwoben. Kurt Fehr war ab den 1950ern bis in die 1970er-Jahre Druckereileiter. Margit Steinmüllers Mann war danach sein Nachfolger. Und dem mittlerweile 92-jährigen Oskar Schlachter als Maschinensetzer war es während über 30 Jahren zu verdanken, dass sich in der Zeitung unzählige Buchstaben zu Texten und damit zu Informationen formierten.

Antonio 
Astrucci-Strub
Antonio Astrucci-Strub
Bild: Max Tinner

Auch Antonio Astrucci-Strub fühlt sich dem «Rheintaler» persönlich verbunden. Er selbst hat zwar nicht bei der Zeitung gearbeitet, seine Frau selig habe aber anno dazumal ihre KV-Lehre beim «Rheintaler» gemacht, wie er erzählt.

Nüesch und Schnider: Sportlich sind sie beide

Hans Nüesch und Walter Schnider hatten es sich etwas abseits, im Schmidheiny-Park, bequem gemacht. Sie kannten sich vorher nicht, sondern sassen zu­fällig nebenei­nander. Walter Schnider, der das Trainingscenter besucht hatte, bekam Hunger bei der sportlichen Betätigung.

Hans Nüesch und Walter Schnider
Hans Nüesch und Walter Schnider
Bild: Gert Bruderer

Hans Nüesch, der seit zwei Jahrzehnten in Marbach wohnt, war beim Arzt und gönnte sich anschliessend ebenfalls eine feine «Rheintaler»-Wurst vom Grill. Viele kennen ihn unter dem Namen Prärie. Das hat damit zu tun, dass im Turnverein vier Schüler mit dem Namen Hans Nüesch waren. Sie auseinanderzuhalten, erforderte die Verwendung von Spitznamen. Von Noldi Ruppanner, der später Balgachs Gemeindepräsident wurde, habe er deshalb den Namen Prärie erhalten, berichtet Hans Nüesch. Das hat mit dem im Riet (in der Prärie) liegenden Sonnenhof zu tun, den früher Hans Nüeschs Bruder Fredi führte und den heute Götti­bub Hans betreibt.

Sportlich ist der 81-jährige Hans Nüesch noch immer sehr aktiv. Er turnt zwar nicht mehr, ist aber seit zehn Jahren Mitglied des Golfclubs Rankweil und spielt pro Woche viermal Golf. Sass man früher nach dem Turnen noch in geselliger Runde beisammen, hiess es immer wieder: «Dä Prärie stimmt die Lieder an.» Er singt sehr gern und ist deshalb ein ausgesprochener Liederkenner.

Ausgezeichnet erhalten

Trudi Torgler aus Rebstein brachte eine Ausgabe des «Rheinthalers» vom 23. Februar 1871 mit.
Trudi Torgler aus Rebstein brachte eine Ausgabe des «Rheinthalers» vom 23. Februar 1871 mit.
Bild: Gert Bruderer

Eine Besonderheit hat Trudi Torgler aus Rebstein zum Redaktionswagen mitgebracht. Die Mutter des Künstlers Thomas Torgler, der (dank Peter Sondereggers Film) auch als «der Mann im Leopardenmantel» bekannt ist, besitzt einen «Rheinthaler» vom 23. Februar 1871. Normalerweise sind eineinhalb Jahrhundert alte Zeitungen recht mitgenommen, wenn nicht in einem erbärmlichen Zustand. Aber Trudi Torglers Exemplar befindet sich in einem bemerkenswerten Zustand – wie die Besitzerin selbst, die mit ihren 86 Jahren noch immer topfit wirkt.

Mit 75 noch zum Vizepräsidenten gewählt

Grad so wie Bernhard Weiss. Er war 2004 eines der Gründungsmitglieder, als in Au-Heerbrugg die örtliche SVP entstand. Gattin Rosmarie trat erst später der Partei bei und gehörte eine Zeit lang als Kassierin dem ­Vorstand an. Bernhard Weiss, obschon inzwischen 75-jährig, hat erst vor zwei Jahren ei­nen abermals besonderen Schritt getan: Er ist nun Vizepräsident.

