11.07.2018

Alles anders machen – oder nicht?

Das Publikum des Diogenes-Theaters wird im August Zeuge einer Zeitreise sein. In der Eigenproduktion stellt sich die Frage, ob es wirklich klug wäre, seinem jüngeren Ich zu sagen, welche Folgen seine Entscheide haben.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerDie Moral von der Geschicht’ verrät die Theatergruppe des Diogenes-Theaters für einmal bereits vor der Premiere, und zwar auf dem Programmblatt zu dieser neuesten Eigenproduktion: «Wüsste man die Zukunft, wäre die Zeit zwecklos!», heisst es darauf. Damit ist nun allerdings noch gar nichts verraten, und manch einer würde womöglich die in den Raum gestellte Behauptung sogar bestreiten wollen. Mehr als eine theoretische Diskussion dürfte daraus aber kaum werden.In «Zurück auf Anfang», einem Stück des französischen Philosophen und Theaterautors Éric-Emmanuel Schmitt, wird der Protagonist aber genau mit dieser Frage konfrontiert: Alexandre wird plötzlich ohnmächtig. Als er zu sich kommt, sieht er sich in der Zeit zurückversetzt. Der gut 60-Jährige begegnet seinem 25-jährigen Ich, und zwar just an jenem schicksalsträchtigen Tag, an dem er selbst einst durch seine Entscheide die Weichen seines Lebens gestellt hat. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frauen, die ihm in seinem Leben wichtig waren, um Betty, Cassandre und Moira. Und um seine Grossmutter Mamie Lou. Soll er es darauf ankommen lassen und sein jüngeres Ich unbeeinflusst selbst entscheiden lassen? Oder soll er ihm, wo er nun ja die Gelegenheit dazu hätte, sagen, wie er selbst einst entschieden hat – und auf welches Unglück er zusteuert?!Nach «Acht Frauen» und «Giulias Verschwinden» hat die Thaler Regisseurin Kristin Ludin erneut ein faszinierendes Stück gewählt, welches feinsinnigen Humor ausstrahlt, aber auch einiges an philosophischem Tiefgang. Untermalt und in ihrer Wirkung verstärkt wird die spannend inszenierte Handlung mit Musik des Hackbrettvirtuosen Töbi Tobler. Man darf sich auf die Aufführung freuen. Und man sollte auf schönes Wetter hoffen, denn dann wird das Stück im idyllischen Garten gezeigt. Bei ungünstiger Witterung würde man auf die Bühne des Kleintheaters ausweichen.Premiere ist am Freitag, 10. August. Danach sind sieben weitere Vorstellungen geplant: am Samstag, 11. August, Mittwoch, 15. August, Donnerstag, 16. August, Dienstag, 21. August, Mittwoch, 22. August, und am Freitag, 31. August; Derniere ist am Samstag, 1. September. Der Vorverkauf läuft bereits. Tickets bekommt man online auf der Homepage des Diogenes-Theaters oder in der Sternen-Apotheke an der Marktgasse 1.www.diogenes-theater.chFünfte Eigenproduktionsgruppe um Willy HutterDas Diogenes-Theater feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen gleich mit vier Eigenproduktionen: mit dem Programm «55° Nord» des Diogenes-Chors im Februar, mit dem erstmaligen Auftritt des Altstätter Senioren-Theaters AST im Frühling, mit einem Kinderzirkus am kommenden Wochenende und eben mit der Theatereigenproduktion «Zurück auf Anfang» im August. Die Kumulation war des Jubiläums wegen gewollt, sagt Co-Präsident Michel Bawidamann. Dies bedeutet aber nicht, dass es dafür nächstes Jahr nur Gastspiele geben wird. Tatsächlich seien für 2019 bereits jetzt drei Eigenproduktionen geplant: Das Senioren-Theater sei topmotiviert und wolle nächstes Jahr im Spätherbst bereits mit der zweiten Inszenierung auf die Bühne, im September 2019 werde der Diogenes-Chor ebenfalls bereits wieder mit einem neuem Programm zu sehen und zu hören sein.Und dann werde nächstes Jahr im Juni erstmals eine neue, weitere Eigenproduktionsgruppe zu sehen sein: Willy Hutter hat sich dem Diogenes-Theater angeschlossen, verraten Heidi und Michel Bawidamann während der Proben zu «Zurück auf Anfang». Hutter hat als Regisseur das Nostalgietheater Balgach geprägt, das vor Kurzem aufgelöst wurde. Es werde im Diogenes aber keine Kopie des Nostalgietheaters geben, sagt das Co-Präsidenten-Paar; das sei schon wegen der geringeren Dimensionen nicht möglich. Man darf also gespannt sein, was Willy Hutter im Kleintheater auf die Beine stellen wird. (mt)