Christlich 10.12.2023

Freue dich, Welt, oder: Stresse dich, Mensch, du brauchst noch Geschenke

«Froh zu sein, bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.» Aber, stimmt das wirklich? Für meine Diplomarbeit habe ich Jugendliche zu Charakter­zügen und Werten befragt. Eine Frage lautete, was sie an ihren Freunden und Freundinnen am meisten schätzen.

Von Lucas Kägi
Sozialdiakon i. A.
aktualisiert am 10.12.2023

Die Antworten waren sehr allgemein und stichwortartig. Im Anschluss wollte ich wissen, was sie an ihren Freunden und Freundinnen gerne ändern würden. Prompt waren ihre Antworten sehr konkret und ausführlich.

Anscheinend fällt es den Jugendlichen leichter, zu definieren, was sie stört, als zu benennen, was sie schätzen.

Diese Erkenntnis teilte ich mit meiner Freundin. Ganz trocken erwiderte sie:

Aber das ist doch
bei allen Menschen so.

Leider hat sie recht, dachte ich. Doch warum verschwenden wir so viel Energie auf das, was uns stört? Wäre es nicht besser, diese Energie auf  Dinge zu richten, die uns Freude bereiten? Sollten wir uns nicht an dem erfreuen, was wir haben?

Zum Freuen gibt es doch die unterschiedlichsten Gründe: Seien es Gespräche oder Begegnungen mit Nahestehenden oder Fremden. Sei es ein Kunstwerk oder ein Spiel. Sei es die Gesundheit oder das Gesundwerden, Gerüche, Musik, Wetter …

Die Liste ist wohl unend­
lich und persönlich. Ich möchte auch nicht sagen, es sei immer schlecht, sich aufzuregen. Regt man sich über Ungerechtigkeiten auf und macht sich dagegen, kann es auch sehr positiv sein.

Doch, jetzt in der Adventszeit gibt es so viele Gründe, sich zu freuen. Es duftet herrlich nach Keksen und Tannennadeln. Man trifft sich auf Weihnachtsmärkten mit seinen Liebsten. Vielleicht bekommt man Geschenke oder beschenkt jemand anderen. In einem Weihnachtslied heisst es:

Freu dich Welt,
dein Retter naht.

Oft erlebt man aber etwas anderes. Den Text müsste man umschreiben: «Stresse dich Mensch, du brauchst noch Geschenke.»

Es liegt an uns, ob wir uns über überfüllte Weihnachtsmärkte aufregen, oder uns an dem Geschenk schlechthin erfreuen.

Denn Gott machte uns das grösste Geschenk, indem er seinen Sohn auf die Erde sandte. Und dies sollte die grösste Freude überhaupt sein. Ein Licht, eine Hoffnung, die in diese dunkle Zeit, in diese Welt gekommen ist.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine frohe und stressfreie Adventszeit.