21.10.2018

Alleinerziehende entlasten

Alleinerziehende haben den belastenden Spagat zwischen Familie und Beruf zu leisten. Daniela Huber hilft ihnen dabei. Unterstützt von ihren Töchtern, hat die 54-Jährige ihr Projekt mit Vereinsstrukturen versehen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererBei der Vereinsgründung im Jahr 2010 war Daniela Huber bei der Stadt Bülach für die Betreuung von Kindern angestellt. In vier Schulhäusern hat sie gearbeitet, auch für den Mittagstisch.Was das Alleinerziehen bedeuten kann, hat sie rasch festgestellt. Ein Erstklässler fiel negativ auf, verhielt sich aggressiv. Es stellte sich heraus, dass dieser Bub daheim am Morgen nicht nur sich selbst überlassen war, sondern er zudem die jüngere Schwester zu betreuen und sodann mit ihr die Tagesbetreuung aufzusuchen hatte.Ein Problem wie dieses lasse sich stets mit der gleichen Art von Hilfe lindern – mit Entlastung, sagt die in St. Gallen aufgewachsene Daniela Huber, die bereits in mehreren sozialen Institutionen Betreuungsarbeit geleistet hat. Seit zweieinhalb Jahren ist sie in Wolfhalden zu Hause.Der Verein, der die Entlastung von Alleinerziehenden bezweckt, heisst Herzzeit; wer sich engagiert, schenkt ehrenamtlich Zeit. Das Ziel sind Lebensmut und Lebensfreude.Verein soll sich nicht verzettelnDaniela Huber selbst kann einen halben Tag pro Woche Unterstützung leisten. Tochter Nadine (28) hat während Jahren die Buchhaltung gemacht und ist jetzt Revisorin. Ihre Schwester Larissa (26) war am Anfang Aktuarin und gestaltete das Logo. Dem Vereinsvorstand gehören heute ausser Daniela Huber die im Raum Zürich lebenden Chris Ory und Jörg Hacker an.Unter den Menschen, die Daniela Huber schon begleitet hat, ist eine kurdische Familie. Es ging darum, zwischendurch das Kind zu betreuen, der Familie zu helfen, sich in der Schweiz zurechtzufinden, die gesundheitlich angeschlagene Mutter aufzumuntern und einen ge­wissen sozialen Kontakt zu ermöglichen.Mit einer Frau, die an Multiple Sklerose litt, begab sich Daniela Huber ab und zu ins Hallenbad; mit einem Witwer, dessen Frau an Krebs gestorben war und der selbst an Demenz litt, verbrachte sie ebenfalls Zeit.Dass sie die Hilfe heute auf Alleinerziehende beschränkt, hat einen simplen Grund: Sie will sich nicht verzetteln. In ihrer Wohnregion wird sie von einem pensionierten Ärztepaar unterstützt, das ebenfalls bereit ist, ehrenamtlich begleitende Arbeit zu leisten.Als Helfer in guter Verfassung seinDaniela Huber hat im Sinn, die Möglichkeiten des Vereins zugunsten begleitenden Wirkens zu erweitern, einsatzfreudige Kräfte zu gewinnen und die Finanzierung nicht nur mit dem Jahresbeitrag von 50 Franken, sondern auch über Spenden sicherzustellen. Ausserdem ist die Durchführung einer monat­lichen Veranstaltung (mit Kinderbetreuung in einem Nebenraum) geplant.Dieser Anlass soll immer am gleichen Ort stattfinden; wo, ist noch offen, Daniela Huber sagt, möglicherweise im Raum Rhein-eck–St. Margrethen.Wer begleitend wirken möchte, sollte seelisch natürlich in guter Verfassung sein. Er hilft auf vielfältige Weise – etwa im Kontakt mit Ämtern, schulisch, beim Aufräumen oder beim Einkaufen. Es geht darum, Alleinerziehende mit ihren Kindern aus einer Negativspirale herauszuführen und Unterstützung zur Selbsthilfe zu leisten.Daniela Huber hat immer wieder die schöne Erfahrungen gemacht, dass schon ein erstes Vorbeischauen ein kleines Wunder in Gang setzen kann: Allein die Tatsache, dass jemand entlastend mithilft, bewirkt, dass eine Familie sich schon mal deutlich besser fühlt.