Wölfe 16.05.2025

«Alle drei Rudel dürften Jungtiere haben» – Experte äussert sich zu Wolfspopulation

Der Wolf dürfte auch diesen Sommer ein prominentes Thema im Kanton St. Gallen sein. Simon Meier, Leiter der Abteilung Jagd beim Kanton St. Gallen, erläutert, wie sich die Wolfspopulation entwickeln könnte und welche Rolle der Luchs spielt.

Von Reto Vincenz
aktualisiert am 16.05.2025

Trotz mehrerer Abschüsse geht man beim kantonalen Amt für Natur, Jagd und Fischerei davon aus, dass sich erneut drei Rudel formieren werden. Wie immer im Winter und im Frühling, wenn sich kein Vieh auf den Alpen der Region befindet, tritt auch die Diskussion um den Wolf in den Hintergrund. Für die Raubtiere selber ist aktuell allerdings die wichtigste Zeit des Jahres – in diesen Tagen und Wochen im Mai bringen sie ihren Nachwuchs auf die Welt.

Das Gamserrugg-Rudel dürfte auch Nachwuchs bekommen

Das wird auch die Zeit sein, zu der man definitiv sagen kann, wo im Kanton St. Gallen in diesem Jahr Wolfsrudel (per Definition mindestens ein Elternpaar mit Nachwuchs als Familienverband) unterwegs sein werden. Simon Meier, beim Anjf Leiter der Abteilung Jagd, rechnet damit, dass wie im Vorjahr mindestens drei Rudel im Kanton heimisch sein werden. Zwei davon auf Sarganserländer Boden – namentlich das Schilt- und das Calanda-2-Rudel. Ersteres wird sich voraussichtlich im Raum Weisstannen-, Schils- und Murgtal sowie auf Glarner Boden aufhalten. Die Calanda-Wölfe bewegen sich im Taminatal und in den angrenzenden Bündner Gebieten. Hinzu kommt das Gamserrugg-­Rudel, das beidseits der Churfirsten und im Werdenberg unterwegs ist. Wie Meier erklärt, ist davon auszugehen, dass sie allesamt auch dieses Jahr Nachwuchs haben werden.

Einzelwölfe auch im Rheintal und Toggenburg

Kommt es, wie erwartet, werden im Kanton mindestens gleich viele Wölfe wie im letzten Jahr unterwegs sein. So wurden durch Abschüsse im vergangenen Jahr ausschliesslich Jungtiere dezimiert. An ihre Stelle tritt nun voraussichtlich der neue Nachwuchs. Zu den Rudeln sind im Sarganserland und im Kanton auch noch Einzelwölfe un­terwegs. Unter anderem auch im Toggenburg und im Rheintal. Ob sich im Kanton St. Gallen noch weitere Rudel bilden, ist offen. Der Platz im Sarganserland dürfte mit dem Schilt- und dem Calanda-2-Rudel erschöpft sein. Anders sieht es gemäss Meier im nördlicheren Kantonsteil, beispielsweise rund um den Alpstein, aus. Dort stände genügend Raum und vor allem auch ausreichend Futter (Hirsche, Rehe, Gämsen) für die Raubtiere zur Verfügung. Meier:

Wir registrieren auch in diesen Gebieten Wolfsaktivität. Im Gebiet um den Alpstein ­wurde ein Wolfspaar mehrfach nachgewiesen. Ob dieses Nachwuchs zeugt, bleibt abzuwarten

 

Der Luchs macht weniger Schlagzeilen

In den Wäldern der Region gibt es neben dem Wolf mit dem Luchs auch noch ein weiteres grösseres Raubtier. Auf dessen Speiseplan stehen hauptsächlich Rehe und Gämsen. Nutztierrisse sind selten. Weshalb der Luchs keine Schlagzeilen schreibt. Im Kanton St. Gallen bewegt er sich vor allem nördlich der Autobahn Chur – Zürich, also etwa in den Churfirsten oder im Toggenburg. Dort ist der Bestand gemäss Meier gut.

Zurück zum Wolf und ein Blick über die Kantonsgrenze: In Graubünden zählte das dortige Jagdamt im letzten Jahr acht Wolfsrudel und zwei Rudel, die an der Kantonsgrenze leben – eines davon ist das Calanda-­2-Rudel. Hinzu kommen sechs Wolfspaare, welche zusätzliche Rudel bilden könnten. Auch das Revier des Beverin-Rudels, das ausgemerzt wurde, ist bereits wieder von einem Paar besetzt worden. Welche neuen Rudel es geben wird, klärt sich dann ebenfalls im Sommer.

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