24.07.2020

Abwasser mit Aktivkohle reinigen

Das Abwasserwerk Rosenbergsau plant einen Neubau zur besseren Elimination von Mikroverunreinigungen. Er soll 15 Mio. Franken kosten.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerAu Medikamentenrückstände, Pflanzenschutzmittel, Antikorrosions- und Flammschutzmittel sowie Reinigungsmittel und Körperpflegeprodukte führen zu Mikroverunreinigungen im Abwasser. «Mikro bedeutet, dass die Spurenstoffe in niedriger Konzentration vorkommen», sagt Maurizio Schirinzi, Geschäftsführer der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Rosenbergsau. Aber bereits das reicht, um Wasserlebewesen zu schädigen und sich negativ auf die Qualität des Trinkwassers auszuwirken.Aufgrund des 2016 revidierten Gewässerschutzgesetzes ist die ARA Rosenbergsau verpflichtet, mehr als 80 Prozent (bezogen auf Rohabwasser) von ausgewählten Substanzen dieser Art zu eliminieren. Die ARA Rosenbergsau mit einem Einzugsgebiet von 40 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist eines von zehn Klärwerken im Kanton St. Gallen, das diese Auflage erfüllen muss. Zur auf Auer Gemeindegebiet stehenden ARA gehören die Gemeinden Au, Balgach, Berneck, Diepoldsau, Marbach, Rebstein, Widnau, Oberegg und Reute. Rebsteins Gemeindepräsident Andreas Eggenberger ist Vorsitzender des Zweckverbands.Volksabstimmung hängt von den Kosten abDie ARA Rosenbergsau hatte bereits zwei Jahre vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes Abklärungen bezüglich der neuen Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen (EMV) gemacht. Das ursprünglich ins Auge gefasste Verfahren der Ozonisierung wurde nach parallel durchgeführten Untersuchungen verworfen, weil die Abwasserzusammensetzung dafür nicht geeignet ist. Im Juni 2019 hat der AWR-Verwaltungsrat schliesslich entschieden, die neue Stufe zur Eliminierung von Mikroverunreinigungen mit einem auf Aktivkohle basierten Verfahren zu realisieren (siehe Zweittext).Zu Beginn dieses Monats ist der Auftrag im Amtsblatt des Kantons St. Gallen publiziert worden, bis zum 11. September können interessierte Generalplaner Offerten einreichen. Die Baukosten sind auf knapp 15 Millionen Franken veranschlagt, davon sollen bis zu 75 Prozent von einem Bundesfonds übernommen werden, der auch von den ARA gespeist wird. Das AWR rechnet daher mit Investitionskosten von 4 Mio. Franken. Allerdings wird der Bundesbeitrag erst nach Einreichung und Prüfung des Bauprojekts zugesagt. Erst dann ist auch klar, ob die Erweiterung der ARA Rosenbergsau noch von der Bevölkerung genehmigt werden muss: Gemäss Zweckverband-Statuten benötigen Brutto-Investitionen ab 10 Mio. Franken die Zustimmung der Gemeinden. Neue Anlage ist frühestens 2024 einsatzbereitDer Bauauftrag lässt den offerierenden Firmen kaum Spielraum: Vom zu bauenden Gebäude bestehen bereits Pläne. Der Betonbau schliesst sich an die Klärbecken an, er misst 37×21 Meter. Die grössere Hälfte des Gebäudes wird 9 Meter hoch. Selbst wenn der Zeitplan eingehalten wird, kann die neue Anlage erst Anfang 2024 in Betrieb genommen werden. Der Spatenstich sollte im Frühling 2022 erfolgen. Die neue EMV-Stufe ersetzt kein bisheriges Verfahren, es handelt sich um eine zusätzliche Reinigungsstufe.