04.07.2022

Ambulatorium im früheren Spital wird rege genutzt

In den ersten 90 Tagen wurden über 2500 Konsultationen verbucht. Entsprechend ist auch der Tag der offenen Tür im neuen medizinischen Ambulatorium in Heiden auf Interesse gestossen.

Von Isabelle Kürsteiner
aktualisiert am 02.11.2022
Verwaltungsratspräsident und ehemaliger Chefarzt Medizin am Spital Heiden, Othmar Kehl, Grub, brachte es auf den Punkt: dass mit dem medizinischen Ambulatorium (MAiH), das am 4. April seinen Betrieb aufnahm, der Erhalt einer wohnortnahen, erweiterten Gesundheitsversorgung mit Haus- und Spezialärzten im Vorderland erreicht worden sei und damit eine persönliche, konstante Betreuung von Patientinnen und Patienten.Das Konzept MAiH sei zukunftsweisend, weil es für Ärztinnen und Ärzte, aber auch für das gesamte medizinische Personal ein zeitgemässes Arbeitsmodell biete, mit der Mitausbildung von Hausärztinnen und -ärzten dem regionalen Ärztemangel vorbeuge und das Potenzial für einen weiteren Ausbau und Kooperationen beinhalte. Mit dem Betreuungszentrum Heiden bestehe bereits eine wichtige Zusammenarbeit.Dessen Team hatte am Freitagabend denn auch ein reichhaltiges Apéro-Buffet hingezaubert. Zum Schluss ging der Dank von Othmar Kehl an das aktuelle Team und an alle, die das Projekt MAiH unterstützt und ermöglicht hätten, wie die Gemeinde Heiden, der Kanton Appenzell Ausserrhoden, der Svar und die grosse Fangemeinde im Appenzeller Vorderland. Er endete mit den Worten: «Hoch soll es leben!»Engagiertes PersonalDie geschäftsleitende Ärztin, Pascale Brei, und der Arzt Thomas Langer interpretierten das MAiH für einmal wie folgt: M wie Mitarbeiter – ohne deren unglaublichen Einsatz das Gesundheitszentrum nicht in weniger als einem Jahr hier hätte stehen können. Stellvertretend dankten sie Irene Bruderer, ehemals Leiterin des Labors am Spital Heiden. Der Dank von Pascale Brei ging ebenso an Regierungsrat Paul Signer für sein stets offenes Ohr. Thomas Langer erläuterte das A mittels Ambitionen und nannte Ausbildung von Ler­nenden oder Förderung von Frauen. Es arbeiten am MAiH alle nichtärztlichen Mitarbeiterinnen in Teilzeit. Dies ermögliche eine gute Verbindung von Familie und Beruf. Wie Kehl betonte Langer die Wichtigkeit einer ausreichenden, regionalen Grundversorgung. Dies gelinge, denn in den ersten 90 Tagen seien schon über 2500 Konsultationen verbucht worden. Weiter würden ab Herbst 2022 angehende Hausärztinnen und -ärzte ausgebildet.Regionales ProjektDas I stehe für Initiative, erklärte Pascale Brei, denn es sei wunderschön zu sehen, was entstehen könne, wenn so viele Leute an etwas glaubten. Das H, so Thomas Langer, stünde für Heiden. Er dankte der Gemeinde Heiden und dem Verein Appenzellerland über dem Bodensee (AüB) für die grosszügige und engagierte Unterstützung des Projekts. «Heiden haben wir als Standort gewählt. Wir sehen uns aber als regionales Projekt mit Strahlkraft im gesamten Vorderland und der angrenzenden Gebiete.»Regierungsrat zieht Hut vor UnternehmungsgeistPaul Signer betonte, dass es sich der Regierungsrat nicht leicht gemacht habe mit dem Entscheid, kein Spital in Heiden mehr zu führen, als sicher war, dass der Spitalverbund Heiden verlassen würde, da viele Verquickungen bestanden hätten. Dann lobte er das Unterneh­merinnentum von Pascal Brei. Dank ihr und dem MAiH-Team sei hier Neues entstanden.Gallus Pfister, Gemeindepräsident von Heiden, freute sich über das grosse Interesse, auf das dieses geschaffene Angebot stosse. Damit sei die Gesundheitsversorgung sichergestellt, auch unterstützt vom Regierungsrat als Vertreter des Gebäudeeigentümers. Ausserdem hätten Arbeitsplätze geschaffen werden können. Derzeit seien tausend Quadratmeter belegt, weitere 2500 Quadratmeter könnten für Gesundheitsthemen noch genutzt werden. Daran gelte es weiterhin zu arbeiten.Hohe Besuchszahl am SamstagDer Tag der offenen Tür am Samstag stiess auf reges Interesse. Zu hören war: «Wenigstens haben wir wieder etwas Regionales» oder «Man muss nicht immer in die Stadt». Immer wieder tauchte auch die Frage nach Notfallbehandlungen ausserhalb der Hausarztpraxis auf. Noch ist das MAiH kein «Walk-in-Projekt», viele Besuchenden hoffen aber darauf, für den Notfall dort baldmöglichst eine Anlaufstelle dafür zu bekommen.Breites AngebotFolgende medizinische Fachgebiete sind am MAiH vertreten: Allgemeine Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Handchirurgie, Hausarzt und Facharzt für Innere Medizin, Innere Medizin und Gastroenterologie, In­nere Medizin und Pneumologie, Nephrologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Urologie. Weiter bestehen eine Physiotherapie, ein Operationssaal für kleinere chirurgische Eingriffe, ein Labor und die Spitex Appenzeller Vorderland hält im MAiH Sprechstunden ab.