05.03.2018

Alleingang bestraft

Kommentar

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Der Grenze zur Gehässigkeit, die im Wahlkampf mitunter erreicht wurde, haben sich die beiden Kandidaten nie ge­nähert. Sowohl den Wahlsieger Richard Dünser als auch den unterlegenen Niklaus Köppel zeichnet Fairness aus.Das Wahlergebnis ist zugleich überraschend und folgerichtig. Die Deutlichkeit, mit der Dünser gewann, hatte wohl niemand erwartet, die Kandidaten am allerwenigsten. Immerhin stand hinter dem hiesigen Köppel, einem amtierenden Schulrat, die CVP, in Widnau nach wie vor eine kleine Macht.Aber Dünser, Personalchef bei Stadler Altenrhein seit fünf Jahren, hatte den Vorteil enormer Führungserfahrung sowie eine bedeutsame Empfehlung im Sack: Eine Findungskommission hatte ihn als einzigen der Bewerber fürs Schulpräsidium vorgeschlagen, während Köppel darauf verzichtet hatte, sich dem Auswahlverfahren zu unterziehen. Zusammen mit der CVP bevorzugte er den Alleingang, obschon die Bildung einer Findungskommission von der Gemeinde (und somit indirekt auch von ihm selbst als Schulratsmitglied) vorgeschlagen worden war.Das kam schlecht an, sowieso bei FDP, SVP und Widnau plus, die sich einhellig für eine Findungskommission ausgesprochen hatten.Warum, so fragte man sich, ist ein Kandidat nicht bereit, seine Eignung durch ein unabhängiges Gremium prüfen zu lassen? Warum, wunderten sich viele, schert die CVP aus, anstatt für ein wichtiges – noch dazu (hoffentlich) unpolitisches! – Amt mit den anderen Dorfparteien zusammenzuspannen, wie diese es taten?Nun, Niklaus Köppel wollte das Amt und die CVP hat ihn zum Verzicht auf die Bewerbungsprozess-Teilnahme zumindest ermutigt. Köppel stand schon früh zu seiner Kandidatur, was jedermanns gutes Recht und an sich ja sympathisch ist, angesichts der gegebenen Umstände allerdings problematisch war. Er und die CVP sagten sich selbstbewusst: Möge das Volk entscheiden.Das hat dieses Volk nun getan – mit einem so klaren Ergebnis, dass es dem Wahlsieger Richard Dünser den Amtsantritt angenehm macht.Die unmissverständliche Botschaft an alle Parteien, mit Blick in die Zukunft, ist diese: Extrazügli in einer fürs Dorf wichtigen Sache werden nicht geschätzt. Ganz und gar nicht.Gert Bruderergert.bruderer@rheintalmedien.ch