Fussball vor 2 Stunden

Auch der Widnauer im Diepoldsauer Team ist gar nicht zufrieden

Der FC Diepoldsau-Schmitter verliert im kleinen Drittliga-Derby in Widnau gegen die zweite Mannschaft des FCW wegen eines späten Gegentores mit 0:1. Der Diepoldsauer Aussenverteidiger Noe Rieser sagt es deutlich: «Wir haben alle schlecht gespielt.»

Von Beni Bruggmann
aktualisiert vor 2 Stunden

Es ist ein merkwürdiges Spiel, dieses kleine Derby zwischen Widnau II und Diepoldsau I. Im Mittelfeld, wo genug Spielraum zur Verfügung steht, zeigen die jungen, talentierten Widnauer und die etwas routinierteren Diepoldsauer durchaus gefälligen Fussball mit guten Ideen und schönen Kombinationen. Aber in Strafraumnähe ist es mit dieser Fussballherrlichkeit vorbei, und zwar gründlich. Umständlich, zögerlich, kompliziert. Fehlpässe und Missverständnisse gehören dazu. Und wenn Diepoldsaus Angreifer doch noch einen Schussversuch wagen, verfehlen sie das Tor deutlich.

Entscheidung

In der Schlussphase spürt Diepoldsaus Noe Rieser, dass mit dieser Spielweise nichts zu holen ist, ja, dass der Gegner besser ins Spiel kommt. «Chömed jetzt, das Spiel verlüred mer nöd!», spornt er die Mitspieler an, doch im nächsten Moment, es ist die 75. Minute, gelingt es dem FC Widnau, seinen schönen Spielzug bis in den Strafraum zu verlängern. Finn Metzler flankt von der rechten Seite zur Mitte, Yusuf Yilmaz lenkt den Ball per Kopf zum Siegtreffer ins Tor.

Strafpredigt

Nach dem Spiel stehen die Diepoldsauer Spieler lange mit gesenkten Köpfen im Kreis und hören sich die Strafpredigt ihres Trainers Patrik Riklin an. Die Zusammenfassung liefert Noe Rieser im Gespräch nach dem Match:

Wenn du keine Tore erzielst, kannst du nicht gewinnen. Wir haben alle schlecht gespielt.

Mit «alle» meint er auch sich.

Komplimente

Noe Rieser spielt als rechter Aussenverteidiger. In den Zweikämpfen ist er zäh, erobert oft den Ball. Dann macht er das Einfache. Das ist in der Regel ein sicheres Zuspiel. Ist sein Team im Angriff, bietet er sich gern in der Offensive an. Bewertung für die Nummer drei: ruhig, kämpferisch, diszipliniert. Also eigentlich nicht schlecht. Aber an diesem Tag reicht das nicht. Der Trainer charakterisiert ihn so:

Noe ist ein positiver Typ. Er kann das Spiel lesen. Er ist routiniert, setzt seinen Körper in den Zweikämpfen gut ein. Und er tut der Mannschaft gut, weil er im richtigen Moment auch einmal einen Spass machen kann.

Noe und Noelia

Noe Rieser wächst in Widnau auf, geht dort zur Schule, macht bei Raiffeisen eine Banklehre, bildet sich an der BMS weiter, arbeitet jetzt bei der St.Galler Kantonalbank in St.Gallen und macht berufsbegleitend in Winterthur ein Studium in Betriebsökonomie. Noelia Lamorte aus Marbach ist seine Freundin. Ihr Hobby ist das Reiten. Sie kommt gern an Noes Spiele und ist auch an diesem Tag dabei.

Warum nicht bei Widnau?

Noe beginnt als kleiner Knirps beim FC Widnau und gehört als Jugendlicher zum Kader der ersten Mannschaft, die in der 2. Liga inter spielt. Er kommt zu wenigen Teileinsätzen, laut Statistik sind es genau 235 Minuten im «Eins».

Es hat für die erste Mannschaft nicht gereicht», sagt er, «aber ich wollte nicht in einer zweiten Mannschaft mit ihren vielen Wechseln spielen.

Der heute 20-Jährige zieht 2023 über den Rhein und ist seither beim FC Diepoldsau-Schmitter daheim, jetzt als Stammspieler im defensiven Bereich.

Warum nicht Torhüter?

Noes Grossvater René Rieser gehört zu den Rheintaler Fussballgrössen. Er war damals in der NLB Torhüter beim FC Altstätten. Als er später als Torhütertrainer im Rheintal wirkt, ist der kleine Noe oft dabei.

Noe Rieser, hier im Duell mit Widnaus Fatlum Rashiti, eroberte viele Bälle.
Noe Rieser, hier im Duell mit Widnaus Fatlum Rashiti, eroberte viele Bälle.
Bild: Remo Zollinger

Und er eifert seinem Opa nach. «In den ersten Fussballjahren stand ich oft im Tor, bestens ausgerüstet mit Opas Goaliehandschuhen», erzählt Noe, «und wenn Opa ein Torhütertraining leitete, war ich häufig dabei.» Aber schon bei den E-Junioren werden die Einsätze im Tor seltener. Noe findet seinen Platz im defensiven Mittelfeld oder eben als Aussenverteidiger.

Warum nicht Musiker?

Noes Vater Sven hat als Junior auch Fussball gespielt, dann aber aufgehört. Sein Hobby ist die Musik. Er spielt Gitarre in einer Band und macht jetzt sogar noch berufsbegleitend eine Weiterbildung in Musiktheorie. Als Präsident des Kulturvereins Widnau schafft er wichtige Ergänzungen im Widnauer Freizeitangebot. Warum also nicht Musiker wie der Vater? Noe hat während kurzer Zeit Gitarre gespielt. «Ich brauche Bewegung, ich brauche das Team, ich brauche den Wettkampf.»

Auch wenn es mal schlecht läuft, Noe bleibt beim Fussball. «Mit einem guten Team kannst du viel erreichen», sagt er. Die Hoffnung lebt.

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