Eishockey 07.12.2023

Der SC Rheintal siegt in einem dramatischen 1.-Liga-Derby in Herisau mit 6:4

Der SC Rheintal siegte in Herisau verdient mit 6:4 (0:0, 2:2, 4:2). Am Sonntag reist er rund 250 Kilometer bis ins Maggiatal zur National-Cup-Qualifikation.

Von Sepp Schmitter
aktualisiert am 07.12.2023

Der Samichlaustag war auch Gschenklitag, denn drei der vier Appenzeller Tore waren mit Papier und Schlaufe geschmückt. Das Spiel war trotz grosser Brisanz auch ohne Schmutzli stets fair. Die Schiedsrichter schenkten den Einheimischen drei Powerplays, die aber keine Wirkung entfalteten.

Nach torlosem Startdrittel gerieten die Rheintaler zwei­mal in Rückstand, egalisierten prompt und legten im Schlussabschnitt den Grundstein zum Erfolg. Das Team von Sascha Moser zeigte verschiedene Gesichter, am Schluss aber sein wahres: Mit Kampfgeist und Herzblut zum Erfolg. Die Luchse sind nun auf dem fünften Rang und die Appenzeller weiterhin auf einem Abstiegsrundenplatz.

Ungewöhnliche
Massnahmen in Herisau

Die Appenzeller sind seit Beginn der Meisterschaft auf dem ungemütlichen vorletzten Platz. Dass dabei der Trainer im Fokus steht, ist klar. Aber in Herisau wurde er nicht entlassen, sondern still und leise wieder in die Hosen beordert. René Stüssi, er wird nächste Woche 45 Jahre alt, bestritt am Mittwoch nach sechs Jahren Pause sein viertes Spiel und buchte den vierten Skorerpunkt. Auch Dario Gartmann wurde aus dem zweiten Team reaktiviert, er schoss zwei Tore gegen den SCR.

Der SC Rheintal reist ins Maggiatal

Am kommenden Wochenende wird die 3. Runde der Qualifikation für den National- Cup 2024/2025 gespielt. Dabei hat der SC Rheintal nicht gerade das grosse Los gezogen, denn der Gegner ist der HC Vallemaggia Rivers aus der 3. Liga.

Das Maggiatal im Tessin, oberhalb von Ascona, ist eher als Ferienregion. Aber tatsächlich gibt es in diesem Bergtal auch Eishockey, und sogar eine schmucke Kunsteisbahn mit imposantem Holzdach, die Società Pattinaggio Lavizzara, Prato-Sornico. Die Halle wurde vor zehn Jahren als Ersatz für eine offene Anlage gebaut, liegt auf 750 Metern über Meer und ist 250 Strassenkilometer von der Aegeten entfernt. In der Gemeinde Lavizzara leben etwa 500 Menschen, davon spielen zwei Dutzend Eishockey, das aus lauter eigenen Spielern zusammengesetzte Team hat ein Durchschnittsalter von 28 Jahren.

Zusammen mit anderen Vereinen aus der Region unterhalten die Vallemaggia Rivers eine Hockeyschule und widmen sich dem Nachwuchs in der Region. In der Meisterschaft spielen sie ausschliesslich gegen Tessiner Vereine.

Das Spiel wurde auf Sonntagnachmittag um 14 Uhr angesetzt. Ob das Spiel ein besonderes Ereignis im Tal ist oder aus Rücksicht auf den langen Reiseweg des Gegners dieser Zeitpunkt gewählt wurde, ist nicht bekannt. Aber in der Meisterschaft sind durchschnittlich etwa 50 Zuschauer anwesend, was zehn Prozent der Talbevölkerung entspricht. Man kann über den Sinn solcher Cupspiele geteilter Meinung sein, aber wenn ein Verein im Cup mitspielt, muss er sich dem Los beugen. Und die Tessiner haben sich ihr Heimspiel redlich verdient, denn sie gewannen am 11. November dank drei späten Toren gegen ihren Liga-Konkurrenten EHC Frauenfeld II mit 3:0, und vom Tessin nach Frauenfeld sind es noch 50 Kilometer weiter.

