Mit welchem Gefühl sind sie am Tag der Jubiläumsfeier aufgestanden?
Mit einem guten! Ich hatte auf schönes Wetter gehofft, das es dann ja auch gab. Ich war im Vorfeld nervös. Weil das Restaurant Kreuz in Montlingen schliesst, musste ich kurzfristig einen anderen Ort für die Feier finden.Sind Ihre Sanitätsdienste so gefragt wie eh und je?
Ja, definitiv. Es sind immer mehr Veranstaltungen geworden, bei denen wir Sanitätsdienst leisten – die letzten beiden Jahre ausgenommen. Da ist alles dabei: Turnerveranstaltungen, Fussballturniere, Ringen. Und die Anlässe sind meistens am Wochenende. Dieses Jahr sind es bereits 26 Wochenendeinsätze.Haben Sie genug Leute für die Wochenendeinsätze?
Eine Zeit lang war es mühsam, genug Leute zu finden. Jetzt ist es etwas besser. Wir konnten vor Kurzem zwei junge Frauen und einen Mann hinzugewinnen, die aktuell die Samariterausbildung mit Zertifikat zum Sanitätsdienst absolvieren.Im vergangenen Dezember haben Sie aber die Gruppe für Jugendsamariter «Help» aufgelöst. Warum?
Wir hatten in den vergangenen acht Jahren immer weniger Kinder, die zu den Jugendsamaritern kamen. Am Ende waren es noch drei. Das lohnt sich nicht mehr. So lösten wir «Help» nach 16 Jahren auf. Interessieren sich die Kinder nicht für Erste Hilfe?
Die Kinder hatten bei uns immer den Plausch. Aber heute haben die meisten ein grosses Programm. Neben dem Fussball oder der Musik bleibt wenig Zeit für eine Übung, obwohl die nur einmal monatlich stattfand.Sorgen Sie sich um die Zukunft des Samaritervereins Oberriet?
Nein. Mit Werbung lassen sich durchaus neue Mitglieder gewinnen. Die zwei jungen Frauen hat meine Tochter bei einem Nothilfekurs an einer Oberstufe überzeugt. Online müssen wir uns aber verbessern und die Jungen gezielter auf den sozialen Medien ansprechen.Früher haben Sie mit der Feuerwehr kooperiert, heute nicht mehr. Warum?
Heute sind die Feuerwehrleute sehr gut im Bereich der Ersten Hilfe ausgebildet. Daher bieten sie uns nicht mehr auf. Eine Ausnahme wäre ein grosser Unfall, der mehr ausgebildetes Personal erfordert. Spüren Sie in der Region Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Ja, die Vereine und die Gemeinde rühmen uns oft. Die Ringer begrüssen uns an den Wettkämpfen immer, was bei anderen Anlässen nicht unbedingt der Fall ist.Sie retteten 2016 das Leben eines Ringers. Das rüttelt auf.
Ich darf das kaum erzählen, aber: Ich sass an jenem Tag am Ring und dachte, dass eigentlich etwas passieren muss, damit die Leute begreifen, warum es uns braucht. Ich habe natürlich niemandem Schlechtes gewünscht!Wie haben Sie den Moment erlebt?
Ein Ringer erlitt plötzlich einen Herzstillstand. Mein Mann, der auch Sanitäter ist, rannte zum Defibrillator. Ich begann mit der Herzdruckmassage und meine Kollegin mit der Beatmung. Ich nahm gar nicht wahr, dass um uns ein Sichtschutz aufgebaut wurde. Aber ich weiss noch genau, wie plötzlich wieder Leben in die Augen dieses 18-jährigen Burschen zurückkehrte. Das war ein wundervoller Moment.