Bernhard Weiss
Bernhard Weiss
Bild: Gert Bruderer

Gemeindeschreiber Marcel Fürer und seine Frau Corinna unterhielten sich mit dem Schulleiter der Oberstufe Mittelrheintal, Markus Waser, und Gemeinderätin Jennifer Eichmann. Dabei kam die Rede kurz auf  Fürers Tochter Mia, die bei Markus Waser das Fach RZ (Räume und Zeiten) besucht. Die Redaktion freut besonders, dass die 14-Jährige morgens stets im «Rheintaler» liest. Allerdings nimmt sie keine Zeitung zur Hand, sondern benützt das E-Paper.

Gemeinderätin Jennifer Eichmann, OMR-Schulleiter Markus Waser, Gemeindeschreiber Marcel Fürer und dessen Frau Corinna (von links) unterhielten sich über die Vorzüge des «Rheintaler»-E-Papers.
Gemeinderätin Jennifer Eichmann, OMR-Schulleiter Markus Waser, Gemeindeschreiber Marcel Fürer und dessen Frau Corinna (von links) unterhielten sich über die Vorzüge des «Rheintaler»-E-Papers.
Bild: Gert Bruderer

Dass auch ältere Menschen sich zunehmend wie Mia elektronischer Lektüre zuwenden, hat den Vorteil eines deutlich günstigeren Abopreises. Kein Papier und kein Vertrieb, also weniger Kosten.

Sudoku und erhobene Humpen

Konrad Franz hingegen will seine Zeitung auch künftig auf Papier haben. Nicht nur, aber auch wegen der Rätselseite: Die Sudokus und Suchbildrätsel löst er leidenschaftlich gerne.

Franz Konrad
Franz Konrad
Bild: Max Tinner

Diesen Freitagabend allerdings hat er etwas anderes vor: Schon fast seit der Gründung des Vereins dabei, will er an der HV des Sonnenbräu-Fanclubs nicht fehlen. Einem vorbeigehenden Kollegen, von dem er weiss, dass er ebenfalls Mitglied ist, ruft er zu: «Stimmsch denn richtig ab!» Heisst: Hoch den Humpen!

Auf den Hund gekommen ist Roman Schläpfer aus Widnau. Er schaut zurzeit nämlich zu Hündin Sam, die bei ihm einen Ferienplatz gefunden hat. Besser hätte sie es nicht treffen können: Das Tier wird von seinem Herrchen auf Zeit buchstäblich auf Händen getragen (siehe Bild unten links) – jedenfalls zwischendurch mal.

Hündin Sam ist zurzeit bei Roman Schläpfer in Widnau in den Ferien – und da sichtlich gut aufgehoben.
Hündin Sam ist zurzeit bei Roman Schläpfer in Widnau in den Ferien – und da sichtlich gut aufgehoben.
Bild: Max Tinner

Gesprochene Musik in den Ohren

Später am Abend schauten noch einige Sänger des Männerchors Heerbrugg vorbei. Sie hatten zuvor einen Auftritt im Altersheim Verahus in Balgach. Den Heimweh-Werdenberger der beiden Schreibenden heimelte der Dialekt eines der Sänger, Stefan Litscher, besonders an: Zwar schon eine halbe Ewigkeit in Heerbrugg daheim, ist er seiner Seveler Mundart stets treu geblieben.

Eine Delegation des Männerchors Heerbrugg auf dem Heimweg vom Singen im Altersheim Verhus.
Eine Delegation des Männerchors Heerbrugg auf dem Heimweg vom Singen im Altersheim Verhus.
Bild: Max Tinner

Wie Musik in den Ohren klingt es auch, wenn Annemarie Keller spricht. Die 91-Jährige kam in jungen Jahren als Kinderkrankenschwester aus der Gegend des Tegernsees in die Schweiz. Das Oberbayrische ist ihr aber geblieben. Und so sehr es ihr im Rheintal auch gefällt: Manchmal habe sie schon ein wenig Heimweh. «Heimat ist eben Heimat», meint sie. Stefan Litscher würde es womöglich ebenfalls unterschreiben.

Annemarie Keller
Annemarie Keller
Bild: Max Tinner