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Hundesport 02.10.2025

Am fünften Wettkampf wurde Herzkaro schon Schweizer Meisterin

Herzkaro ist gerade mal 18 Monate jung und schon Schweizer Meisterin im Coursing. Es ist die Geschichte einer besonderen Hündin – und eines Zuchterfolgs der Balgacherin Alexandra Bieri und ihrer Zucht Tumainia Whippets.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.10.2025

Sie sei gerade mitten im Umzug von Balgach nach Widnau, sagt Alexandra Bieri. Die Zeit für die Geschichte von Herzkaro nimmt sie sich aber gern. Die humorvolle Frau lädt zu sich nach Hause ein, wo die Hunde im grosszügigen Garten herumtollen. Einer von ihnen, die Jüngste, hat kürzlich die Schweizer Meisterschaft im Coursing gewonnen. Eine Medaille und ein besonderes Deckchen gab es für die blonde Hündin, die auf dem Foto zu lachen scheint.

Coursing ist ein Sport, der dem Naturell der Windhunde – in diesem Fall sind es die kleineren Whippets – entspricht. Die Hunde jagen über rund 700 kurvige Meter einer Hasenattrappe nach, eine Jury beurteilt sie nach verschiedenen Gesichtspunkten. Sie sind schnell, wendig, zielstrebig. Richtungswechsel gelingen in Sekundenbruchteilen. Alexandra Bieri sagt:

Coursing befriedigt den Jagdinstinkt in den Hunden. Windhunde sind die am schnellsten startenden Säugetiere der Welt und lieben solche Aufgaben. Auch meine Hunde.

Fünf Beurteilungspunkte und mehrere wichtige Faktoren

Die Noch-Balgacherin erklärt, worauf es im Coursing ankommt, denn im Gegensatz zu Bahnrennen geht’s hier nicht nur um das Tempo. Die Richter beurteilen dieses natürlich, aber auch die Wendigkeit, den Eifer, die Ausdauer sowie die Jagdlust des Hundes. Und es geht darum, dass sie der Attrappe wirklich folgen und den Weg nicht extrem abkürzen. «Hunde sind intelligente Tiere. Da kann es schon vorkommen, dass einer sich nicht veräppeln lässt und im Ziel auf die Ankunft der Hasenattrappe wartet», sagt Alexandra Bieri lachend.

Aufmerksam und zielstrebig: Whippet Herzkaro wartet auf ihren Einsatz.
Aufmerksam und zielstrebig: Whippet Herzkaro wartet auf ihren Einsatz.
Bild: pd

Sie zeigt ein Video von einem Wettkampf. Entlang einer Schnur geht die Hasenattrappe ihren Weg, scheint zu fliegen, so schnell ist sie. Die Hunde machen sich auf die Pirsch, folgen ihr. 55 bis 60 km/h erreicht ein Whippet, im Coursing sind immer zwei gleichzeitig unterwegs.

«Das bringt eine gewisse Verwirrungsgefahr. Begeht ein Hund einen Fehler, macht der zweite diesen aus Versehen vielleicht auch. Das macht den Wettkampf auch spannend», sagt Alexandra Bieri. Weiter kann Coursing ein wenig mit einem Skirennen verglichen werden, denn die Kurssetzung kommt nicht allen Hunden gleich entgegen. «Manche laufen lieber links herum, andere lieber rechts herum», sagt Bieri. Und natürlich sei auch die Tagesform entscheidend.

Schweizer Meisterschaft war eine knappe Sache

Diese stimmte bei Herzkaro, als es vor anderthalb Wochen an die Schweizer Meisterschaft nach Lotzwil BE ging. Ein solcher Tag ist lang. Los geht’s mit der Fahrt, dann stehen Kontrollen an, ehe es ans Eingemachte geht. Die Hündin wird ärztlich kontrolliert, danach wärmt sie sich wie jede andere Sportlerin vor einem Wettkampf auf, damit die Muskeln warm sind. Und nach einer Wartezeit geht’s dann los.

Die Hunde merken, wenn der Wettkampf beginnt. Sie schauen einen mit einem Gesichtsausdruck an, als wollten sie sagen: Gehen wir jetzt endlich?

 

15 Hündinnen liefen in der Kategorie von Herzkaro um den Meistertitel. Sie mussten zwei Durchgänge absolvieren: zuerst mit einem ausgelosten Mitläufer, danach quasi in einem Final gegen einen, der in der ersten Runde ungefähr gleich gut abgeschnitten hat.

Bei Hund und Halterin war die Freude über den Meistertitel in Lotzwil gross.
Bei Hund und Halterin war die Freude über den Meistertitel in Lotzwil gross.
Bild: pd

 

«Bei den Whippets sind die Punktzahlen immer ziemlich ähnlich, weil sie genau gleich laufen. Die Jury muss Fehler suchen, um Abzüge vorzunehmen», erklärt Alexandra Bieri. Herzkaro musste am wenigsten solche hinnehmen – und wurde mit drei Punkten Vorsprung Schweizer Meisterin.

In der Rangliste sind drei Hündinnen der Balgacher Zucht Tumainia zu finden. Neben Herzkaro sind dies ihre Halbschwester Fleur d’Or, die Rang vier erreichte, sowie ihre Vollschwester Herzrose, die den 13. Platz belegte. Sie ist zurzeit im Läufigkeitstief, was die Leistung in Sachen Ausdauer und Geschwindigkeit beeinträchtigt. Sie wird zwei Monate brauchen, bis sie wieder auf ihr volles Leistungsvermögen kommt, während ihre Schwester just auf die SM auf dem höchsten Niveau lief.

Meisterin ist Tochter einer fünffachen Meisterin

Dabei hat Herzkaro noch gar nicht viel Coursing-Erfahrung. Nach der Geburt dauert es zum Wohl der Hündin 15 Monate, bis sie starten darf – und sie ist erst 18 Monate alt. Die Schweizer Meisterschaft war erst ihr fünftes Coursing, doch schon in drei der vier vorhergehenden lief sie auf das Podest, davon zweimal zuoberst.

Ein Sieg mit Ansage? Vielleicht schon. Denn Herzkaros Mutter Avanne of Goldenblue war selbst fünfmal Schweizer Meisterin und Alexandra Bieri besitzt seit 1994 Whippets und züchtet diese Rasse seit 25 Jahren auch. Sie macht dies nicht aus wirtschaftlicher Motivation, sondern aus Leidenschaft, hatte auch «erst» acht Würfe in dieser Zeit. Bieri erklärt:

Ein Wurf bedeutet sehr viel Arbeit. Diese liebe ich und mache ich sehr gern, aber sie ist nicht mein Job.

Eine Leidenschaft sind auch die Wettkämpfe. Die Schweizer Meisterschaft war der Höhepunkt dieses Jahres, doch bald soll es für Herzkaro auch auf internationale Kurse gehen. Dafür reist Alexandra Bieri an weit entfernte Wettkämpfe, etwa nach Bratislava. Denn sie verfolgt ein Ziel: «Im nächsten Jahr findet in Dänemark die Weltmeisterschaft statt. Dort will ich unbedingt dabei sein.» Im Oktober 2027 wird die WM dann in Maienfeld ausgetragen.

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