So opfern die Luchse ihren freien Sonntag und nehmen den langen Weg auf sich und hoffen, in der nächsten Runde auf ein besseres Los. Denn für einmal sollte über den Ausgang der Partie kein Zweifel bestehen, die Voraussetzungen sind zu verschieden. Die Tessiner liegen aktuell auf dem vierten Platz von acht Vereinen und haben im letzten Spiel gegen das Schlusslicht mit 19:1 gewonnen. Aber trotzdem ist nicht mit so viel Gegenwehr wie am Mittwoch in Herisau zu rechnen, aber man weiss nie.

Schon im Startdrittel entwickelte sich ein munteres Hin und Her, aber die Stürmer «vergassen», die Tore zu erzielen. Das änderte sich, als nach Wiederbeginn die Hausherren das erste Geschenk annahmen und 1:0 in Führung gingen. Der Ausgleich von Anel Rozajac kam prompt und auch die zweite Führung der Bären währte nur ein paar Minuten, bis sie Cedric Egger egalisierte. 30 Sekunden nach Wiederbeginn brachte Mica Moosmann die Gäste erstmals in Führung. Das 4:2 von Yanick Bodemann schien die Vorentscheidung zu sein, läutete aber zehn superspannende Minuten ein: Den Anschlusstreffer eine Minute später beantwortete der junge Mathias Hofer postwendend zum 5:3.

Das erneute Herisauer Anschlusstor sah verdächtig nach Kicktor aus – sollte aber keine Rolle spielen: Als die Appenzeller ihren Goalie rausnahmen, besiegelte Moosmann den Sieg des SCR mit einem Schuss ins verwaiste Tor.

Die gesamte Runde lief für den SC Rheintal: Der HC Luzern verlor überraschend in Delsberg und rutsche hinter die Rheintaler. Ihre Reserve auf einen Playoff-Platz beträgt nun acht Punkte.   

1. Liga, Gruppe Ost
Herisau – Rheintal 4:6 (0:0, 2:2, 2:4)
Sportzentrum – 300 Fans – SR: Krotak, Sprenger, Sinnathurai.
Tore: 24. Gartmann (Scherle, Noser) 1:0, 27. Rozajac (Bartholet, Binder) 1:1; 31. Inauen (Naumovs, Popp) 2:1, 38. Egger (Kuster) 2:2; 41. Moosmann (Bodemann) 2:3, 50. Bodemann (Moosmann) 2:4, 51. Gartmann (Scherle, Hohl) 3:4, 52. Hofer (Stoop, Binder) 3:5, 58. Stüssi (Noser, Speranzino) 4:5, 60. Moosmann (Bodemann) 4:6.
Strafen: Herisau –, SCR 3×2 Minuten.
Rheintal: Sauter; Berweger, Binder, Egger, Hagen, Pilgram, Thurnherr, Adam, Bartholet, Bodemann, Good, Hofer, Kuster, Moosmann, Monnat, Obrist, Rozajac, Stoop, L. Waid­acher.

Weitere Ergebnisse: Burgdorf – Prättigau 3:2 n. V., Reinach – Wil 3:4 n. V., Argovia – Wetzikon 1:7, Dübendorf – Pikes 7:2, Delémont – Luzern 10:5.
Rangliste: 1. Dübendorf 13/36, 2. Wetzikon 13/33, 3. Prättigau 13/31, 4. Burgdorf 13/24, 5. Rheintal 13/21, 6. Luzern 13/20, 7. Delémont 12/18, 8. Wil 13/14; 9. Reinach 13/13, 10. Pikes 12/12; 11. Herisau 13/9, 12. Argovia 13/0.