«Ich bi düra!», ruft Au-Bernecks Captain Mario Zivic in der 85. Minute Richtung Trainerbank. Doch der Trainer, Daniele Polverino, hört ihn nicht. Er spürt den Druck, den die gegnerische Mannschaft immer mehr entwickelt, tigert an der Seitenlinie hin und her, schreit Aufmunterungen auf den Platz und winkt die Stürmer zurück.
Hinter den Ball!
Die 2:0-Führung muss unbedingt über die Zeit gerettet werden. Es gelingt nicht. Ems trifft zum 2:1. Es wird noch hektischer. Aber dann ist die lange Nachspielzeit abgelaufen. Den Sieg haben die Auer erzittert.
Nicht berauschend, aber «wir haben gekämpft»
Diese letzten paar hektischen Minuten reichen dem Auer Captain für einen bemerkenswerten Schlussspurt. Statt auf der Bank zu sitzen, dribbelt er in der Nähe der Cornerfahne und lässt viel Zeit verstreichen. Der Trainer, nach dem Abpfiff besonnen und ruhig, zieht Bilanz:
Es war kein berauschendes Spiel, aber wir haben gekämpft. Ich gratuliere den Spielern zu dieser Leistung.
Zum Captain sagt er: «Er ist ein Leader. Ich kann nicht auf ihn verzichten.»
Bester Torschütze des Teams

Der Captain spielt im offensiven Mittelfeld. Er hat Zug zum Tor und kommt in der ersten Hälfte zweimal zu guten Abschlüssen. Ohne in diesem Spiel zum Torerfolg zu kommen, beweist er, warum er mit neun Treffern bester Torschütze der Mannschaft ist. Er strahlt Ruhe aus und hat eine gute Übersicht.
«Mein Vorbild ist Luca Modric», sagt Mario Zivic. Auch er ein Mittelfeldspieler, auch eher klein, und auch aus Kroatien, so wie Zivics Eltern. Mario ist in der Schweiz geboren, ist Doppelbürger. Modric, der kroatische Nationalspieler, hat jetzt grad sein Ende bei Real Madrid angekündigt. Und Zivic? Er schmunzelt und sagt: «Nein, ich bin jünger, werde in diesem Jahr dreissig und will noch eine Weile spielen.»
Vom Bodensee ins Rheintal
Mario Zivic wächst in Rorschach auf, nur unweit des «Pesta», wie man am See den Fussballplatz nennt. Dort macht er kurze erste Erfahrungen, aber die Juniorenzeit verbringt er beim FC St. Gallen. Es folgt eine Phase in Liechtensteins Nachwuchs, dann kommt er beim FC Rorschach mit 17 Jahren in der ersten Mannschaft zum Einsatz. Mit seinem Trainer Pepi Memoli wechselt er von Rorschach nach Au und feiert den Aufstieg in die 2. Liga.
Er spielt jetzt im Rheintal, geht nach dreieinhalb Jahren in Au zu St. Margrethen und nach einem weiteren Jahr für zwei Saisons nach Montlingen, wo er im unvergessenen Cupspiel gegen Basel (0:3) zum Einsatz kommt. «Dieser Match war ein wunderschönes Erlebnis», so Zivic. Dann wechselt er zurück zu Au-Berneck, wo er schon seit acht Jahren zum Stamm der Mannschaft gehört. Und er wohnt wieder nicht weit vom Fussballplatz entfernt.
Mir gefällt es hier. Im Team haben wir ein gutes Verhältnis. Jeder kämpft auch für den anderen. Die beiden Trainer ergänzen sich gut – und wir haben eine wunderbare Sportanlage.
Neuer Schwung dank neuer Spieler
Von so viel Begeisterung doch noch zu den Sorgen. Diese Saison beginnt miserabel. In der Winterpause deutet alles auf den Abstieg hin. Aber der Verein stemmt sich dagegen. Sportchef Moreno Lamorte sagt:
Trainer Daniele Polverino und sein Assistent Didi Metzler bekamen den Auftrag, Verstärkungen zu verpflichten. Das gelang ihnen perfekt.
Die vier neuen Spieler geben diesem Team wieder Schwung. Im Spiel gegen Ems fallen zwei davon besonders auf: Torhüter Marc-Andre Bursac durch Sicherheit und Ausstrahlung, Stürmer Amir Dervisevic durch seine zwei Tore.
Auch die Partnerin spielt Fussball
Mario Zivic, am See aufgewachsen, ist immer noch mit dem Bodensee verbunden. Er arbeitet bei der Firma Petralli Hauswartungen in Arbon als Disponent. Aber er bleibt in Au. In diesem Sommer heiratet er. Lara Pizzingrilli ist Lehrerin in Goldach – und Fussballerin. Sie spielt bei den Frauen Au-Rheineck, meistens im defensiven Bereich. Sie war auch schon Trainerin.

Im Gespräch nach dem Spiel ist die Captainbinde am rechten Oberarm verschwunden. Fussball weg. Am Arm prangt ein Tattoo, ein langer Text. Auf kroatisch. Nur das letzte Wort kann ich lesen. «Amen.» Es ist das Vaterunser. «Ich bin Christ», sagt er. Und dann halt auch immer noch Fussballer: «Wir steigen nicht ab.»
Au-Berneck-Captain Mario Zivic ist überzeugt: «Wir steigen nicht ab»